Vor allem in milden Wintern mit wenig Schnee kommen in den Skigebieten immer mehr Beschneiungsanlagen zum Einsatz. In den vergangenen Jahren wurden dort für Schneekanonen und die Anlage von Speicherseen mehrere Millionen Euro investiert.Die Wintersportorte wollen damit den Skibetrieb auch in schneearmen Jahren sicherstellen. Wurde anfangs nur zur Pistenkorrektur beschneit, erfolgt das mittlerweile auch flächendeckend.Axel Doering, Sprecher des Arbeitskreises Alpen beim Bund Naturschutz, macht sich Sorgen um die Umwelt.Frage: Herr Doering, welches Ausmaß hat die künstliche Beschneiung mittlerweile?Antwort: Im gesamten Alpenraum wird bereits eine Fläche beschneit, die der Wasserfläche des Bodensees entspricht. Dabei kommt eine Wassermenge zum Einsatz, die höher ist als die Stadt München pro Jahr verbraucht. Der Stromverbrauch liegt etwas über dem Jahresverbrauch von Nürnberg. Das ist schon sehr energierelevant. Das alleine bringt das Klima zwar nicht um, ist aber ein fatales Signal, wenn man glaubt, mit einem solch großen Energieeinsatz den Winter zurückkaufen zu können.Frage: Welche Folgen hat das für die Umwelt?Antwort: Die Beschneiung mit dem massiven Wassereinsatz wirkt sich auf die Vegetation aus. Da verändert sich das Vegetationsbild in höheren Lagen, weg von den angepassten Hochlagenarten, hin zur Allerweltsvegetation. Um den Kunstschnee effizient einzusetzen, müssen die Pisten zudem besonders gut planiert werden, da jede Unebenheit mehr Kunstschnee zur Präparierung braucht. Im Sommer hat das Ganze zur Folge, dass das Wasser viel schneller abläuft. Die Gefahr von Murenabgängen und Bodenerosion steigt. Bei Hochwasser kommt auch dieses Wasser hinzu, was die Situation insgesamt verschärft. Generell kann man davon ausgehen, dass auf einer Skipiste 35 Mal mehr Wasser abläuft als in einem gesunden Bergmischwald. Das alleine ist noch nicht die große Katastrophe, aber Teil der Katastrophe, wenn sie eintritt.Frage: Welche Alternative gibt es zum Kunstschnee?Antwort: Die Wintersportorte könnten mehr auf Winter- und Schneeschuhwandern setzen. Dafür wird nicht so viel Schnee benötigt. Völlig schneelos werden unsere Winter zudem so schnell nicht werden. Der Schneefall ist aber immer unzuverlässiger und er verschiebt sich zunehmend nach hinten gen Ostern. Problem ist, dass auch bei optimalen Bedingungen die Leute an Ostern weniger Interesse am Skifahren haben. Es wäre wichtig, heute die Alternativen zum Schnee und zum Kunstschnee zu entwickeln. In naher Zukunft wird der Klimawandel den schneegebundenen Wintersport in Lagen bis 1500 Meter immer teurer und dann ganz unmöglich machen.Zur Person: Axel Doering war bis Ende 2012 Revierförster in Garmisch-Partenkirchen. Beim Bürgerbegehren galt der Kreisvorsitzende vom Bund Naturschutz als Frontmann gegen die Olympia-Bewerbung. Außerdem ist er in der Naturschutzorganisation Bund Naturschutz Sprecher im Arbeitskreis Alpen.dpa