Das Unheil nennt der Geschäftsführer der Plose AG in Zahlen: 23 Millionen Euro müssten laut Marzola in das Skigebiet am Brixner Hausberg investiert werden. Beschneiungsanlagen, Wasserspeicherbecken, Schneekatzen. Die Möglichkeit, die Gelder zurückzuzahlen, sieht er dabei nicht.„Wir als Gesellschaft werden uns sicherlich nicht mehr einbringen“, kündigt Marzola an. „Wir haben das bis jetzt getan, über 30 Jahre lang. Jetzt muss man einfach sagen: Leider sind die großen Projekte immer ausgeblieben. Nun gibt’s einfach keine Zeit mehr.“Die Entscheidung des Verwaltungsrats fiel Anfang Februar. Vor wenigen Tagen wurden der Landeshauptmann und der Bürgermeister mittels Brief über den Beschluss in Kenntnis gesetzt. Alessandro Marzola, Geschäftsführer der Plose AGSüdtirol Online: Herr Marzola, was hat der Verwaltungsrat konkret beschlossen?Alessandro Marzola: Konkret wurde beschlossen, dass wir ab sofort in die Wintersaisonen nicht mehr investieren. Es hat sich ein derartiger Investitionsstau aufgebaut, der, unter den aktuellen Rahmenbedingungen, nicht mehr zu bewältigen ist. Bei Verfall der Konzession des Sesselliftes Schönboden werden wir den Skibetrieb einstellen. In der Zwischenzeit werden wir versuchen, uns für den Sommerbetrieb besser aufzustellen.STOL: Sie haben von „Investitionsstau“ gesprochen. Was meinen Sie damit?Marzola: Damit wir nicht den Anschluss verlieren, müssten wir an die 23 Millionen Euro investieren.STOL: Was fehlt auf der Plose?Marzola: Beschneiungsanlagen, zum Beispiel. Wir haben nun vier schlechte Winter erlebt. Solche Investitionen können nicht länger hinausgeschoben werden. Allein dafür müssten gut 9 Millionen Euro veranschlagt werden. Doch kann so eine Investition auf keinen Fall gestemmt werden: Weil nicht genügend Hotelbetten vorhanden sind, ist derzeit nicht ersichtlich, wie sich das Geschäft steigern sollte. Wir möchten, dass 1000 Hotelbetten möglichst rasch realisiert werden, damit man das noch abwenden kann. Ohne zusätzliche Betten ist alles andere nicht mehr realistisch.STOL: Sie wissen nicht, wo das Geld herkommen soll.Marzola: Ja, vor allem, wie wir es zurückzahlen sollen. Wir befinden uns gerade in einer Situation, in der der Zug verpasst wurde. Der Aufwand, der nun nötig wäre, um wieder Anschluss zu finden, ist so erheblich, dass wir ihn nicht schultern können. Nächstes Jahr müssten wir zwei Schneekatzen austauschen. Das kostet 650.000 Euro. Eine Investition, die dem Kunden dabei aber null Nutzen bringt und dem Skigebiet keinen Wettbewerbsvorteil verschafft. Mit unserem Entschluss vom Donnerstag werden die Schneekatzen nun nicht mehr ersetzt. Es werden all diese Arbeiten nicht mehr angegangen. Im Jahr 2018 oder 2019 ist die Schließung dann nicht mehr abzuwenden.STOL: Inwiefern hat das Ergebnis des Seilbahn-Referendums die Entscheidung des Verwaltungsrats beeinflusst?Marzola: Sicherlich hat das Einfluss genommen. Die Tatsache, dass die Seilbahn nicht gebaut wird, verhindert, oder verzögert zumindest, den Bau weiterer Hotels. Für uns sind diese Hotelbetten ausschlaggebend dafür, dass die Plose überlebensfähig bleibt. Wir brauchen zusätzliche Umsätze, um die Investitionen in Angriff nehmen zu können.STOL: Alle Konzentration liegt nun auf der Sommersaison.Marzola: Ja. Dort wollen wir mehr rausholen, die Saison verlängern. Auch unter Einbeziehung des Gebietes rund um St. Andrä, das Mittelgebirge soll aufgewertet werden. Die Sommersaison ist nicht so kostenaufwändig und birgt zudem weniger Risiko. Wie gesagt, wir hatten nun vier Winter, in denen wir es nicht geschafft haben, die Pisten zu öffnen: Unsere Rodelbahn, die eigentlich unser Spitzenprodukt ist, war den heurigen Winter über komplett geschlossen. Bisher mussten wir uns immer aufs Glück verlassen. Und irgendwann lässt einem das Glück im Stich, wenn man ihm nicht die Tür öffnet. Wir setzen nun bescheidene Schritte in eine andere Richtung.Interview: Petra Gasslitter