Gedenkgottesdienst am SamstagAm Samstag, 27. Dezember, findet in der Pfarrkirche Regina Pacis in Bozen um 15 Uhr ein Gottesdienst im Gedenken an Priester Giancarlo Bertagnolli statt. Am Dienstag, 30. Dezember, beginnt um 14 Uhr der Beerdigungs-Gottesdienst in der Pfarrkirche von Fondo im Trentino. Im Anschluss daran erfolgt die Beisetzung im Friedhof von Fondo.Ein Leben im Zeichen des GlaubensDon Giancarlo Bertagnolli wurde am 3. November 1933 in Fondo am Nonsberg in der Provinz Trient geboren und am 14. März 1959 in Trient zum Priester geweiht.Zwischen 1959 und 1963 wirkte er als Kooperator in Branzoll, anschließend als diözesaner Jugendseelsorger in Bozen.Im Jahr 1977 gründete Bertagnolli den Verein „La Strada – Der Weg“, wo er bis zu seiner Pensionierung als geistlicher Assistent tätig war.2012 wurde dem Priester das Verdienstkreuz des Landes Tirol verliehen.Bertagnolli war auch zehn Jahre lang (1990 – 2000) Referent für Freiwilligenarbeit und Pfarrcaritas.Seit November 2010 war er geistlicher Berater des “Centro Sportivo Italiano - Comitato provinciale di Bolzano”.Wo und wann der verstorbene Seelsorger bestattet wird, ist noch nicht bekannt.Hier gelangen Sie zum Kondolenzbuch."Dolomiten"-Redakteurin Luise Malfertheiner führte 2012 ein Interview mit Don Giancarlo Bertagnolli, das wir nun auszugsweise wiedergeben:„D“: Im Gegensatz zu anderen haben Sie immer für Gottes Lohn gearbeitet und sich als Erster in Südtirol für die Drogensüchtigen eingesetzt. Warum?Don Bertagnolli: Ich kann Jesus nie näher sein, als wenn ich mit jenen Menschen ein Stück ihres Weges gehe, die viel Liebe, viel Geduld und Geborgenheit bedürfen. ,Ich war drogenabhängig, am Rande der Gesellschaft, allein und in Schwierigkeiten und ihr seid stehen geblieben ohne verachtenden Blick.' Auch so kann man das Evangelium lesen. Beim Jüngsten Gericht wird mich Jesus nicht fragen, wie viele hl. Messen ich gefeiert habe, sondern wie sehr sie mich in meinem täglichen Leben verändert haben, um meinem Nächsten Hilfe und Stütze zu sein.„D“: Und trotzdem lesen Sie jeden Tag eine Messe...Don Bertagnolli: Die brauche ich, um mich auf den Beinen zu halten, um Energie zu schöpfen.„D“: Wie wurden Sie auf drogensüchtige Jugendliche aufmerksam?Don Bertagnolli: Ich war von 1963 bis 1977 Jugenddiözesanseelsorger der „Azione Cattolica“ und war auch Lehrer. Da habe ich einerseits junge Menschen kennengelernt, die Führungspersönlichkeiten waren, gleichzeitig waren auch junge Menschen darunter, die am Rand standen, ohne Energie, die litten. Als ich der Sache auf den Grund ging, verstand ich, dass sie heroinabhängig waren. „D“: Wie schwer war der Anfang als Schutzpatron für diese jungen Menschen ohne Lobby?Don Bertagnolli: Sehr schwer, denn auf diese Menschen wurde wirklich mit dem Finger gezeigt. Und auch ich fühlte mich anfangs oft isoliert – auch von einigen meiner Kollegen. Ohne Dach über dem Kopf fühlten wir uns damals ausgegrenzt mit den Ausgegrenzten. Meine schönsten Erinnerungen hängen mit den Wehrdienstverweigerern sowie mit jenen 97 Mädchen zusammen, die uns jeweils ein Jahr lang ehrenamtlich geholfen haben. Deutsche, Italiener und Ladiner – alle gemeinsam.„D“: Stimmt es, dass Sie sich als Sie 1963 nach Bozen gekommen sind, sehr über diese Trennung der Sprachgruppen gewundert haben?Don Bertagnolli: Ja, schon. Menschen wie auch immer zu unterscheiden oder zu trennen, ist Betrug an Jesus, ist Störung der göttlichen Harmonie, des Paradieses. „La Strada – Der Weg“ machte nie Unterschiede zwischen Deutschen, Italienern oder Ladinern. Auf der Seite Jesu zu sein, heißt offen für alle zu sein, ohne Ausnahmen. Ich weiß, für manche galt ich als Träumer.„D“: Warum der Name „La Strada – Der Weg“? Weil eure Schützlinge auf der Straße daheim waren oder weil ihr kein Dach über dem Kopf hattet? Don Bertagnolli: Eigentlich beides. Wir wollten diese Menschen auf ihrem Weg begleiten.„D“: Wie war das damals: Gingen Sie die Drogensüchtigen suchen?Don Bertagnolli: Ja auch, denn sie hielten sich vor allem unter der Talfer- und Drususbrücke auf und in einigen Bars.„D“: Wie viele Drogensüchtige haben Sie begleitet?Don Bertagnolli: An die 300. Wenn ich durch die Stadt gehe, dann treffe ich den einen oder anderen, und ich kriege ein Lächeln geschenkt. Das, was man gibt, ist ein Bruchteil von dem, was man zurückkriegt. Ich gebe 10 und bekomme 100 zurück. Diese leidenden Menschen sind wie Schutzengel, die Gott uns zur Seite gestellt hat, um in unserem Menschsein zu reifen.„D“: Und Enttäuschungen?Don Bertagnolli: Davon gab's viele. Manchmal hätte mich die Müdigkeit fast erdrückt. Aber ich bin ein unverbesserlicher Optimist, ein offener Charakter und voller Hoffnung. „D“: Wie hat Bischof Joseph Gargitter damals auf Ihren Wunsch reagiert, sich um diese jungen Menschen zu kümmern?Don Bertagnolli: Er sagte zu mir: Glücklicher wäre ich, wenn du bei der „Azione Cattolica“ bliebst, aber geh im Namen Gottes und auch in meinem. Gargitter hatte zwar eine raue Schale, aber einen unheimlich weichen Kern und ein Herz aus Gold, auf das ich zählen konnte.„D“: Apropos Paradies: Wie stellen Sie sich den Himmel vor?Don Bertagnolli: Einfach ein schöner Platz voller Aufmerksamkeit, ein Ort der Umarmungen, ein Ort der Sanftmut und Barmherzigkeit. Wir gehen nicht ins Nichts, sondern wir fallen in die Arme eines Vaters. „D“: Vor dem Tod keine Angst?Don Bertagnolli: Doch, ein bisschen flößt er schon Angst ein. stol