Das, was derzeit an der Talstation der Seiser Alm-Bahn entsteht, ist „gewöhnungsbedürftig“, das sagt Helmut Sartori selbst. „Aber das ist wohl mit allem, was neu ist, so“, meint er. Sartori spricht von der „Adaptierung der Talstation“, wie er es nennt. Der Start der Seiser Alm-Bahn in Seis wird seit April 2015 komplett umgestaltet. Mit Weihnachten soll der neue Komplex in Betrieb gehen. Die Bahn selbst öffnet am 4. Dezember.Die Umbau-Pläne kurz zusammengefasst: nichts Neues, aber alles größer. Sportgeschäfte, Ski-Depots, Skiverleih, Skischulen, Restaurant/Pizzeria und Verwaltung bekommen mehr Platz. „Wir passen die Talstation den Bedürfnissen der Leute an“, sagt der Lananer, der seit Februar 2014 die Geschäfte der Seiser Alm-Bahn leitet. Zuvor war er Direktor der Schnalstaler Gletscherbahnen. Die Talstation, im Bild der Servicebereich, wird derzeit "adaptiert". Optisch wird sie an die umliegenden Gebäude, Tiefgarage und Après-Ski-Lokal, angepasst. Innerhalb weniger Jahre hat sich die Bahn in Seis komplett neu aufgestellt. - Fotos: Privat/Seiser Alm-BahnAuf die genannten Bedürfnisse angesprochen, sagt Sartori: „Die Bahn hat natürlich eine bestimmte Entwicklung genommen.“ Manchmal nennt er die Entwicklung auch „stetig“, einmal lässt er sich zu einem „sehr, sehr positiv“ hinreißen. Der 42-jährige Bahn-Direktor ist freundlich und zugänglich, bleibt aber vage. Die Anzahl der Fahrten sei seit dem Bahn-Start 2003 „nach oben gegangen“, an Spitzentagen zirkulierten „relativ viele Leute“. Als Geschäftsführer kennt Sartori die Zahlen genau. Aussprechen will er sie nicht.Im Geschäftsjahr 2013/2014 schrieb die Bahn 1,471 Millionen Euro Gewinn, im Jahr zuvor waren es 1,138 Millionen. Umsatz 2013/2014: um die 8 Millionen, Eigenkapital 9,2 Millionen Euro. 227 Aktionäre – die meisten Unternehmen und Private aus dem Schlerngebiet – sind an der Bahn beteiligt, Rabanser Seilbahnen, die Seiser Alm Bahn AG und Silbernagl Anton & Co. KG halten zusammen 28,55 Prozent. An Spitzentagen transportiert die Bahn 10.000 Gäste – auf die Alm und retour. Doch die Alm ist nicht genug.Südtirol Online: Herr Sartori, wie kommt eine Aufstiegsanlage dazu, ein Hotel zu kaufen? Helmut Sartori, Geschäftsführer der Seiser Alm-Bahn: Aufstiegsanlagen brauchen Betten. Wenn die Betten warm sind, sind auch die Gäste da, die irgendwo hinauffahren. Das Hotel Lamm war im Konkursverfahren. Einige Versteigerungstermine waren bereits ins Leere gelaufen, niemand hat das Hotel gekauft. Wir haben gehört, wer sich für das Hotel interessiert. Nicht nur Leute aus der Gegend. Und bevor das Hotel in die Hände jener fällt, die irgendwann Büros oder Wohnungen daraus machen wollen, haben wir uns ebenfalls an der Versteigerung beteiligt. Angesichts der Tatsachen meinten wir, es sei besser, wenn wir’s übernehmen.STOL: Nun sitzt die Seiser Bahn mitten auf dem Dorfplatz in Kastelruth. Sartori: Das Posthotel Lamm sitzt mitten auf dem Dorfplatz in Kastelruth.4,45 Millionen Euro hat die Bahn AG bei der Versteigerung am 15. Oktober locker gemacht. Geschätzter Wert des Hotels: 8 Millionen Euro. Die Hotelgruppe Falkensteiner wird das Hotel die Wintersaison über führen. Dann will die Bahn das „Lampl“ umbauen. „Wir möchten es zu einem der besten Häuser vor Ort machen“, kündigt Sartori an. An den Plänen wird noch gefeilt.STOL: Weitere Projekte im Beherbergungsbereich in Aussicht?Sartori: Das war’s für den Moment.Die Bahn hat ohnehin genug zu tun. Kastelruth wartet nach wie vor auf einen würdigen Nachfolger des Gunser-Lifts. Das Projekt der „Dorflift Kastelruth OHG“ für einen Schlepplift für Ski-Anfänger hat die Gemeinde bereits genehmigt. Nun ist das Land an der Reihe. Die Inbetriebnahme wird für 2016/2017 anvisiert.STOL: In welchem Verhältnis steht die Seiser Alm-Bahn zum Dorflift-Projekt?Sartori: Wir unterstützen das Vorhaben. Die Kinder müssen zurück auf die Skier. Je mehr Kinder Ski fahren, desto mehr Erwachsene fahren Ski.STOL: Kastelruth liegt auf 1100 Metern Meereshöhe. Nur weil ein Schlepplift steht, fällt nicht automatisch Schnee.Sartori: Mit Beschneiungsanlagen kriegen wir das hin.STOL: Obwohl wir den 18. November schreiben (das Gespräch hat STOL am Mittwoch geführt; Anm.d.Red.), mit Temperaturen weit über dem Gefrierpunkt.Sartori: Am Samstag wird’s kalt.Das Land ist derzeit bei einem weiteren Aufstiegsanlage-Projekt der Gegend gefragt. Die Kastelruther „Marinzen GmbH“ will eine Seilbahn von Kastelruth auf die Seiser Alm bauen. Für die Seiser Alm-Bahn ein direktes Konkurrenz-Projekt. Während die Landesämter den Antrag aktuell prüfen, hat die Gemeinde bereits grünes Licht gegeben. Braucht das Schlerngebiet zwei Seilbahnen? „Es gibt heute bereits zwei Verbindungen auf die Alm: die Seiser Alm-Bahn und die Bahn von St. Ulrich. Die Seiser Alm ist gut erreichbar“, versucht es Sartori nüchtern. Er wolle „schauen, was dabei herauskommt“.Positiver sieht man von Bahn-Seite eine mögliche Liftverbindung Saltria-Monte Pana. Vor Jahren haben Gesellschafter aus dem Schlerngebiet und Gröden die „Mont-Alp GmbH“ ins Leben gerufen. Das Ziel: Die Busse, die die Skigebiete Seiser Alm und Gröden derzeit verbinden, sollen durch eine Lift-Verbindung ersetzt werden. Die Seiser Alm-Bahn AG hält an der „Mont-Alp GmbH“ laut Geschäftsführer „einige Prozent“, „weit von einer Mehrheit entfernt“. Man unterstütze das Vorhaben, sei allerdings erst in der Diskussionsphase.STOL: Herr Sartori, ist die Seiser Alm Bahn AG eine Raupe Nimmersatt?Sartori lacht auf, gibt die Frage erst zurück, antwortet dann in geschäftsmännisch-tiefem Ton: „Die Seiser Alm Bahn AG ist eine private Gesellschaft. Es ist legitim, wenn sich eine private Gesellschaft umschaut, welche Möglichkeiten sich so bieten. Das gehört zum Unternehmertum dazu.“ Dann fragt er nach, wie die neue Talstation gefalle und sagt dann: „Warten Sie mal ab, bis es fertig ist.“ Die Talstation der Seiser Alm Bahn - Stand Ende November So soll die Talstation in wenigen Wochen aussehen. - Foto: Seiser Alm-Bahnpg