Aufgabenstellung und Bedingungen waren für alle Schüler gleich: Ein Zitat von Hans Magnus Enzensberger sollten sie erörtern, Zeit zwei Stunden. Zudem sollten sie einen Fragebogen ausfüllen. Abgefragt wurden Muttersprache, Lese- und Schreibgewohnheiten, Dialekt-Standard-Gebrauch, Bildungsstand der Eltern, Schultyp.Wer Deutsch als Muttersprache angegeben hatte, dessen Text wurde vom EURAC-Institut für Fachkommunikation und Mehrsprachigkeit umfassend analysiert: Mehr als 100.000 sprachliche Phänomene wurden manuell erfasst.In Rechtschreibung topDie Südtiroler Schüler schnitten in der Rechtschreibung am besten ab: Hier machten sie weniger Fehler als Nordtiroler und Thüringer Schüler.Was die Grammatik betrifft, konnten dagegen keine wesentlichen regionalen Unterschiede festgestellt werden.Ein etwas anderes Bild ergab die Untersuchung des Wortschatzes: Dialektsprecher verwendeten zwar nicht weniger unterschiedliche, wohl aber etwas weniger „gewählte“ Wörter – sie setzten zum Beispiel häufiger relativ unspezifische Verben wie „machen“ ein, statt auf differenziertere Bezeichnungen zurückzugreifen.Hier liegen die größten UnterschiedeDie deutlichsten Unterschiede in der Schreibkompetenz treten aber zutage, wenn man die Schüler nicht nach Herkunft oder Alltagssprache, sondern nach Schultyp vergleicht: Fachoberschüler hatten in beinahe allen sprachlichen Aspekten mehr Schwierigkeiten als Gymnasiasten.Insbesondere weisen ihre geschriebenen Texte vergleichsweise viele typische Merkmale gesprochener Sprache auf, ein Aspekt, der im Übrigen auch bei Dialektsprechern häufiger festzustellen ist. „Das pauschale Vorurteil: ‚Südtiroler Schüler können nicht so gut Deutsch schreiben‘, ist nach dieser Studie nicht aufrechtzuerhalten“, erklärt Andrea Abel, Leiterin des EURAC-Instituts für Fachkommunikation und Mehrsprachigkeit sowie Projektverantwortliche. „Vielmehr können wir feststellen, dass die Schreibentwicklung insgesamt kurz vor dem Ende der schulischen Laufbahn noch nicht abgeschlossen ist.“stol