Das ist. Das Schlerngebiet gilt gemeinhin als lebenswertes Fleckchen Südtirol, als Touristenmagnet. Doch gibt es einen Landstreifen am Hochplateau, in dem, hört man Andreas Colli sprechen, die Lebensqualität kontinuierlich abnimmt. Begonnen hat alles 2003. Damals eröffnete die Seiser Alm-Bahn in Seis – und mit der Seilbahn kam das Problem, erzählt der Bürgermeister. „Ein Riesenproblem“, sagt er.Denn seitdem versänken die Anrainer an der Straße, die Kastelruth und Seis verbindet, im Verkehr. Alle negative Mitbringsel inklusive: Abgase. Lärm. Schlechte Luft.Die Lösung des Problems steht in Kastelruth schon seit Jahren fest. Sehnsuchtsvoll lugt die Marinzen GmbH – Haupteigentümer ist der Tourismusverein Kastelruth – auf den Puflatsch. Die rund 2100 Meter hohe Erhebung grenzt an die Seiser Alm. Würde doch endlich der Marinzen-Sessellift, der nur noch im Sommer läuft, durch eine Seilbahn auf den Puflatsch ersetzt. Rückendeckung gibt’s aus dem Rathaus: 10 Ja, 7 Nein, 1 Enthaltung – Ende März 2015 stimmte der Gemeinderat für den Zusammenschluss der Skigebiete Kastelruth und Seiser Alm. Eine „kleine, feine Bahn“ solle es werden, betont der Bürgermeister immerzu. Und nein, keine Konkurrenz zur Seiser Seilbahn auf die Alm, sondern eine sinnvolle „Ergänzung“.Das soll. Eine „Ergänzung“, die so aussehen soll: Geplant ist eine 8er- oder 10er-Kabinenbahn von Kastelruth auf den Puflatsch mit Zwischenstationen auf Marinzen und an der Arnika-Hütte. Das Investitionsvolumen wird auf 30 Millionen Euro geschätzt – 15 Millionen Euro Eigenkapital, 15 Millionen Euro Darlehen. „In nur 20 Minuten käme man so vom Dorf auf den Puflatsch“, erklärt Martin Plunger, Vizepräsident der Marinzen GmbH. Der Weg zurück – als Talabfahrt. Die Abfahrt sei recht einfach zu machen. Immerhin existiere ein Großteil der Piste bereits, erklärt Plunger. Die Piste von der Arnika-Hütte nach Marinzen und von Marinzen zur ehemaligen Guns-Piste hingegen, müsse erst freigeschlagen werden. Ein Projekt mit großen Auswirkungen auf die Umwelt und angesichts der kargen Schneelage mit wenig zukunftsträchtigen Aussichten? Colli und Plunger wischen diese Frage locker vom Tisch. Zudem verlaufe die geplante Bahn-Trasse tief zwischen den Bäumen, das Landschaftsbild würde so gut wie überhaupt nicht beeinträchtigt. Doch das muss der Landesumweltbeirat erst genauso sehen.Das muss. Denn derzeit liegt das Projekt beim Land. Immer noch, könnte man sagen, denn seit dem Beschluss des Gemeinderates sind gut 10 Monate vergangen. Das Projekt hätte schon längst – erst im Umweltbeirat, dann in der Landesregierung – behandelt werden müssen. Doch stattdessen: Stille und Stillstand. Der zuständige Landesrat Richard Theiner erklärt sinngemäß: Wir sind nicht schuld. „Von unserer Seite aus hätte alles schon längst über die Bühne gehen können. Aber ohne sämtliche Unterlagen, keine Entscheidung“, sagt er. Denn Bozen warte seit August auf wichtige Unterlagen, ohne die eine Bewertung nicht möglich sie. Von einer Verkehrsstudie ist die Rede. An dieser arbeitet die Marinzen GmbH derzeit fieberhaft. Bozen und das Schlerngebiet warten gespannt.pg