Jetzt aber findet Direktorin der Bozner Goetheschule: „Genug ist genug.“ Im Folgenden geben wir ihre Stellungnahme wieder. <BR /><BR />Die Klasse der Goetheschule, die seit Wochen im Zentrum einer öffentlichen Debatte steht, war niemals eine „Migrantenklasse“ oder gar eine „Sonderklasse“. Solche Begriffe lehnen ich und mein Kollegium, das sich seit Jahren erfolgreich um Integration und Inklusion bemüht, strikt ab.<BR /><BR />Es handelte sich um eine Regelklasse, die mit außergewöhnlich vielen Ressourcen ausgestattet wurde, um den Schüler*innen, die noch nicht über ausreichende Sprachkenntnisse verfügen, durch die Arbeit in Kleingruppen einen schnelleren Spracherwerb und damit schulischen Erfolg zu ermöglichen. Gleichzeitig haben wir auch die Bedürfnisse der Muttersprachler nicht aus dem Blick verloren. Sprachförderunterricht, Arbeiten in kleinen Gruppen – alles, was der Landesrat heute als innovativ verkaufen möchte, ist bei uns ein alter Hut. <BR /><BR />Schule hat den Auftrag, für die anvertrauten Schüler*innen die bestmögliche Bildung zu bieten und Lehrer*innen das Arbeiten zu ermöglichen. An der Goetheschule werden seit Jahren am Vormittag Kinder, die das Ganztagsmodell gewählt haben, gemischt mit Kindern unterrichtet, die das Halbtagsmodell gewählt haben. An den Nachmittagen, an denen nur die Ganztagskinder Unterricht haben, werden diese klassenübergreifend zu einer Klasse zusammengefasst. Die Lehrpersonen meiner Schule unterrichten immer in Parallelklassen und planen gemeinsam den Unterricht. <BR /><BR />Von „Abschieben“ etc. kann keine Rede sein, und das weiß sowohl die Bildungsdirektion wie auch der Herr Landesrat. In diesen Klassen gibt es kein einziges beeinträchtigtes Kind. Wenn man nun versucht, eine Schule und damit die Arbeit von bemühten Lehrer*innen in Misskredit zu bringen, indem man sich einer Sprache bedient, die diskriminierender und reißerischer nicht sein könnte, und Szenarien bemüht, die jeder Grundlage entbehren, ist dies inakzeptabel.<BR /><BR />Wer von Inklusion spricht, sollte auch die langfristige Inklusion nicht aus dem Blick verlieren. Nur wer der Sprache mächtig ist, wird die Schule als einen Ort erleben, an dem persönliche Erfolge erlebt werden, das Selbstwertgefühl gestärkt wird. Nur wer die Bildungskarriere positiv abschließt, wird einen Beruf erlernen, eine Familie gründen können und sich damit in die Wirtschaft und Gesellschaft integrieren. Kinder durch die Schule zu schleusen unter dem Deckmantel der angeblichen Integration und offenen Auges zuzusehen, wie viele nach Ende der Pflichtschule ohne Abschluss bleiben, bedeutet unverantwortlich zu handeln und bewusst ein langfristiges gesellschaftliches Problem zu schaffen.<BR /><BR />Gleichzeitig zu vergessen, dass eine sprachliche Minderheit Schutz verdient, hat nichts mit Weltoffenheit und Toleranz zu tun. Dass die Situation in Ridnaun nicht dieselbe ist wie in Bozen, versteht auch der, der die Realität der Schule nur von außen kennt. Man wirft mir vor, das Prinzip des „Leistungsniveaus“, von der Bildungsdirektion mit Sprachniveau gleichgesetzt, bei der ausgewogenen Klassenbildung nicht ausreichend beachtet zu haben, weil ich aufgrund der großen Gruppe an Schüler*innen mit einem nicht ausreichenden Sprachniveau die Bildung einer in diesem Bereich homogenen Klasse, befürwortet habe. Ich bin nach wie vor der Meinung, dass Sprachniveau nicht mit Leistungsniveau gleichzusetzen ist. Wäre dies der Fall, müsste man sich ja fragen, ob der Herr Landesrat aufgrund der Tatsache, dass er beispielsweise des Chinesischen nicht mächtig ist, der Meinung ist, dass dies etwas über sein Leistungsniveau aussagt. Es geht uns nicht um irgendeinen ominösen Wahlkampf, nicht um Herrn Kompatscher, Herrn Achammer oder Frau Falkensteiner. Es geht uns um eine gute Bildung. Wenn man eine solche will, dann ist es an der Zeit, etwas zu tun.