<a href="https://www.stol.it/artikel/chronik/patchwork-familien-in-suedtirol-herausforderungen-tabus-und-chancen" target="_blank" class="external-link-new-window" title="">Wie in „Patchwork-Familien in Südtirol: Herausforderungen, Tabus und Chancen“ bereits berichtet,</a> sind Patchwork-Familien durch ihre emotionalen und organisatorischen Komplexität gekennzeichnet. Sie profitieren jedoch gleichzeitig von neuen Perspektiven, was sowohl Kindern als auch Eltern zugutekommt. Wie erleben Eltern nun aber die Fusion zweier Familien? Und welche Strategien entwickeln sie, um potenzielle Konfliktsituationen zu lösen?<BR /><BR />Melanie Tatz, aus Lana, brachte bereits 2 Kinder von 2 verschiedenen Vätern mit in ihre Beziehung. Mit ihrem heutigen Ehemann hat sie weitere 3 Kinder. Ihr Leitspruch: „Wer sein Warum kennt, dem ist kein Wie zu schwer.“ <BR /><BR /><b>Wie hast du den Übergang von zwei getrennten Familien zu einer gemeinsamen Patchwork-Familie erlebt?</b><BR />Melanie Tatz: Ich habe den Übergang eigentlich ziemlich locker erlebt, da sich alles schrittweise entwickelt hat. Mein Partner hat uns zuerst besucht und gelegentlich bei uns übernachtet. Die Kinder haben ihn erstaunlich schnell akzeptiert und gut aufgenommen, was sicher auch daran lag, dass wir die Trennung von meinen vorherigen Partnern offen und gut verarbeitet hatten. Es war mir wichtig, den Kindern die Gründe für die Trennung zu erklären und ihnen zu zeigen, dass diese Entscheidung nichts mit ihnen zu tun hatte. Auch der Kontakt zu ihren Vätern blieb erhalten, was ihnen geholfen hat, die Veränderungen besser zu verstehen. <BR /><BR /><b>Welche Strategien hast du entwickelt, um Konflikte zwischen den verschiedenen Familienmitgliedern zu lösen?</b><BR />Tatz: Kommunikation war bei uns von Anfang an der Schlüssel. Mein Partner wusste von Anfang an, wie unsere familiäre Situation aussieht. Wir haben offen darüber gesprochen, wie wir Entscheidungen treffen und wie er sich einbringen kann. Er hat mich immer unterstützt, aber mir in der Erziehung meiner Kinder freie Hand gelassen. Diese klare Rollenverteilung hat geholfen, Konflikte zu vermeiden und uns allen Sicherheit gegeben.<BR /><b><BR />Wenn du heute zurück blickst: Was war die größte Herausforderung?</b><BR />Tatz: Eine der größten Herausforderungen war es, Verantwortung abzugeben. Mein neuer Partner wollte von Anfang an helfen und sich in den Alltag mit den Kindern einbringen, was ich sehr geschätzt habe. Trotzdem musste ich lernen, ihm diese Rolle zuzugestehen, ohne das Gefühl zu haben, alles selbst kontrollieren zu müssen. Das Loslassen ist nicht immer leicht, vor allem, wenn man seine Kinder über Jahre allein erzogen hat. <BR />Eine weitere Herausforderung war es, die Kinder nicht zu überfordern. Sie mussten sich nicht nur an meinen neuen Partner gewöhnen, sondern auch an die Tatsache, dass ihre Väter zwar nicht mehr im selben Haus waren, aber weiterhin eine Rolle in ihrem Leben spielen. Dabei gab es manchmal schwierige Situationen, aber durch Geduld und Vertrauen haben wir das gut gemeistert.<BR /><BR /><b>Was ist die größte Chance?</b><BR />Tatz: Die größte Chance sehe ich in der Vielfalt, die eine Patchwork-Familie mit sich bringt. Meine Kinder lernen, verschiedene Lebensstile und Denkweisen kennen, sei es durch meinen Partner oder durch die neuen Partner ihrer Väter. Das eröffnet ihnen viele Perspektiven und gibt ihnen die Möglichkeit, ihren eigenen Weg zu finden. Für mich ist es auch schön zu sehen, wie wir als Familie zusammengewachsen sind. Es ist bereichernd, diese neuen Dynamiken zu erleben und ich finde, dass uns diese Vielfalt als Familie stärker gemacht hat. <BR /><BR /><b>Welche Rolle spielen die leiblichen Elternteile außerhalb der Patchwork-Familie?</b><BR />Tatz: Die leiblichen Väter meiner Kinder spielen immer noch eine wichtige Rolle, und ich habe darauf geachtet, dass der Kontakt erhalten bleibt, solange die Beziehung respektvoll bleibt. Mein erster Ex-Partner hat regelmäßige Besuchszeiten, und auch wenn das bei meinem zweiten Ex-Partner, der gesundheitliche Probleme hat, schwieriger ist, versuche ich, die Verbindung zu fördern. Mein neuer Partner hat von Anfang an gewusst, wie die Situation ist, und war bereit, diese Gegebenheiten zu akzeptieren. Er hat sich nie zu sehr eingemischt, sondern mir die Verantwortung überlassen, die Beziehung meiner Kinder zu ihren Vätern zu gestalten. Es war aber auch hilfreich, dass er mich emotional unterstützt hat, besonders in schwierigen Momenten, sodass ich immer das Gefühl hatte, dass wir ein Team sind.<BR /><BR /><b>Welche Ratschläge würdest du anderen Familien geben, die vor der Gründung einer Patchwork-Familie stehen?</b><BR />Tatz: Mein wichtigster Ratschlag ist, offen und ehrlich miteinander zu sein – sowohl mit den neuen Partnern als auch mit den Kindern und Ex-Partnern. Wenn das Verhältnis zum Ex-Partner gut ist, sollte man offen darüber sprechen, dass eine neue Beziehung entsteht, und versuchen, die neue Person kennenzulernen. Für mich war es wichtig, dass die neuen Partner der Väter meiner Kinder respektvoll mit ihnen umgehen und ich habe auch darauf geachtet, dass mein Partner von meinen Kindern akzeptiert wird. Geduld und Kommunikation sind entscheidend, um Vertrauen aufzubauen und Unsicherheiten zu klären. Außerdem sollte man den Kindern Zeit lassen, sich an die neue Situation zu gewöhnen, und sie nicht zu sehr unter Druck setzen. Wenn alle Beteiligten einander mit Respekt begegnen, kann eine Patchwork-Familie eine große Bereicherung sein.<BR /><BR /> <a href="https://www.stol.it/artikel/chronik/patchwork-familien-in-suedtirol-herausforderungen-tabus-und-chancen" target="_blank" class="external-link-new-window" title="">Hier Teil 1 zum Thema Patchwork-Familien in Südtirol.</a>