Israelische Soldaten übernahmen demnach die Kontrolle über den sogenannten Netzarim-Korridor im Zentrum des Gazastreifens. Dieser teilt den Küstenstreifen in eine nördliche und eine südliche Hälfte. Israelische Soldaten seien bis zur Mitte des strategisch bedeutsamen Korridors vorgerückt. Nach Angaben von Palästinensern starben bei den israelischen Attacken am Mittwoch mindestens 20 Menschen. In der Nacht zu Dienstag hatte es dort bei schweren Angriffen Israels bereits mehr als 400 Tote gegeben.<BR /><BR />Die israelische Regierung hatte die Angriffe am Dienstag als eine Reaktion auf „die wiederholte Weigerung der Hamas bezeichnet, unsere Geiseln freizulassen“. Der israelische Premierminister Benjamin Netanyahu drohte damit, die Angriffe auf den Gazastreifen fortzusetzen und zu verstärken. Die Hamas erklärte, sie habe „die Tür zu Verhandlungen nicht geschlossen“. Ein ranghoher Vertreter der Palästinenserorganisation sagte der französischen Nachrichtenagentur AFP, die Hamas verlange, „dass (Israel) gezwungen wird, sofort (die Angriffe) einzustellen und die zweite Phase der Verhandlungen zu beginnen“.<BR /><BR />Die erste Phase der Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas war am 1. März ausgelaufen, eine Einigung über die zweite Phase konnte bisher nicht erzielt werden. Seit Anfang März hatte Israel fast jeden Tag Hamas-Ziele im Gazastreifen angegriffen. Die ab dem 19. Jänner geltende Waffenruhe hielt dennoch weitgehend. In der ersten Phase hatte die Hamas 33 von ihr als Geiseln verschleppte Menschen an Israel zurückgegeben, darunter acht Leichen. 58 Geiseln befinden sich noch in Gefangenschaft. 34 von ihnen sollen nach Angaben der israelischen Armee tot sein.<BR /><BR />Am Mittwoch meldete der von der Hamas kontrollierte Zivilschutz weitere Luftangriffe. Mindestens 20 Menschen seien dabei getötet worden. Unter anderem seien drei Menschen bei einem Luftangriff auf ein Haus in Gaza ums Leben gekommen, zwei weitere Männer in Beit Hanun. Auch in Beit Lahiya sei ein Haus aus der Luft getroffen worden, wobei drei Menschen gestorben seien. Israels Militär teilte mit, einen Hamas-Stützpunkt beschossen zu haben. Von dort habe es Vorbereitungen für Angriffe auf Israel gegeben.<BR /><BR />Bei einem Angriff auf eine UNO-Einrichtung in Gaza wurde nach Angaben der Vereinten Nationen unterdessen mindestens ein Mitarbeiter getötet. Mindestens fünf weitere Menschen seien verletzt worden, einige davon schwer, sagte der Exekutivdirektor des Büros für Projektdienste (UNOPS), Jorge Moreira da Silva, in Brüssel. Bereits in den vorigen Tagen habe es Einschläge in der Nähe und auf dem Gelände gegeben, weshalb die Organisation den Kontakt zu den israelischen Streitkräften aufgenommen habe. „Das kann kein Unfall sein“, sagte Moreira da Silva.<BR /><BR />Angriffe auf humanitäre Einrichtungen verurteilte er als einen Verstoß gegen internationales Recht. UNO-Generalsekretär Antonío Guterres zeigte sich „zutiefst traurig und geschockt“ von dem Vorfall. Die UNOPS sind in Gaza unter anderem für die Beseitigung von Minen im Einsatz. Die israelische Armee hatte die Berichte zunächst dementiert.<BR /><BR />Der israelische Verteidigungsminister Israel Katz kündigte neue Fluchtaufforderungen für die Menschen im Gazastreifen an. „Die Evakuierung der Bevölkerung aus den Kampfgebieten wird bald wieder beginnen“, sagte er in einer Videoansprache. Die Luftwaffenangriffe auf Ziele der Hamas seien nur der erste Schritt gewesen. Was nun folge, sei viel schlimmer, sagte Katz, ohne Einzelheiten zu nennen. „Und Sie werden den vollen Preis zahlen“, warnte er die Bewohner des großflächig zerstörten Küstengebiets.<BR /><BR />„Lassen Sie die Geiseln frei und vertreiben Sie die Hamas“, forderte Katz. „Dann eröffnen sich Ihnen andere Möglichkeiten.“ Als Beispiel nannte er die Auswanderung in andere Länder. „Die Alternative ist die völlige Verwüstung.“ Israel werde mit einer Kraft vorgehen, die die Menschen im Gazastreifen noch nicht erlebt hätten. An die Bewohner des Küstenstreifens gerichtet sprach er von einer „letzten Warnung“.