Mittwoch, 24. Mai 2023

Euro-7-Pflicht bei Neuwagen: Sinn oder Unsinn?

Die EU-Kommission schlägt vor, bereits ab 2025 die neue, verschärfte Abgasnorm Euro 7 für Neuwagen verpflichtend einzuführen. 8 EU-Länder, darunter Italien, laufen dagegen Sturm. Die Frage bleibt: Führt Euro 7 zu mehr Klimaschutz oder eher in die Sackgasse? Ivo Barchetti, Präsident der Barchetti-Gruppe, sieht die Sache kritisch.

Gegen die geplante Euro-7-Pflicht regt sich Widerstand. - Foto: © APA/dpa / Christoph Schmidt

Seit 1992 gibt es in der Europäischen Union Grenzwerte für den Schadstoffausstoß (seit 2000 auch für Stickstoffdioxid/NOx). Begonnen hat das damals mit Euro 1. Im Laufe der Jahre wurden Grenzwerte und Messmethoden angepasst. Aktuell gilt der Standard 6d – ab 2025 soll dann nach dem Willen der EU-Kommission die Euro-7-Abgasnorm greifen. Neuwagen sollen dann nur mehr verkauft werden dürfen, wenn sie die verschärften Regeln einhalten können.

Die neue Euro-7-Norm

Inwiefern unterscheiden sich Euro 6d und Euro 7? Die zukünftigen Schadstoffgrenzen orientieren sich an den aktuellen Euro-6d-Werten, Diesel und Benziner werden aber gleichgestellt. Ein Diesel darf dann nicht mehr 80 mg NOx/km emittieren, sondern nur noch die für Benziner bereits geltenden 60 mg. Der für Benziner erlaubte Kohlenmonoxid-Ausstoß soll auf den Dieselwert von 50 Milligramm halbiert werden. Im Kleingedruckten des Vorschlags steht auch, dass die Fahrzeuge die strengen Normen auch im Realverkehr einhalten müssen.

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Die geplante Euro-7-Pflicht wird innerhalb der EU kontrovers diskutiert, einige Länder halten sie für eine unnötige Überregulierung. Skeptisch äußert sich auch Ivo Barchetti (u.a. Autocity, Auto Ikaro, Activa), einer der größten Autohändler in der Region im STOL-Interview.

STOL: Herr Barchetti, eine höhere Abgasnorm bedeutet doch mehr Klimaschutz: Was haben Sie dagegen einzuwenden?
Ivo Barchetti: Bei der ganzen Debatte gilt es aus meiner Sicht 3 Aspekte zu beachten. Der erste betrifft die Prioritätensetzung. Ich finde, dass es wesentlich zielführender wäre, Anreize zu setzen, dass der alte Fuhrpark ausgetauscht wird, anstatt die Regeln für Neuwagen erneut zu verschärfen. Damit würde man wesentlich mehr für den Klimaschutz erreichen.

STOL: Zweitens?
Barchetti: In den vergangenen Jahren wurden enorme Fortschritte erzielt, was die Abgaswerte der Fahrzeuge angeht. Zwischen einem Fahrzeug der Klasse Euro 3 oder Euro 4 und heutigen Euro 6d-Pkw liegen Welten. Eine Verbesserung der Abgaswerte von 6d auf 7 wäre mit hohen Investitionen für die Autoindustrie verbunden. Dieser hohe Aufwand steht in keinem Verhältnis zu den vergleichsweise geringen Fortschritten, die er mit sich bringen würde.

STOL: Zudem braucht die Autoindustrie wohl eher dringend Geld für den Umbau in Richtung E-Mobilität…
Barchetti: Exakt.

Neuwagen könnten um bis zu 3000 Euro teurer werden.
Ivo Barchetti, Barchetti-Gruppe


STOL: Was spricht noch gegen die Euro-7-Pflicht ab 2025?
Barchetti: Man geht davon aus, dass die Euro-7-Pflicht zu höheren Autopreisen führen wird. Von bis zu 3000 Euro je Neuwagen ist die Rede. Da muss man sich irgendwann schon die Frage stellen, ob das den Autokäufern noch zuzumuten ist.

hil

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