Bei der Behandlung von Nierenerkrankungen habe sich in den vergangenen Jahren viel verändert, so Dr. Giacon auf einer Pressekonferenz im Krankenhaus Bozen.„Einst waren die Patienten jung, heute sind sie alt. Einst waren es einfache Fälle, heute sind es komplizierte“, erklärte Dr. Giacon.Über 10.000 Südtiroler, das sind rund zwei Prozent der heimischen Bevölkerung, weisen laut Schätzungen des Primars eine eingeschränkte Nierenfunktion auf.„Doch niemand weiß, wie viele es wirklich sind“, erklärt Dr. Giacon. „Wir sehen nur die Spitze des Eisbergs, was darunter liegt wissen wir nicht.“Meist älter und männlichDr. Giacon zeichnete am heutigen Donnerstag ein Bild des typischen Nierenkranken in Südtirol: Er ist meist älter (ein Drittel der Patienten ist älter als 75), öfter männlich als weiblich und anfällig für weitere Krankheiten.96,2 Prozent der Personen mit eingeschränkter Nierenfunktion leiden an mindestens einer chronischen Krankheit. Oft handelt es sich dabei um Herz-Kreislauferkrankungen (91,1 Prozent) oder Diabetes (26,1 Prozent).Anzahl der Kranken im nationalen Vergleich relativ geringDerzeit benötigen 508 Südtiroler aufgrund ihrer Niereninsuffizienz eine Ersatztherapie, etwa Dialyse oder Transplantation. Seit 2006 ist die Anzahl um 55 Patienten gestiegen.Die Anzahl der Nierenkranken in Südtirol (100 auf 100.000 Einwohner) ist im italienweiten Vergleich (150 auf 100.000 Einwohner) relativ gering. Dies liegt laut Primar Dr. Giacon daran, dass das Durchschnittsalter in Südtiroler niederer sei als jenes in Italien,Doch auch in Südtirol werde die Bevölkerung immer älter, man müsse sich für die Zukunft wappnen. „In den vergangenen Jahren ist das Durchschnittsalter der Nierenkranken von 73 auf 77 Jahre gestiegen“, bemerkte der PrimarJedes Jahr kämen in Südtirol etwa 60 neue Patienten hinzu, die eine chronische Dialyse benötigen.Teure BehandlungDr. Giacon wies auch auf die hohen Kosten einer Behandlung einer Nierenerkrankung oder Niereninsuffizienz hin. Pro Patient müsse im Durchschnitt mit 6169 Euro im Jahr gerechnet werden.Gehe man dann davon aus, dass ein Großteil der Patienten zusätzlich an einer Herz-Kreislauferkrankung oder Diabetes leide, würden die Kosten noch weiter steigen: Er errechnete Spesen von 14.202 Euro für einen Patienten, der an einer Nieren- und eine Herz-Kreislauferkrankung leidet.Komme noch Diabetes dazu, steige der Betrag auf 18.610 Euro.Dr. Giacon rief dazu auf, sich frühzeitig auf eine Nierenerkrankung testen zu lassen. „Das gilt nicht nur für ältere Personen.“ Geeignet dafür sind ein Blut- oder ein Harntest, erklärte er.Umfassende Betreuung und Kompetenzzentrum wichtig„Wir müssen die Herangehensweise ändern“, meinte Dr. Giacon am Mittwoch. Eine umfassende Betreuung sei wichtig.Dabei seien nicht nur verschiedene Abteilungen des Krankenhauses gefragt, wie etwa die Geriatrie, die Kardiologie, die Innere Medizin und natürlich die Nephrologie (Abteilung für Nierenerkrankungen), sondern auch die Hausärzte.Außerdem brauche es eine Nephrologische Struktur (Teilbereich der „Inneren Medizin“; Anm. d. Red.), die eine koordinierende Aufgabe übernehme. In Südtirol gebe es noch kein offizielles Bezugszentrum für Nephrologie, die Abteilung im Bozner Krankenhaus biete sich aber an, ein solches zu werden, unterstrich Dr. Giacon.Kongress in BozenEin Kongress mit dem Titel „Nephrology today on Euregio”, der am Freitag und Samstag in Bozen abgehalten wird, soll die Bevölkerung für das Thema Nierenkrankheiten sensibilisieren und Erkrankten eine Möglichkeit des Austauschs bieten.„Der zweitägige Kongress stellt Erfahrungen dreier Regionen gegenüber“, erklärte Dr. Ulrich Seitz, der Direktor des Amtes für Krankenhäuser, am Mittwoch.Nationale und internationale Experten würden in Bozen über ihre Erfahrungen berichten, außerdem sei ein Runder Tisch für Patienten geplant.Der Kongress findet am 4. und 5. November in der Sparkassenakademie (Sparkassenstraße 16) in Bozen statt. Am Freitag dauert die Veranstaltung von 9 bis 18.30 Uhr, am Samstag von 8.45 bis 12.30 Uhr.ba