Den mutmaßlichen Tätern – ein ebenfalls 12 Jahre alter Junge und ein 18-Jähriger – drohen nun Anklagen wegen schwerer sexueller Gewalt und „Revenge Porn“. Die Carabinieri haben bereits Handys und Computer beschlagnahmt, um Beweise zu sichern, die die beiden überführen könnten.<h3>Über Monate hinweg missbraucht</h3>Die Stadt Sulmona in der Provinz L'Aquila steht unter Schock: Nach bisherigen Ermittlungsstand war dort ein 12-jähriges Mädchen seit Jahresbeginn von den beiden Freunden missbraucht worden. Ausgelöst wurden die Ermittlungen durch die Anzeige des Mädchens selbst, das nach Monaten des Missbrauchs schließlich seinen Eltern anvertraute, was geschehen war.<BR /><BR />Die Täter sollen das Opfer wiederholt missbraucht haben. Dabei wurde die 12-Jährige unter Druck gesetzt, indem sie mit der Veröffentlichung der Videos drohten, wodurch das Mädchen in eine Spirale von Erniedrigung und Einschüchterung geriet. <BR /><BR />Möglich ist, dass der Jüngere als „Lockvogel“ diente, um das Vertrauen des Mädchens zu gewinnen, wie die Nachrichtenagentur Ansa meldet.<h3> Videos auf WhatsApp verbreitet</h3>Die Staatsanwaltschaft von Sulmona und die Jugendstaatsanwaltschaft von L’Aquila leiteten ein Verfahren wegen schwerer sexueller Gewalt ein und übertrugen die Ermittlungen den Carabinieri von Sulmona. Am Montagtag durchsuchten die Beamten die Wohnungen der Verdächtigen.<BR /><BR />Dabei wurden Handys, Computer, Tablets und weitere elektronische Geräte beschlagnahmt, die nun akribisch ausgewertet werden. Zunächst wird ein ausführlicher Bericht der Carabinieri erwartet, bevor die Ergebnisse der Analysen von Festplatten, Smartphones und Speichermedien vorliegen. Im Fokus stehen auch Chats und WhatsApp-Gruppen, in denen die Videos verbreitet wurden.<BR /><BR />Die Aufnahmen sollen von Jugendlichen weitergeleitet und mit Kommentaren, Schmähungen und Beleidigungen versehen worden sein. Daher ist nicht ausgeschlossen, dass die Ermittlungen ausgeweitet werden – auch gegen jene, die die Videos verbreitet oder gesehen, aber nicht gemeldet haben.<h3> Welle der Empörung in der Politik</h3>Eine Welle der Empörung erfasste nicht nur Sulmona, sondern auch die Politik auf regionaler und nationaler Ebene. Die Vizepräsidentin des Regionalrats, Marianna Scoccia, schlug vor, die Abruzzen zum „Motor eines strukturellen und kontinuierlichen Plans“ zu machen, der Schulen, Familien und Gemeinden einbezieht.<BR /><BR />„Ich werde verlangen, dass dies zur Priorität auf der politischen Agenda wird. Es handelt sich nicht nur um einen Vorfall, sondern um das Signal einer erzieherischen und kulturellen Leere, die die Institutionen füllen müssen“, sagte Scoccia.<BR /><BR />Der PD-Senator Michele Fina sprach von „menschlichen Dramen, die das Gewissen erschüttern“, und forderte „ernsthafte und entschlossene Investitionen in Bildung und Kultur für die jungen Generationen“.<BR /><BR />Für die Senatorin Daniela Sbrollini (Italia viva), Vorsitzende der Kommission gegen Feminizid, lautet das Schlüsselwort „Prävention: Erziehung zum Respekt, Bewusstsein im Umgang mit dem Netz und wirksamere Instrumente zum Schutz der Kleinsten“.<BR /><BR />Die PD-Senatorin Cecilia D’Elia rief zu einer „kulturellen Revolte“ auf. Die ehemalige Abgeordnete Stefania Pezzopane (PD) bekräftigte die zentrale Rolle von „Schule und Familie“ im Kampf gegen eine „patriarchale Besitz-Subkultur“, die „noch immer viel zu verbreitet ist“.<BR /><BR />„Was in Sulmona geschehen ist, ist schlicht erschütternd und überschreitet jede Grenze des Grauens“, kommentierte Fiorella Zabatta, nationale Sprecherin der Europa Verde und Abgeordnete von Avs. Es sei „ein dramatisches Symptom eines erzieherischen und gesellschaftlichen Versagens, das uns alle betrifft“.