Wilfried Egger wurde 1947 in Olang geboren. Die Musik wurde ihm in die Wiege gelegt. 1963 trat er als Tenorhornist in die Musikkapelle Peter Sigmair ein. Als sich in den 1960er-Jahren das Musikschulwesen in Südtirol entwickelte, besuchte er die Musikkurse in Bruneck. Zusammen mit einigen anderen Musikanten war er damit ab 1964 einer der ersten Musikschüler bei Karl Pramstaller.<BR /><BR /> Neben seiner Tätigkeit als Kapellmeister war es ihm immer wichtig, auch weiterhin das Instrument zu spielen. Daher sitzt er auch heute noch am Notenpult des Tenorhorns der Peter-Sigmair-Kapelle. In all diesen Jahren hat er bei kaum einem Konzert oder Auftritt gefehlt.<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="943873_image" /></div> <BR /><BR />Parallel zur Musikschule besuchte Wilfried Egger die mehrjährigen Chorleiterlehrgänge am Grillhof in Innsbruck und übernahm im Jahr 1972 von seinem Vater Alois die Leitung des Kirchenchores in Mitterolang. Diese hatte er bis 2002 inne. <BR /><BR />Gleichzeitig leitete er 17 Jahre lang den Oberolanger Kirchenchor. Die Kirchenmusik hat ihn auch als Kapellmeister sehr geprägt. Wohl auch deshalb waren und sind ihm die kirchlichen Auftritte ein großes Anliegen. „Locus iste“, die Motette in C-Dur von Anton Bruckner (WAB 23), ist eines seiner Lieblingswerke, das man immer wieder in seinen Programmen findet – so auch heuer bei der Cäcilienmesse in Vierschach.<BR /><BR /><BR />Anfang der 1970er-Jahre absolvierte Wilfried Egger den Kapellmeisterlehrgang des VSM bei Otto Ulf, Sepp Thaler und Sepp Tanzer. Im Dezember 1973 übernahm er seine Heimatkapelle, die er 35 Jahre lang – bis 2008 – leitete.<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="943876_image" /></div> <BR /><BR />Mit einem „Familienabend zum Muttertag“ wurde 1974 unter seiner Leitung zum ersten Saalkonzert eingeladen. In den Folgejahren etablierte sich das Saalkonzert zu einem jährlichen Höhepunkt der Musikkapelle. Egger besuchte Lehrgänge in Trossingen (Deutschland) und Kapellmeisterseminare des VSM und des Österreichischen Blasmusikverbandes (ÖBV) sowie Meisterkurse in Feldkirchen in Kärnten. <BR />Immer wieder gelang es ihm, musikalische Akzente zu setzen. Er leistete damit musikalische Pionierarbeit, die weit über den Olanger Talkessel und das Pustertal hinausreichten.<h3> Sohn übernimmt den Taktstock</h3>Nachdem er 2008 den Taktstock der Musikkapelle Peter Sigmair an seinen Sohn Martin übergeben hatte, war es keineswegs sein Plan, eine andere Kapelle zu übernehmen. Wie schon 1973 war es auch diesmal wieder eher Zufall und anfänglich ein „Aushilfsjob“. <BR /><BR />Aus dem einen Probejahr bei der Musikkapelle Vierschach sollten schließlich 15 Jahre werden. Das heurige Jahr ist sein letztes als Kapellmeister. Daher war das Gastkonzert vor wenigen Wochen in Innichen für ihn und die Kapelle ein „sehr emotionaler Moment“. Der Aufmarsch mit anschließendem Kurzkonzert beim „Leonardiritt“ am 5. November in St. Leonhard in Abtei wird seine allerletzte „Amtshandlung“ sein.<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="943879_image" /></div> <BR /><BR /> Auch wenn es nicht immer nur rosige Zeiten waren, so möchte er nichts von den Erlebnissen und Erfahrungen missen: „Man soll aufhören, sobald es am schönsten ist.“ Deshalb rät er auch jedem, der mit dem Gedanken spielt, Kapellmeister zu werden, es auch zu versuchen und „net so schnell lugg zu lossn.“ Musik zu machen, sei etwas vom Schönsten. So legt er zwar den Taktstock nieder, aber Musikant bleibt er weiterhin.<BR />Die Wertschätzung ist ihm gewiss. Dies zeigte sich auch bei den heurigen Frühjahrskonzerten, die sowohl die Musikkapelle Peter Sigmair, als auch die Musikkapelle Vierschach seinem 50-jährigen Kapellmeisterjubiläum widmeten.<h3> Der Bezirkskapellmeister</h3>In den 1980er-Jahren wurde man schließlich auch im Verband Südtiroler Musikkapellen auf den engagierten Olanger Musikanten und Kapellmeister aufmerksam. So wurde Egger 1986 zum Bezirkskapellmeister-Stellvertreter gewählt. 2 Amtsperioden später, im März 1992, wurde er dann Bezirkskapellmeister des Pustertales – ein Amt, das er 12 Jahre lang mit Begeisterung ausübte.<BR /><BR /> Vor allem die Unterstützung der „kleinen“ Landkapellen und die Weiterbildung ihrer Kapellmeister waren ihm stets ein Anliegen: „Die großen Kapellen haben eigene Ressourcen und Möglichkeiten, aber die kleinen brauchen Hilfe.“ Aufgrund seiner guten Kontakte zu den Blasmusikfunktionären in Österreich gelang es ihm immer wieder, namhafte Referenten ins Pustertal zu holen, wie etwa Franz Schieferer, Florian Pedarnig und Sigismund Seidl. Auch die Freundschaften und den regen Austausch mit Musikkapellen aus Osttirol pflegte er weit über seine Aufgaben als Bezirksfunktionär hinaus. <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="943882_image" /></div> <BR /><BR />Die 4 Bezirksmusikfeste in Bruneck (1988), Toblach (1992), Sexten (1997) und Terenten (2002) waren organisatorisch wie musikalisch die großen Herausforderungen in seiner 18-jährigen Tätigkeit im Bezirksvorstand. Gerade bei den Gemeinschaftsspielen im Rahmen der Bezirksmusikfeste war es ihm wichtig, Werke einheimischer Komponisten zu spielen, wie etwa von Friedrich Brunner und Karl Pramstaller.<h3> Die Familie</h3>Ohne den Rückhalt und die Unterstützung der Familie wäre sein musikalisches Engagement niemals möglich gewesen, gibt Wilfried Egger offen zu. Daher stand es für ihn auch außer Frage, dass ihn seine Frau Marianne zur Verleihung der Tiroler Verdienstmedaille am heurigen Hochunserfrauentag begleitete.<BR /><BR />Durch sein Vorbild, aber vor allem durch seine Leidenschaft hat er die musikalische Bildung seiner Kinder immer gefördert. 2009 hat Sohn Martin (Jahrgang 1972) den Taktstock der Musikkapelle Peter Sigmair übernommen, seit 2013 wird die Kapelle von Sohn Christian (Jahrgang 1974) geführt. Mittlerweile spielen 3 Generationen der Familie in der Kapelle: Wilfried Egger (Tenorhorn) selbst, Sohn Martin (Klarinette), derzeit Kapellmeister in Welschellen, Schwiegertochter Martha (Horn), Tochter Monika (Flöte) und Enkelin Miriam (Klarinette).<h3> Die Freizeit</h3>Neben den musikalischen Tätigkeiten gibt es im Laufe des Jahres immer wieder auch ruhigere Zeiten. Diese nutzt Wilfried Egger gern für Ausflüge und Wanderungen mit der Familie oder mit Freunden und Bekannten. Der Piz da Peres, „sein“ Hausberg, und der Radlsee mit der Königsangerspitze, der Hausberg seiner Frau Marianne, sind daher Pflichttermine bei den jährlichen Wanderzielen. Sein bislang höchstes Bergerlebnis war der Hochfeiler (3510 m) in den Zillertaler Alpen. Ab und an blieb zwischen den Proben und Konzerten auch Zeit für Reisen, die ihn etwa in die malerischen Dörfer der „Cinque Terre“ in Ligurien oder auf die Insel Madeira im Atlantik führten.<BR /><BR />