Wieder Fälle von Mutationen in Südtirol: „Zahlen steigen nicht nur deshalb“ - Chronik

Das Coronavirus hat erneut zum teilweisen Stillstand des gesellschaftlichen Lebens geführt – Südtirol befindet sich wieder im Lockdown. Die Vermutung liegt nahe, dass die neuen Corona-Mutationen daran schuld sein könnten. Stimmt das? von Michele Manca Dr. Pagani, sind die Infektionszahlen aufgrund der Virus-Varianten angestiegen? Dr. Elisabetta Pagani: Es stimmt, dass das Bindungsprotein der britischen Variante eine höhere Affinität für die menschlichen Zellen aufweist. Aber schauen Sie nach England – wie viele Personen haben bis vor einem Monat beim Einkaufen eine Maske getragen? Ihr Journalisten müsst uns unterstützen: Es darf nicht die Botschaft vermittelt werden, dass die Fallzahlen nur wegen der Varianten ansteigen. Nein: Die Fallzahlen steigen, weil die Regeln nicht eingehalten werden! Die Virus-Varianten entstehen, weil das Virus ungehemmt zirkulieren kann, sich vermehren und dabei verändern kann. Die brasilianische Variante ist das klassische Beispiel dafür: Zu glauben, man könnte auf Einschränkungen verzichten, damit man eine Herdenimmunität entwickelt, ist völliger Unsinn, weil sich dabei Varianten entwickeln. Herdenimmunität ist also keine Option? Dr. Pagani: Es wäre absurd, zuzulassen, dass das Virus frei zirkuliert. Die Entstehung von neuen Varianten ist ein Entwicklungsschritt, den jedes Virus durchmacht. Was steht am Anfang einer neuen Variante? Die Anhäufung von Mutationen. Und wie kommt es zur Anhäufung von Mutationen? Indem man dem Virus die Möglichkeit gibt, sich oft zu replizieren. Wenn man die Infektionskette nicht unterbricht, erhöht sich das Risiko, dass eine Variante entsteht, die einen Vorteil gegenüber anderen aufweist – etwa die höhere Übertragbarkeit oder die gesteigerte Aggressivität. Daraus folgt: Je stärker wir die Übertragung des Virus verhindern, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, dass neue und potenziell gefährlichere Varianten entstehen. Wie kann man sich vor den neuen Varianten schützen? Dr. Pagani: Um eine Ansteckung zu verhindern – auch mit jenen Varianten, die als gefährlicher gelten – muss man nach wie vor dieselben Regeln einhalten: Maske, Abstand und Hygiene.