Wie es zum tragischen Unglück kommen konnte und alles zu den beiden Frauen aus Südtirol, die ihr Leben auf so grausame Weise lassen mussten, lesen Sie hier. <BR /><BR /><BR />Der 3. Februar 1998 war in Cavalese ein strahlend schöner Wintertag, geradezu ideal für Wintersportbegeisterte. Doch für 20 Personen – darunter 2 Frauen aus Brixen – wurde er zum Todestag. Ein US-amerikanischer Kampfjet durchtrennte bei einem Übungsflug das Seil der Kabinenbahn von Cavalese. Eine Gondel stürzte 108 Meter ab und wurde für die Insassen zur Todesfalle. Keiner überlebte.<BR /><BR /><BR />So weit habe es ja kommen müssen, sagen viele Einwohner von Cavalese nach dem Unglück. Schon lange davor waren ihnen die Tiefflüge der amerikanischen Piloten durch ihr Tal ein Dorn im Auge. Denn die waren nicht nur in nur wenigen Hundert Metern Höhe über die Häuserdächer gerauscht, die Piloten schienen sich geradezu einen Spaß daraus zu machen, unter den Tragseilen der Seilbahn hindurchzufliegen. Das jedenfalls war der Eindruck, den die Bevölkerung damals hatte.<BR /><BR /><b>Kabine stürzt in die Tiefe</b><BR /><BR />Der Pilot der Todesmaschine bestritt so etwas. Doch auch er hatte die Tragseile der Cermis-Seilbahn unterflogen – und dabei mit einer Tragfläche das Seil gekappt. Die talwärts fahrende Kabine mit 20 Personen an Bord stürzte haltlos in die Tiefe und bohrte sich in eine Wiese. Für die Insassen gab es kein Entrinnen, keiner der Passagiere hatte auch nur die Chance, zu überleben. <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="611138_image" /></div> <BR /><BR />Unter den Opfern waren auch 2 Frauen aus Südtirol: Maria Steiner Stampfl (61), gebürtig aus Bruneck, aber wohnhaft in Brixen, sowie Edeltraud Zanon Werth (56). Sie war gebürtig aus Innsbruck, lebte aber ebenfalls in Brixen. Die beiden Frauen waren zum Langlaufen in Cavalese und hatten sich in einer Pension im Ort einquartiert. Der Sohn von Maria Steiner Stampfl, Klaus Stampfl, wurde später Präsident der Vereinigung der Angehörigen der Cermis-Opfer. <BR /><BR /><b>Freispruch vor Militärgericht</b><BR /><BR />Immer wieder übte er als solcher scharfe Kritik am Verhalten der amerikanischen Behörden und Gerichte in diesem Fall. Denn der Prozess gegen den Piloten Richard Ashby erfolgte vor einem Militärgericht auf dem Stützpunkt Camp Lejeune im Bundesstaat North Carolina in den USA. Dort wurde er vom Vorwurf der fahrlässigen Tötung in 20 Fällen freigesprochen. Dafür gäbe es keinen Beweis. Auch die Vorwürfe der Pflichtvergessenheit und der Sachbeschädigung wurden abgeschmettert. <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="611027_image" /></div> <BR /><div class="img-embed"><embed id="611030_image" /></div> <BR />Das in Aviano gestartete Flugzeug flog weit unterhalb der nach italienischem Recht vorgeschriebenen 600 Meter und abseits der festgelegten Route. Das Team filmte, was es tat, als wäre es ein Spiel. Es gab nur ein einziges Urteil: für die Vernichtung des Videobandes mit den Aufnahmen des Fluges. Die Strafe: jeweils 6 Monate Haft und eine unehrenhafte Entlassung aus dem Militärdienst.<BR /><BR /><BR /><embed id="dtext86-47725818_gallery" /><BR /><BR /><BR />Die Empörung der Angehörigen über das milde Urteil war groß. <BR />Auch die Schadenersatzzahlungen an die Angehörigen ließen auf sich warten. Denn zunächst gab es von Seiten der US-Regierung nur 20 Millionen Dollar für die Seilbahnbetreiber. Erst im Jahr 2000 gab es schließlich Schadenersatz für die Familienangehörigen der Cermis-Todesopfer.<BR /><BR />„Wir haben versucht, Gerechtigkeit zu erreichen. Wir haben einen harten Kampf geführt – wir haben keine Gerechtigkeit erhalten“, erklärte der damalige Bürgermeister und spätere Landesrat Mauro Gilmozzi. Dies sei „sehr bitter“, obwohl alle dafür gekämpft hätten, die Angehörigen, die gesamte Gemeinde, der Staat Italien. Und so warten nach 24 Jahren immer noch 20 Menschen auf Gerechtigkeit, obwohl die Beweise für das Geschehene vorliegen. <BR /><BR />Schon im Jahre 1976 kam es in Cavalese zu einer furchtbaren Seilbahntragödie. <a href="https://www.stol.it/artikel/chronik/cavalese-vor-40-jahren-das-erste-seilbahnunglueck-mit-43-toten" target="_blank" class="external-link-new-window" title="">Am 9. März stürzte eine voll besetzte Kabine der Cermisbahn ab und forderte 43 Todesopfer.</a> Nur die 14-jährige Mailänderin Alessandra Piovesana überlebte das Unglück geschützt von anderen Körpern. Sie starb 2009 an einer Krankheit. <BR /><BR />Nach 25 Jahren haben Angehörige der Opfer und Gemeinde von Cavalese beschlossen, die öffentlichen Veranstaltungen des Gedenktags der Tragödie am Cermis nicht mehr abzuhalten. Doch die Wunde, die ein amerikanischer Kampfjet am 3. Februar 1998 aufgerissen hat, bleibt sicht- und spürbar. <a href="https://www.stol.it/artikel/chronik/sie-haben-das-cermis-unglueck-hautnah-erlebt-ich-gehe-nicht-mehr-dorthin" target="_blank" class="external-link-new-window" title="">„Ich bin nie wieder dorthin gegangen“, sagt der damalige Kommandant der Feuerwehr von Cavalese, als er s+ zur Wiese begleitet, die heute vor 25 Jahren blutgetränkt war. „Es herrschte Stille“, weiß auch der Mann, der als erster vor Ort war – und dessen Eltern Südtiroler sind.</a>