Nach fast 30 Operationen leidet Sonia Zanotti bis heute unter den körperlichen und seelischen Wunden, die ihr der Terroranschlag zufügte. <BR /><BR />Der Anschlag von Bologna, auch als „Strage di Bologna“ bekannt, zerstörte den westlichen Flügel des Bahnhofes, beschädigte einen Zug und war kilometerweit zu hören. Erst vor wenigen Tagen, am 6. April, wurde ein ehemaliger Rechtsextremist für die Tat zu lebenslanger Haft verurteilt; 4 weiteren wurde bereits zuvor der Prozess gemacht. <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="761642_image" /></div> <BR />Sonia Zanotti aus St. Ulrich, damals 11 Jahre alt, befand sich mit ihrer Kusine im Bahnhof. Zanotti wurde von der Explosion erfasst und schwer verletzt, überlebte jedoch. Sie trägt aber noch heute – nach fast 30 Operationen – die Wunden physischer und psychischer Art mit sich.<BR /><BR />Fast 42 Jahre nach dem wohl schlimmsten Attentat der Nachkriegszeit in Italien hat Zanotti ihre Autobiografie in St. Ulrich vorgestellt. „Die erste Fassung des Buches habe ich eigentlich schon vor 17 Jahren auf Ratschlag einer meiner Psychotherapeuten geschrieben“, erzählt Zanotti. „Ich sollte meine Emotionen niederschreiben. Das hat mir damals sehr geholfen. Irgendwann habe ich dann den Mut gefunden, daraus ein Buch zu machen“, sagt sie. „Aber vor allem sah ich es als Pflicht gegenüber den 85 Toten, meine Erinnerungen, diese Emotionen zu offenbaren, damit sie nicht in Vergessenheit geraten“, sagt Zanotti.<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="762524_image" /></div> <BR /><BR />Zusammen mit dem ehemaligen RAI-Journalisten Ennio Chiodi, der in St. Ulrich lebt und die Buchvorstellung moderierte, wurden zahlreiche interessante Aspekte, die im Buch wiedergegeben werden, analysiert und diskutiert.<BR /><BR /><embed id="dtext86-53926800_quote" /><BR /><BR />Besonders ergreifend war die Erklärung zum gewählten Buchtitel: „30 Sekunden“: „Meine Kusine und ich haben den Zug, den ich nach Bozen hätten nehmen sollen, um 30 Sekunden verpasst“, erinnert sich Zanotti, „also habe ich mich in den Wartesaal gesetzt und auf den nächsten Zug gewartet. Diese 30 Sekunden haben mein Leben unabänderlich verändert.“ <BR /><BR />Eine besonders emotionale Passage war jene, wo Zanotti beschreibt, dass es indirekt ein großes Glück gewesen sei, dass sie damals noch ein kleines Kind war: „Die Unschuld eines kleinen Mädchens, das nicht verstanden hat, was da eigentlich passiert ist“, sagt sie und fährt fort: „Nachdem man mich aus den Trümmern befreit hatte, war ich einen Monat im Krankenhaus in Isolation, bis ich meine Eltern zum ersten Mal wiedersehen konnte. Ich hatte aber dieses Glück; die anderen 85 Menschen, die gestorben sind, leider nicht“, erinnert Zanotti. „Das jüngste Opfer war 3 Jahre alt und das älteste 86. All diesen Menschen, den Hinterbliebenen und Verletzten, widme ich mein Buch“, sagte Zanotti. <BR /><BR />Bei der Buchvorstellung anwesend war auch Bürgermeister Tobia Moroder, der sich sehr gerührt zeigte von Zanottis Ausführungen. „Seit meinen Studienjahren in Bologna habe ich ein ganz besonderes Verhältnis zu dieser Stadt“, sagte Moroder. <BR /><BR />Das Buch „30 secondi“ ist in italienischer Sprache erschienen. Der Erlös des Buches wird gespendet.Sonia Zanotti, „30 secondi“, Verlag Edgar Libri, 15 Euro<BR />