Der Anteil ist auch in Südtirol beachtlich, allerdings kommen längst nicht alle Bedürftigen zum Zug. <BR /><BR />Das Prinzip der Lebensmittelkarte zur Unterstützung von besonders bedürftigen Familien dürfte bereits vom Vorjahr bekannt sein: Anspruchsberechtigt sind Familien mit mindestens 3 Familienmitgliedern, welche einen sogenannten ISEE-Wert von weniger als 15.000 Euro aufweisen und keine anderweitige Unterstützung erhalten. <BR /><BR />Abgewickelt wird die Maßnahme von den staatlichen Stellen, der INPS, dem italienischen Gemeindenverband Anci und den Postämtern, während die Gemeinden die Korrektheit der Daten überprüft und die Anspruchsberechtigten per Schreiben informiert. Diese können dann ab September mit der aufgeladenen Lebensmittelkarte („Carta dedicata a te“) im Wert von 500 Euro Lebensmittel des Grundbedarfs einkaufen. <h3> Mehrere 1000 Bürger in Südtirol unterstützt</h3>Unterm Strich stellt die Regierung für diese Unterstützung, wie schon im vergangenen Jahr, 600 Millionen Euro zur Verfügung. 2023 kam die Maßnahme italienweit 1,2 Millionen Familien zugute, heuer sollen es um 100.000 Familien mehr sein. <BR /><BR />Ein Rundruf in den Südtiroler Gemeindestuben zeigt, dass auch hierzulande mehrere 1000 Bürger unterstützt werden. So haben beispielsweise in Schlanders, dem Hauptort des Vinschgau, gemäß Auflistung 71 Bedürftige Anspruch auf eine 500-Euro-Lebensmittelkarte.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1064070_image" /></div> <BR /><BR />Dabei kommen längst nicht alle Schlanderser Bürger zum Zug, auf welche die Kriterien – v.a. ein ISEE-Wert von weniger als 15.000 Euro – zutreffen, weiß Gudrun Warger (im Bild), Verantwortliche des Kabinettsbüros der Gemeinde Schlanders und zudem stellvertretende Vorsitzende im Landesausschuss der Frauen im KVW. <BR /><BR />„Diese 71 Bedürftigen sind lediglich ein Teil der Personen, welche dringende Unterstützung nötig haben, denn leider ist die Hemmschwelle unter den Leuten sehr groß“, berichtet Warger. Sie vermutet, dass weit mehr als doppelt so viele unter die besagte Schwelle von 15.000 Euro fallen dürften. <h3> Vor allem Rentner brauchen mehr Unterstützung</h3>Viele notleidende Menschen würden sich schämen, um Unterstützung anzusuchen, viele wüssten gar nichts von derartigen Initiativen, manche würden nur die EVE-Erklärung machen, aber keine ISEE, etc. <BR /><BR />Vor allem Rentner, die im Laufe ihres Erwerbslebens Beitragslücken aufweisen (Pflege, Mutterschaft, etc.), würden mehr Unterstützung benötigen. „Das Problem der Altersarmut bei pflegenden oder kindererziehenden Frauen ist nach wie vor nicht vollständig gelöst, auch wenn hier schon viel getan wurde“, zeigt Warger auf. <BR /><BR />192 Familien werden im Pusterer Hauptort Bruneck die einmalige Unterstützung von 500 Euro bekommen, deren 167 sind es in Eppan. Die Zahlen lassen erahnen, wie viele Familien sich hierzulande nach der Decke strecken und mit dem Lebensminimum zurechtkommen müssen.<BR /><BR />In Klausen scheinen 57 Empfänger in den Listen auf, diese werden noch mit den Meldeamtsdaten abgeglichen. „Mit dieser staatlichen Maßnahme will man notleidende Familien unterstützen, wobei zu beobachten ist, dass gerade derartige Aktionen oft für Unverständnis und Missmut sorgen“, meint Peter Gasser (im Bild), Bürgermeister von Klausen. <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1064073_image" /></div> <BR /><BR />Manche Menschen würden die Unterstützung genauso nötig haben, kennen sich aber mit den Regelungen nicht aus, andere fühlen sich zu Unrecht nicht berücksichtigt und ähnliches mehr. In St. Martin in Passeier bekommen heuer 37 Familien den Lebensmittebonus.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1064076_image" /></div> <BR />St. Martins Bürgermeister Dominik Alber (im Bild) macht dabei einen kurzen Schwenk zur örtlichen Lebensmitteltafel, die es schon seit 2014 gibt. „Die Psairer Tafel versorgt 60 bis 70 Familien mit lebensnotwendigen Gütern“, beziffert er die Freiwilligen-Initiative. Zwar ein völlig anderer Schauplatz, der aber auch aufzeigt, dass in Südtirol viele Menschen nicht so gut dastehen, wie es oft den Anschein hat.<h3> Pamer: „Mehr wäre wünschenswert“</h3>Über die staatliche Maßnahme zur Armutsbekämpfung hat s+ auch mit Soziallandesrätin Rosmarie Pamer gesprochen.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1064079_image" /></div> <BR /><BR /><b>Frau Pamer, wie bewerten Sie diese staatliche Maßnahme, um der Armut entgegenzuwirken?</b><BR /><KeinAbsatz></KeinAbsatz>Rosmarie Pamer: Das Engagement des Staates zur Unterstützung von einkommensschwachen Familien ist sicherlich positiv zu bewerten. Allerdings wäre wünschenswert, wenn er noch mehr täte und auch zielführendere Aktionen setzen würde.<BR /><BR /><b>Was meinen Sie damit?</b><BR />Pamer: Denken wir nur an die Rentenfrage, denn auch diese ist eine staatliche Kompetenz. Hier muss das Ziel sein, die Altersarmut zu bekämpfen, denn die wird uns in Zukunft noch stärker beschäftigen. <BR /><BR /><b>Und was kann das Land tun?</b><BR />Pamer: Klar, wir haben einige Sonderleistungen und führen auch Gespräche mit den zuständigen Stellen. Es muss einfach gelingen, die Renten aufzubessern, aber ohne dass dies dann wieder als Einkommen berechnet und somit wieder abgezogen wird. Davon einmal abgesehen, haben wir mit dem Landesfamiliengeld, dem Kindergeld und anderem mehr doch eine Reihe von Maßnahmen auf den Weg gebracht.