Sein Flug von Brüssel nach Stockholm war am Dienstag für 9.30 Uhr angesagt. Kim Vandeweyer war also gerade auf dem Weg zum Abflugterminal, als die Bomben explodierten. Eigentlich hätte er zu diesem Zeitpunkt schon dort sein sollen, wo andere Menschen den Tod fanden ... Eine unfassbare Situation auch für seine Frau Michaela Steger. Die Ahrntalerin lebt seit 1999 in Belgien, das Paar hat drei Kinder. Südtirol Online: Sie waren Zeuge der Terroranschläge in Brüssel von Dienstag - was ist das Erste, an das Sie heute denken?Kim Vandeweyer, Ehemann von Michaela Steger aus dem Ahrntal: Meine ersten Gedanken drehen sich um die Opfer und deren Familien. Ich habe auch höchsten Respekt vor den Soldaten, die unmittelbar nach der Explosion in das Flughafengebäude gingen. Diese jungen Männer denken nicht vordergründig an ihre eigene Sicherheit, sondern daran, Menschen zu helfen und sie zu beschützen. STOL: Wo waren Sie, als die Bomben am Flughafen explodierten?Vandeweyer: Zwischen den zwei Explosionen lagen nur ein paar Sekunden. Ich ging gerade zum Eingang der Abflughalle, als die zweite Bombe hochging. Der Grund, warum ich nicht schon drinnen war, exakt da wo es zur Explosion kam, lag einzig und allein an einem Telefonat, das ich noch im Auto mit einem Kollegen geführt habe. Der Anruf dauerte rund 70 Sekunden – und diese Zeitspanne hat darüber entschieden, ob ich mich im oder außerhalb des betroffenen Terminals befand.STOL: Was geschah im Augenblick der Explosion um Sie herum?Vandeweyer: Wir sahen zahlreiche Fenster bersten, der Boden war übersät von Glassplittern. Aus den Fensteröffnungen kamen vereinzelte Rauchschwaden. Wir hörten den Feueralarm und nur Sekunden später sahen wir Menschen aus dem Terminal rennen. Was mich überrascht ist, dass die Menschen relativ ruhig waren. Ich sah keine Panik – vielleicht aufgrund des Schocks. Die Flughafenfeuerwehr war schnell zu Stelle – und auch die Polizei und das Militär halfen bei der Evakuierung. Den Soldaten, Sicherheitsleuten und Polizisten zollt Kim Vandeweyer größten Respekt für ihren Einsatz. - Foto: APA/AFP STOL: Wann haben Sie verstanden, was da vor sich ging – es hätte ja auch ein Unfall sein können?Vandeweyer: Mit dem was in Paris passiert ist und den letzten Entwicklungen in Sachen Terroraktionen in Brüssel war es klar, dass es sich nicht um einen Unfall handelt. Der Schall einer solchen Explosion ist so ungewöhnlich, kurz und laut. Wir alle kennen den Lärm, den Knall bei Unfällen unter anderem aus dem TV. In meiner Kindheit hörte ich die Explosion eines Treibstoff-Unternehmens im Hafen von Antwerpen. Der Lärm der Bombe war absolut anders.STOL: Es knallt, Fenster splittern und Menschen laufen um Ihr Leben - wie war Ihre unmittelbare Reaktion?Vandeweyer: Ich reagierte ungläubig, traurig und zornig zugleich. Die Frau, die neben mir stand, hielt sich an meinem Arm fest. Ich legte den Arm um ihre Schulter und führte sie zurück zur Parkgarage. Wir sprachen nur wenige Worte. Sie meinte, sie will auf der Stelle weg. Ich habe dasselbe gemacht, bezahlt und den Parkplatz verlassen.STOL: Wann haben Sie erstmals an Ihre Familie – Frau und drei Kinder - gedacht?Vandeweyen: Ich habe meine Frau um 7.59 Uhr angerufen – 2 oder 3 Minuten nach der Explosion. Es war der erste Anruf, den ich gemacht hab. Bis 8.11 Uhr rief ich dann Bruder, Mutter, Vater und Firmenpartner an. Meinen zwei älteren Töchtern habe ich eine Kurznachricht geschickt und später die Schule angerufen, um auszurichten, dass es mir gut geht. Meine Frau hat dann unserem Sohn erklärt, dass am Flughafen etwas geschehen war, aber es mir gut gehe.STOL: Wie wichtig war es für Sie, Ihre Familie zu erreichen und sie zu informieren?Vandeweyer: Ich habe sie Gott sei Dank erreicht, noch bevor die ersten Nachrichten so gegen 8.30 Uhr die Runde gemacht haben.STOL: Ihre Kinder sind 9, 13 und 15 Jahre alt – wie erklärt man ihnen, was Terrorismus ist und warum so viele Leute gestorben sind?Vandeweyer: Ich glaube nicht, dass es dafür eine richtige Antwort gibt. Aber sie sollte altersgemäß sein. Meinen zwei Töchtern ist bewusst, was in der Welt und auch in den muslimischen Ländern vor sich geht. Unseren Sohn haben wir gefragt, was er in Erfahrung gebracht hat und ihm dann erklärt, dass manche Menschen kämpfen, um Chef unseres Landes zu werden. Wir hingegen haben die Polizei und Soldaten, um uns davor zu beschützen. Im Laufe des Tages haben auch die Medien und die Schulen berichtet, wie Eltern mit ihren Kindern an diese schrecklichen Dinge herangehen sollen. STOL: Haben Sie sich bereits im Vorfeld Gedanken darüber gemacht, dass so etwas in Belgien geschehen kann/wird?Vandeweyer: Allerdings. Wir alle wussten, dass es - wenn so etwas in Paris passiert, auch in Brüssel realistisch ist. Besonders, weil es mehr als alle anderen europäischen Städte das Herz Europas ist. In den vergangenen Monaten war das Medieninteresse sehr groß und die Menschen haben viel darüber gesprochen. Die meisten gingen aber nicht verängstigt ihren alltäglichen Dingen nach.STOL: Fühlen Sie sich in Brüssel trotz allem sicher?Vandeweyer: Ich weiß nicht, ob ich mich auch weiterhin so sicher führen kann, wie bisher. Das zu beantworten ist es noch zu früh. Nichtsdestotrotz habe ich einen neuen Flug nach Stockholm gebucht – in zwei Wochen.STOL: Was ist Ihrer Meinung nach der beste Weg, um weiterzumachen – zurück zu Arbeit, Schule und alles wie bisher?Vandeweyer: Nun ich kann nicht für den Staat reden, aber ich habe ein großes Vertrauen in die Regierung, die wir seit eineinhalb Jahren haben. Ich persönlich versuche, meine Arbeit wieder regulär aufzunehmen; eine Art von Therapie. Ich glaube, dass wir alle – die ganze Nation – weitermachen sollten, ohne aber die schrecklichen und feigen Attacken zu vergessen und die islamistischen Fundamentalisten aus den Augen zu verlieren.STOL: Was erwarten Sie sich nun von der Regierung und der Polizei?Vanderweyer: Ich erwarte mir, dass sie beide ihre Arbeit und die Ermittlungen so gut wie nur möglich machen. Als ich vorhin sagte, wir hätten eine starke und gute Regierung, so muss sie mit dem Miss-Management von 50 Jahren sozialistischer Nichtpolitik aufräumen. STOL: Worin verorten Sie die Wurzel des jetzigen Übels?Vanderweyer: All die radikalisierten Leute in Brüssel sind das Ergebnis des Nichtagierens der französischsprachigen Sozialistischen Partei PS unter Ex-Premier Elio Di Rupo, obwohl schon vor 20 Jahren dieses Problem offensichtlich wurde. Alle Hinweise und Anzeichen waren da. Aber sie haben den größtenteils Nordafrikanern nur Rechte zugesprochen, ihnen im Gegenzug für ihre Stimme aber keine Pflichten abverlangt. Belgien trauert, aber regiert nicht mit Resignation auf die Anschläge. Dennoch gilt es einiges zu ändern. - Foto. APA/AFPSTOL: Was läuft grundlegend falsch, dass es zur Nichtintegration oder der expliziten Absonderung kommt?Vanderweyer: Wir haben eines der weltweit besten Gesundheitssysteme; ausgezeichnete Universitäten und Schulen; wir haben Innovation; jeder verdient ausreichend Geld oder erhält genügend staatliche Unterstützung; wir sind ein offenes und tolerantes Volk und wir denken, bevor wir etwas sagen … wie ist es also möglich, dass Menschen, die hier geboren werden und aufwachsen uns wie Tiere anschauen?Ich sage explizit uns, denn mehr und mehr Muslime stigmatisieren unsere Art zu leben, obwohl sie bis dahin alle Vorzüge davon genießen. Und dennoch verspüren sie den Drang, uns zum Islam zu bekehren und unserer Frauen wie Dreck zu behandeln.Es ist an der Zeit die überkorrekte Politik von Sozialistischen oder Grünen Parteien zu stoppen, denn sie alle leben in einer utopischen Welt.STOL: Und was gilt es zu tun, um dergleichen in Zukunft zu verhindern?Vanderweyer: Wenn ich das wüsste, würde ich den Friedensnobelpreis bekommen. Unsere Leute erwarten sich eine Schließung der EU-Außengrenzen und eine unverzügliche Ausweisung ins Herkunftsland im Fall von kriminellen Handlungen auch von Menschen der dritten und vierten Generation.Nun sollten auch wir mit der Macht eines internationalen Netzwerkes im mittleren Osten agieren, bis der IS als terroristische Organisation komplett zerstört ist. Interview: Petra Kerschbaumer_______________________________Die Anschläge in Brüssel: ein Videorückblick in Bildern