Hier das ganze Interview. <BR /><BR /><b>Viele Südtiroler fragen sich: Wann wird eine dritte Impf-Dosis notwendig sein? Wie ist hier der Stand der Forschung?</b><BR />Prof. Christian Wiedermann: Der Impfschutz fängt nach 4 bis 6 Monaten nachweislich an, abzunehmen. Israel hat sich als erstes Land für die dritte Dosis entschieden und setzt diese bereits um: 5 Monate nach der Erstimpfung. In Deutschland will man ab September Heimbewohner, Hochbetagte und Risikopatienten 6 Monate nach der Erstimpfung erneut impfen. In anderen Ländern hat man ähnliches vor. Die dritte Dosis verleiht zusätzlichen Impfschutz. Es ist bekannt, dass bei älteren Menschen der Impfschutz nachlässt. Der Impfschutz nimmt bei über 60-Jährigen nur leicht ab, bei den über 70-Jährigen bereits stärker. Die Abnahme des Impfschutzes ist bewiesen und gilt besonders für die Risikogruppen. Parallel zum schwächer werdenden Impfschutz ist das Virus leider aggressiver geworden und die Delta-Variante ist gegen den Impfschutz etwas weniger empfindlich. Deshalb besteht die Befürchtung, dass es mit der Delta-Variante bei Risiko-Gruppen schwerere Infektionsverläufe geben könnte. <BR /><BR /><b>Werden wir künftig mit noch gefährlicheren Varianten zu rechnen haben als der Delta-Variante?</b><BR />Wiedermann: Über die Lambda-Variante gibt es unterschiedliche, zum Teil schlimme Meldungen. Eine große japanische Studie hat gezeigt, dass dabei mehrere Aminosäuren, die nebeneinander liegen, durch Mutation verändert sind und dass diese Variante durch die Impfstoffe nicht mehr erreicht wird und womöglich noch größere Gefährlichkeit hat. Die Vorabpublikation der Studie ist gerade in Begutachtung und muss noch bestätigt werden. Wir müssen aber damit rechnen, dass es Varianten geben wird, gegen die die entwickelten Impfstoffe nicht mehr ausreichend wirken. Ganz wichtig für die Verantwortlichen in Wissenschaft und Medizin ist: Wenn Geimpfte trotzdem krank werden und wir glauben, dass diese eigentlich doch besseren Impfschutz gehabt haben müssten, dann könnte eine neue Variante dahinter stecken, und es sollte eine komplette Analyse der Erbmasse des Virus durchgeführt werden. Solche Varianten müssen so früh wie möglich identifiziert werden, damit schnell neue Impfstoffe dagegen entwickelt werden.<BR /><BR /><b>In Niederösterreich verlangt die Ärztekammer, dass die zeitliche Gültigkeit von Antigentests und PCR-Tests gesenkt wird – auf nur mehr 12 bzw. 24 Stunden. Sonst wiege man die getesteten Menschen in einer falschen Sicherheit und diese würden andere gefährden.</b><BR />Wiedermann: Die Delta-Variante ist gefährlicher und wir müssen unsere Regeln auf Delta ausrichten. Solche Varianten wachsen schneller und stecken schneller an. Die Gültigkeit der PCR-Tests müsste deshalb verkürzt werden – und analog sollte auch die Gültigkeit des Antigentests verkürzt werden. Das ist aber ein heißes Eisen: Man bräuchte dafür ja fast doppelt so viel Testkapazität und eine Anpassung von Teststrategien.<BR /><BR /><b>Stimmt es, dass bei der Delta-Variante 1200 Mal so viele Viren ausgestoßen werden wie beim ursprünglichen Coronavirus?</b><BR />Wiedermann: Dies wurde bei einer Studie in einer chinesischen Provinz festgestellt. Festgestellt wurde dort auch, dass bei der Delta-Variante nach einer Ansteckung nur 4 Tage vergehen, bis der PCR-Test beim Betroffenen positiv ausfällt und somit Viren festgestellt werden und er ansteckend ist. Bei anderen Varianten betrug diese Zeit im Mittel 6 Tage. Bei der Delta-Variante vermehrt sich das Virus schneller und kräftiger. <BR /><BR /><b>Welche neuen Erkenntnisse gibt es noch über die Delta-Variante?</b><BR />Wiedermann: Studien zeigen, dass die Zeit, die man wegen der Delta-Variante zu Hause verbringen muss, bis man genesen und nicht mehr ansteckend ist, bei Delta-Patienten um bis zu fast einem Drittel länger ist. Die Delta-Infektion kommt nicht nur schneller und plötzlicher, sie ist auch länger ansteckend. Die Fachwelt geht zudem davon aus, dass die Erkrankungen schwerer verlaufen.<BR />