<h3> Wie funktioniert eine Abnehmspritze überhaupt?</h3>Bei den Spritzen handelt es sich um verschreibungspflichtige Medikamente. Die Wirkstoffe darin sollen den Appetit zügeln und das Sättigungsgefühl steigern. Das Mittel „Ozempic“ wird zur Behandlung von Typ-2-Diabetes genutzt, „Wegovy“ und „Mounjaro“ sind für Menschen mit Adipositas, also Fettleibigkeit zugelassen. Die Wirkstoffe sind sogenannte GLP-1-Rezeptoragonisten. Sie binden an den GLP-1-Rezeptor und teils noch an weitere Rezeptoren.<BR /><BR />Das Ergebnis: Weniger Hunger, geringere Kalorienaufnahme und verbesserter Stoffwechsel. Studien zeigen zudem positive Effekte auf Blutdruck, Blutzucker und Cholesterin.<h3> These1: Abnehmspritzen begünstigen scheinbar Schwangerschaften</h3>Spritzen zum Abnehmen und zur Behandlung von Typ-2-Diabetes können wohl zu einer Zunahme von Schwangerschaften führen. Darauf weisen nun Medizinerinnen und Mediziner aus Deutschland hin. Denn durch die Gewichtsreduktion verbessere sich die Fruchtbarkeit. Im englischsprachigen Raum ist das Phänomen als „Ozempic Babys“ bekannt.<BR /><BR />„Viele stark übergewichtige Frauen unterschätzen die Auswirkungen der Therapie mit GLP-1 Analoga auf ihren Zyklus: Bereits eine Gewichtsreduktion von fünf bis zehn Prozent kann den Eisprung normalisieren“, erklärte Ute Schäfer-Graf, Oberärztin am Berliner Diabeteszentrum für Schwangere des St. Joseph Krankenhauses, von der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG).<BR /><BR />Für Frauen ohne Kinderwunsch, die diese Fertigspritzen nutzen, ist deswegen eine sichere Verhütung wichtig. Allerdings könnten die Spritzen auch die Wirkung der Pille beeinträchtigen, etwa durch Nebenwirkungen wie Erbrechen, Durchfall oder weil der Magen sich langsamer entleere. Darauf weist auch die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft hin.<BR /><BR />Der DDG-Stellungnahme zufolge hat nicht nur die Gewichtsabnahme eine Wirkung auf die Fruchtbarkeit, sondern auch die Verbesserung der Insulinempfindlichkeit und die Stabilisierung des Hormonhaushalts. Die Medikamente könnten auch Frauen mit Diabetes und einem sogenannten polyzystischen Ovarialsyndrom (PCOS), einer Hormonstörung, helfen. „GLP-1 Analoga bieten eine vielversprechende Option für diese Patientinnen, die oft unter einem unerfüllten Kinderwunsch leiden“, meinte Schäfer-Graf.<BR /><BR />Während der Schwangerschaft und Stillzeit soll das Präparat nicht verwendet werden, schreibt die europäische Arzneimittelbehörde EMA. Wer ein Kind bekommen wolle, sollte die Medikamente mit einem Vorlauf von mindestens zwei Monaten absetzen. In Tierstudien gab es Auswirkungen auf die Entwicklung des Embryos. <BR /><BR />Damit Schwangere ohne die Spritzen nicht zu viel zunehmen, sollten sie umfassend beraten werden, um Komplikationen zu vermeiden, meinte Schäfer-Graf. „Diese Medikamente haben großes Potenzial, doch ihre Anwendung erfordert eine enge ärztliche Begleitung und individuelle Beratung, um Chancen gezielt zu nutzen und Risiken zu minimieren.“<h3> These 2: Abnehmspritzen führen zu besserem Sex</h3>Wie die Bild-Zeitung berichtet, könnten Abnehmspritzen wie Ozempic, Wegovy und Mounjaro bei Männern nicht nur Pfunde purzeln lassen, sondern auch den Sexualtrieb steigern.<BR /><BR />Forscher des Universitätskrankenhauses von St. Louis (Missouri, USA) analysierten die Gesundheitsdaten von 110 übergewichtigen oder an Typ-2-Diabetes erkrankten Männern mit durchschnittlich 54 Jahren. Sie stellten fest, dass der Testosteronspiegel nach 18 Monaten Behandlung mit GLP-1-Rezeptor-Agonisten deutlich häufiger im Normalbereich lag – bei 77 % statt zuvor 53 %.<BR /><BR />Das Hormon Testosteron ist entscheidend für den männlichen Sexualtrieb, sinkt jedoch mit dem Alter, bei Übergewicht oder Diabetes. Die Wirkstoffe Semaglutid und Tirzepatid ahmen ein Darmhormon nach, das Sättigung signalisiert, und können so indirekt den Hormonhaushalt verbessern.<BR /><BR />Laut Studienleiterin Dr. Shellsea Portillo Canales geschieht der Anstieg „auf natürliche Weise, ohne zusätzliche Therapie“, was Risiken einer Testosteronersatztherapie – etwa Prostatakrebs oder Fruchtbarkeitsprobleme – vermeidet.<BR /><BR />Ein klarer Kausalzusammenhang ist jedoch noch nicht bewiesen. Unklar bleibt zudem, ob die positiven Effekte nach dem Absetzen der Medikamente anhalten.<h3> These 3: Abnehmspritzen verlangsamen den Alterungsprozess</h3>Wie die New York Post schreibt, könnte das Diabetes- und Abnehm-Medikament Ozempic nicht nur beim Gewichtsverlust helfen, sondern auch den Alterungsprozess verlangsamen – oder sogar teilweise umkehren.<BR /><BR />In einer neuen Studie erhielten die Teilnehmer über 32 Wochen entweder wöchentlich Semaglutid (Ozempic) oder ein Placebo. Ergebnis: Die Ozempic-Gruppe war am Ende im Schnitt 3,1 Jahre biologisch jünger als zu Beginn, während sich in der Placebo-Gruppe nichts veränderte. Besonders deutlich war der Verjüngungseffekt bei Gehirn und Immunsystem – hier lag der „Verjüngungsgewinn“ sogar bei fast fünf Jahren. Auch Herz- und Nierenfunktion verbesserten sich messbar.<BR /><BR />Forscher führen diese Wirkung auf den Einfluss von GLP-1-Medikamenten auf Fettverteilung, Stoffwechsel und Entzündungsprozesse zurück. Übergewicht fördert chronische Entzündungen, die den Alterungsprozess beschleunigen. Gewichtsverlust und eine verbesserte Stoffwechselgesundheit könnten diesen Effekt umkehren.<BR /><BR />Trotz der vielversprechenden Ergebnisse warnen die Wissenschaftler vor verfrühter Euphorie: Für einen breiten Einsatz als Anti-Aging-Mittel sei es noch zu früh. Weitere Studien sollen klären, wie dauerhaft die Effekte sind und ob sich bestehende Medikamente gezielt gegen altersbedingte Krankheiten einsetzen lassen.<h3> Welche Nebenwirkungen können auftreten?</h3>Bei Einnahme der Medikamente können laut Herstellerinformationen nennenswerte Nebenwirkungen auftreten. Zu den häufigeren zählen Übelkeit, Flüssigkeitsmangel (Dehydration) infolge von Erbrechen und Durchfall sowie Unterzuckerung z.B. bei gleichzeitiger Anwendung mit Insulin oder Sulfonylharnstoff. Seltener treten allergische Reaktionen und eine akute Entzündung der Bauchspeicheldrüse (Pankreatitis) auf. <h3> Neue Option: Abnehmpille Orforglipron</h3>Die Nachfrage nach Abnehmspritzen ist riesig – nun könnte bald eine Abnehmpille folgen. Der US-Konzern Eli Lilly hat Phase-3-Daten zu Orforglipron vorgestellt und will bis Jahresende die Zulassung beantragen.<BR /><BR />Wie die Spritzen handelt es sich um einen GLP-1-RA, allerdings in Tablettenform. In der Studie mit 3.127 Erwachsenen ohne Diabetes, aber mit Adipositas, verloren Teilnehmende mit der höchsten Dosis (36 mg täglich) im Schnitt 12,4 % ihres Körpergewichts in 72 Wochen – Placebo-Teilnehmende nur 0,9 %.