Tschager, der im Mai 2010 vom Südtiroler Landtag zum Kinder- und Jugendanwalt bestellt wurde und sein Amt am 26. Juli antrat, war der erste Kinder- und Jugendanwalt Südtirols.Am heutigen Montag hat der 33-jährige Jurist dem Südtiroler Landtag einen Besuch abgestattet und gemeinsam mit Landtagspräsident Mauro Minniti Bilanz gezogen, der eine schnelle Neubesetzung versprach.„Eine mühsame, aber sehr schöne Aufgabe“ „Ich habe versucht, die Weichen für eine zukunftsfähige Kinder- und Jugendanwaltschaft zu stellen: in menschlicher Hinsicht eine wertvolle Erfahrung, eine mühsame, aber sehr schöne und erfüllende Aufgabe“, so der Kinder- und Jugendanwalt.„Mir war von Anfang an klar, dass die Kinder- und Jugendanwaltschaft eine seit langem ersehnte Einrichtung war: Bereits in den ersten Wochen empfing ich zahlreiche Besuche und es gingen unzählige Anrufe und Anfragen von Kindern und Jugendlichen, Eltern und Lehrern ein. Ende 2010 hatte die Kinder- und Jugendanwaltschaft bereits 195 Akten.“Genauso arbeitsam ging es auch das ganze Jahr 2011 über weiter: Schulbesuche, Gespräche mit Minderjährigen, die über unangenehme Situationen berichten können, die sie betreffen, Hinweise an die Politik über die Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen, Austausch mit den Fachkräften der Kinder- und Jugendarbeit.„Es braucht ein Umdenken“ Der Kinder- und Jugendanwalt sprach gegenüber Minniti von einem sehr intensiven Jahr, im Laufe dessen er mit unterschiedlichen, auch schwerwiegenden Problemsituationen konfrontiert worden sei. „Aber damit Probleme, die Kinder und Jugendliche betreffen, gelöst werden können, braucht es ein Umdenken: Die Erwachsenen müssen endlich begreifen, dass Kinder und Jugendliche das Recht haben, angehört und ernst genommen zu werden, bevor man entscheidet, was ‚in ihrem Interesse‘ ist. Dabei gilt der Grundsatz, dass man das Wohl für einen Menschen erst bestimmen kann, wenn man mit dem Menschen gesprochen hat. Das Gespräch zwischen den Generationen muss offen bleiben“, fordert Tschager.Tschager geht „gezeichnet vom Mut“ Denn eines gilt für den 33-Jährigen als sicher: „Ihr und eure Träume habt mich mehr gelehrt, als ich von den Weisen dieser Welt je hätte erlernen können. Euer Mut und eure Echtheit haben in mir ein unauslöschliches Zeichen hinterlassen. Jugendliche leben intensiv, sie leben die Gegenwart mit der Kraft der Zukunft, die sie in sich tragen. Das ist eine Quelle der Hoffnung und gibt uns die Gewissheit, dass wir nicht alles heute lösen müssen, denn die Zukunft liegt weit vor uns.“Mit dem Verweis auf den Artikel 1 der Grundrechtecharta der Europäischen Union schließt Simon Tschager das Kapitel Jugendanwaltschaft, will aber trotzdem für die Wünsche und Bedürfnisse der Jugendlichen offen bleiben: „‚Die Würde des Menschen ist unantastbar.‘ Dies ist das Prinzip, das Jugendliche und Erwachsene verbindet, und dies ist das Maß mit welchem die Geschichte unsere Zeit beurteilen wird.“