In einem Interview erzählt er uns von seiner Zeit am Obstmarkt, dem Unterschied zwischen Edelkastanien und 'Maroni' und der Frage seiner Nachfolge. <b>von Karl Psenner</b><BR /><BR />Begonnen hatte er bei seinem ehemaligen Chef Gianni Bonadio, „dem ich viel zu verdanken habe, denn er hat mir alles beigebracht, was für eine erfolgreiche Arbeit notwendig ist.“ In einem Interview erzählt er uns von seiner Zeit am Obstmarkt, dem Unterschied zwischen Edelkastanien und 'Maroni' und der Frage seiner Nachfolge.<BR /><BR /><BR /><BR /><b>Herr Perri, was ist das jetzt für ein Gefühl, nicht mehr am Obstmarkt zu arbeiten?</b><BR />Pino Perri: Eine gute Frage, denn ich bin ja erst seit ein paar Tagen in Rente. Komisch ist es schon, denn mein ganzes Leben habe ich ja dort gearbeitet. Deshalb ist dies für mich ein völlig ungewohnter Zustand, an den ich mich erst langsam herantasten muss.<BR /><BR /><BR /><b>Wann haben Sie angefangen, was reizte Sie an diesem Beruf?</b><BR />Perri: Nun, nach Abschluss der Mittelschule wurde ich gefragt, ob ich nicht den Sommer über am Obst- und Gemüsestand mithelfen möchte. Diese Arbeit gefiel mir gut, ich brachte damals die Ware auch oft den Kunden mit meinem Fahrrad nach Hause. So bin ich dann geblieben, mehr als 40 Jahre lang und habe es auch nicht bereut, denn man muss das leidenschaftlich, mit ganzem Herzen tun, sonst ist man fehl am Platz.<BR /><BR /><BR /><b>Jetzt aber zum Keschtnbroten. Seit wann beschäftigen Sie sich damit?</b><BR />Perri: Eigentlich seit jeher, denn am Obstmarkt wurden immer schon gebratene Kastanien angeboten. Ich selbst habe in der Herbstsaison, die Bratkastanienzeit geht vom 1. Oktober bis Mitte Dezember, diese Tätigkeit ausgeführt, in den vergangenen 15 Jahren zusammen mit meinem Mitarbeiter Giorgio D’Andrea. Man muss dabei schon darauf achten, dass die Kastanien ordentlich gebraten werden, nicht verbrennen und natürlich auch, dass die Ware eine gute Qualität aufweist.<BR /><BR /><BR /><b>Hierzulande werden bekanntlich Edelkastanien und 'Maroni' zum Verkauf und zum Braten angeboten. Was sind die Unterschiede?</b><BR />Perri: Die meisten Kunden kennen diese kaum. Die Maroni haben eine eher länglich-runde Form, sind rötlicher mit glänzender Schale und enthalten meist nur eine einzige Frucht. Sie sind im Vergleich zur Kastanie süßer und leichter zu schälen. Vor allem die zweite Schale haftet bei der Edelkastanie oft an der Frucht, die entfernt werden muss und somit beim Verzehr unangenehm und lästig sein kann.<BR /><BR /><BR /><b>Wie schaut es beim Absatz aus, wie viele Kilogramm werden in einer Saison so an den Mann gebracht?</b><BR />Perri: Das kann ich nicht genau sagen. Wir beziehen unseren Rohstoff meist aus dem unteren Eisacktal, also Barbian, Villanders, Feldthurns, da gedeihen die Edelkastanien sehr gut, aus Jenesien hingegen kommen vorwiegend 'Maroni', ebenso aus der Toskana. Was die Menge anbelangt, sind es so an die 80 bis 100 Zentner pro Saison, die wir veräußern, also schon eine ganze Menge. So dürften es in diesen mehr als 40 Jahren Tätigkeit wohl an die 200.000 Kilogramm gewesen sein.<BR /><BR /><BR /><b>Sie haben ja nun Ihren Marktstand endgültig geschlossen und das Keschtnbrotn an den Nagel gehängt. Gibt es keinen Nachfolger?</b><BR />Perri: Leider nein. Ich habe mich 2 Jahre lang darum bemüht, jemanden ausfindig zu machen, der den Stand und das Kastanienbraten übernehmen könnte, aber ohne jegliches Ergebnis. Man muss schon bedenken, dass unsere Arbeit kein Honigschlecken ist, denn wir sind täglich zwischen 12 und 13 Stunden auf den Beinen: Obst und Gemüse aus den Kühlzellen herbeischaffen, abends wieder zurückbringe, die Waren für die Kundschaft sorgfältig herrichten, bei jedem Wind und Wetter, und das bereits um halb sechs Uhr früh. Das macht einer nur, wenn er die Liebe zu diesem Beruf mitbringt. <BR /><BR /><BR /><b>Der Obstmarkt hat sich in Ihrer doch sehr langen Zeit ziemlich verändert. Was ist Ihre Meinung dazu?</b><BR />Perri: Als ich angefangen habe, waren es 25 Obst- und Gemüsestände, heute sind es nur mehr deren zwei. Die Anbieter von Trockenfrüchten haben überhandgenommen, das finde ich sehr schade. Es bräuchte mehr Vielfalt, die gemeindlichen Kontrollen, Auflagen und Bestimmungen haben auch zugenommen, wenn man nicht genau aufpasst, sind Strafen fällig. Das hindert oder hemmt unsere Tätigkeit, besonders die alteingesessenen Händler am Obstmarkt haben dies satt und werfen dann das Handtuch.