Eine Frau, die sich auf der Heimfahrt mit ihrem Pkw mehrmals überschlägt – „ich musste aufs Handy schauen“; ein Wirtschaftsberater, der noch alle Führerscheinpunkte hat, dessen Pkw aber stark verbeult ist; eine Mutter und Hausfrau, die jeden Abend Kokain konsumiert, „um am Handy zu entspannen“: häufig auftretende Ablenkung, Konzentrationsmängel oder Sucht können die Alarmglocken für ADHS sein, stellten die Autoren bei der Buchvorstellung klar.<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1083492_image" /></div> <BR /><BR />„Ohne Benzin kann ein Auto nicht fahren“: Der Primar der Abteilung Psychiatrie in Bozen, Dr. Andreas Conca, verbildlicht immer wieder abstrakte oder komplexe Konzepte mit Metaphern. Meistens will er damit auch zum Umdenken anregen. In diesem Sinne sei Benzin als Neurotransmitter zu verstehen, mit dem der Wagen – der Körper des Menschen – in die Gänge gebracht wird. Die etwas überraschende Information: Etwa 3 bis 5 Prozent der Bevölkerung produziert gewisse Neurotransmitter nicht. 90 Prozent der Betroffenen müssen „betankt“ werden, sprich Psychopharmaka einnehmen.<BR /><BR />„Aufklärung ist aber nur der erste Schritt – und neben der medikamentösen Therapie muss man auch am Verhalten arbeiten“, ergänzte Co-Autor Dr. Giancarlo Giupponi, Psychiater und Psychotherapeut, stellvertretender Leiter des psychiatrischen Dienstes des Gesundheitsbezirkes Bozen.<BR /><BR />ADHS betrifft also nicht nur Kinder: Bei Erwachsenen werde das Syndrom immer öfter diagnostiziert. „In den USA gibt es in einigen Unternehmen eigene Abteilungen, in denen Menschen mit ADHS bzw. Autismus arbeiten – weil sie gewisse Aufgaben besser erfüllen als Menschen ohne ADHS“, so Conca.<h3> Ursachen von ADHS biologischer Natur sind bzw. ein Effekt der Evolution</h3>Die Experten sind überzeugt, dass die Ursachen von ADHS biologischer Natur sind bzw. ein Effekt der Evolution. „Wenn eine Gruppe von 100 Menschen vor Zehntausenden von Jahren auf Mammutjagd ging, gab es 5 oder 6, die sich nicht darauf fokussierten und auf andere Dinge achteten“, erklärte Dr. Conca. Diese „Abgelenkten“ konnten dadurch aber vielleicht einen anderen Stamm beobachten, der sich darauf vorbereitete, die erfolgreichen Mammutjäger zu überfallen – und konnten dadurch ihren eigenen Stamm warnen. <BR /><BR />Fazit: ADHS ist überlebensrelevant – „aber Betroffene haben nichts davon – für sie bleibt es ein Leidensprozess“, so Dr. Conca. Genau aus diesem Bedürfnis heraus entstand das Buch: Man wolle damit Antworten auf häufig gestellte Fragen zu ADHS geben sowie Betroffenen und ihren Angehörigen Orientierung bieten. <BR /><BR />„ADHS im Erwachsenenalter“ von Dr. Andreas Conca und Dr. Giancarlo Giupponi, Athesia-Verlag, EAN: 978-88-6839-756-2, um 22 Euro im Fachhandel erhältlich.