Der Hausärzte-Mangel wird immer größer. Zusätzlich zu den bereits vakanten Stellen werden bis 2031 noch weitere 100 Allgemeinmediziner in den Ruhestand treten. „Diese werden nur zu einem geringen Maße von auszubildenden Ärzten und ehemaligen Krankenhausärzten ersetzt werden können“, zeichnet Dr. Giuliano Piccolori, wissenschaftlicher Leiter des Institutes für Allgemeinmedizin und Public Health ein bedenkliches Bild. Die Auswirkungen des immer drastischeren Hausärztemangels dürften schwerwiegend sein, bis hin zum Zusammenbruch des öffentlichen Versorgungssystems.<BR /><BR />Um zu verstehen, warum für so viele Medizinstudenten der Hausarztberuf kein „Traumjob“ mehr ist, haben das Institut für Allgemeinmedizin zusammen mit der Medizinuni Innsbruck im heurigen Sommer eine Studie durchgeführt. Das überraschendste Ergebnis: Für rund 40 Prozent der Befragten ist der Hausarztberuf nach wie vor attraktiv. Im Gegensatz dazu ist das Interesse an der Arbeitsweise der Allgemeinmedizin allerdings gering. 24 Prozent der befragten Studenten und 17 Prozent der Ärzte bezeichnen den Job als eintönig. <BR /><BR />Noch krasser die Zahl, die effektiv eine Stelle als Hausarzt annehmen bzw. angenommen haben: 2,4 Prozent der Studenten und 4,8 Prozent der Mediziner haben sich für die Allgemeinmedizin entschieden. <h3> Probleme bei Ausbildung und in Praxen</h3>Die Umfrage hat auch wesentliche Ursachen für den Hausarztmangel ans Tageslicht gebracht. „Zum einen ist es ein in Südtirol fehlender Arbeitsvertrag für die Ausbildungsärztinnen und -ärzte in Allgemeinmedizin und damit zusammenhängend die mangelhafte Einbindung in die praktische Tätigkeit während der Ausbildung“, stellt Dr. Adolf Engl, Präsident des Institutes für Allgemeinmedizin klar. Eine weitere Ursache sei u.a. auch die mangelhafte Ausstattung der Praxen mit Personal und diagnostischen Möglichkeiten. <BR /><BR />Entsprechend präsentierte man am Freitag in Bozen einen 10 Punkte umfassenden Vorschlag, wie Südtirol dem Hausärztemangel entgegenwirken könnte (siehe eigener Bericht). „Künftig müsste die Allgemeinmedizin vor allem für Frauen attraktiver gemacht werden, etwa durch vermehrte Teilzeitbeschäftigungen im Rahmen eines Anstellungsverhältnisses in einer Hausarztpraxis“, so Dr. Angelika Mahlknecht, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Allgemeinmedizin. <BR /><BR />Und auch Prof. Dr. Christian Wiedermann, Koordinator Forschungsprojekte am Institut, hat eine klare Forderung „Frühe und verstärkte Studienerfahrungen in Allgemeinmedizin könnten mehr jungen Ärztinnen und Ärzten den Weg in die Allgemeinmedizin bahnen“, sagt er. „Könnte Medizin auch in Bozen studiert werden, würden sicherlich mehr Junge in Südtirol bleiben. Bozen braucht eine eigene Medizinfakultät.“