In einem Schreiben an Landeshauptmann Kompatscher als Gesundheitslandesrat berichtet sie, wie sie vergeblich versucht habe, sich in die Landesrangordnung für Allgemeinmedizin eintragen zu lassen. <BR /><BR />„Ich bin fertige Allgemeinmedizinerin – nebenbei erwähnt mit Zweisprachigkeitsprüfung A – in Österreich und interessiere mich für eine Rückkehr nach Südtirol als Hausärztin, da ich immer noch heimatverbunden bin“, schreibt Dr. Hofer an den Landeshauptmann. <BR /><BR />„Die Anmeldung für die Vergabe der Hausarztstellen kann nur innerhalb von einem Monat im Jahr gemacht werden und es dauert dann über ein Jahr, bevor man in die engere Auswahl kommt. So nun jemand tatsächlich die Ausdauer besitzt, sich SPID und PEC zu besorgen, muss er sich in die Südtiroler Ärztekammer eintragen und Beiträge zahlen, obwohl er nicht mal weiß ob er überhaupt eine Stelle bekommen wird“, schreibt Dr. Hofer. In Österreich hingegen würden Hausarzt-Stellen öfter im Jahr ausgeschrieben. Sie werde nun im April als Hausärztin im Sanatorium Kettenbrücke in Innsbruck, einer Privatklinik, anfangen zu arbeiten.<BR /><BR />„Massive bürokratische Hürden“, gelte es in Südtirol zu meistern, wenn man als Hausarzt tätig werden wolle, kritisiert die Allgemeinmedizinerin. Ihre Ausbildung zur Allgemeinmedizinerin habe sie am 31. Dezember 2022 abgeschlossen – der Diplomantrag dauere dann noch einmal etwa 10 Tage. Der Online-Antrag auf Eintragung in die Landesrangordnung der Ärzte für Allgemeinmedizin könne in Südtirol jedes Jahr nur von 1. Jänner bis 31. Jänner gestellt werden. Die Zeit für Formalitäten sei folglich knapp gewesen – trotzdem habe sie es aber versucht. Sie habe sich mit dem dem Amt für Gesundheitsbetreuung in Verbindung gesetzt. Ihr erstes Problem sei dann ihr fehlender SPID-Zugang gewesen, der für den Online-Antrag Voraussetzung sei. „Ich lebe in Österreich und habe diesen bis dato nie gebraucht. Also habe ich begonnen, mich im Internet durch verschiedenste Anbieter zu suchen, bis ich schließlich einen gefunden habe, bei dem die SPID-Erstellung auch für AIRE-Mitglieder möglich ist“, berichtet Hofer (AIRE ist das Wohnsitz-Register der Auslandsitaliener, Anm. der Red.). Dafür brauche man eine Steuernummer, aber ihre Gesundheitskarte sei bereits abgelaufen gewesen. Sie hätte eine aktuelle Gesundheitskarte benötigt – oder ein „Certificato di attribuzione“ – über ein weiteres Antragsformular, über die Botschaft. Die Botschaft sei aber in Wien, deshalb habe sie sich ins Konsulat in Innsbruck begeben. Dort habe man ihr geraten, nach Südtirol zu fahren. <BR /><BR />Sie habe ihre Mutter in Meran kontaktiert und gebeten, zur Einnahmenagentur zu gehen und ihr eine Bestätigung zu holen. Ihre Mutter habe ihr dann erklärt, dass sie dafür einen Termin brauche, telefonisch sei niemand zu erreichen gewesen. Sie habe dann versucht, einen Termin online zu buchen, aber in Meran hätte sie erst in 2 Wochen einen bekommen, da wäre dann nur mehr eine Woche für die restlichen Unterlagen geblieben. Ihre Mutter habe dann für sie einen Termin in Brixen gefunden mit einer Wartezeit von lediglich 5 Tagen, um eine Bestätigung für eine Steuernummer zu bekommen, die sie eigentlich schon längst besitze. Schlussendlich habe dann eine freundliche Mitarbeiterin erklärt, eine E-mail wäre auch möglich gewesen, aber das habe vorher keiner erwähnt und war auch nirgends herauszulesen, schreibt Dr. Hofer. Sie habe sich dann mit dem SPID-Zugang angemeldet, um sich zu bewerben, aber dann sei das nächste Problem aufgetaucht: Sie brauchte eine PEC-Adresse, die hatte sie auch nicht. Um sich diese zuzulegen, hätte sie einen Wohnsitz in Italien gebraucht, den sie jedoch nicht mehr hatte. Sie habe ihre alte Wohnsitzadresse angegeben, habe alle Unterlagen unterschrieben und gescannt und dann als Antwort „firma non leggibile“ erhalten. Zwischenzeitlich habe sie auch ihre 8 Unterlagen für die Titelanerkennung als Ärztin in Italien und weitere 14 Dokumente für die Allgemeinmedizindiplom-Anerkennung in Italien zusammengesucht – und die Ärztekammer in Bozen kontaktiert. <BR /><BR />Bei der Ärztekammer müsse man gemeldet sein, um sich in die Landesrangordnung aufnehmen zu lassen. In der Auflistung der Voraussetzungen für die Einschreibung sei dann gestanden, dass sie die Titel-Anerkennung vom italienischen Gesundheitsministerium brauche und wieder mal eine PEC. An diesem Punkt habe sie aufgegeben. Ihre Odyssee sei leider bezeichnend für das gesamte medizinische System derzeit. Südtirol sei aber auch aus medizinischer Sicht absolut nicht attraktiv.<h3> Medizin in Südtirol – wie vor 30 Jahren</h3> Neben den bürokratischen Hürden, die es in Südtirol zu meistern gilt, wenn man hier als Hausarzt arbeiten will, stellt sich auch die Frage, ob man Medizin wie vor 30 Jahren machen und auf die medizinischen Standards, die man im restlichen deutschen Sprachraum genießt, verzichten will, meint Dr. Larissa Hofer in ihrem Schreiben an Landeshauptmann Arno Kompatscher als Gesundheitslandesrat. Und sie nennt ein praktisches Beispiel.<BR /><BR />In ihrem familiären Umfeld in Südtirol sei eine Frau, Mitte 60, krank geworden: Husten, Schnupfen, Fieber, Bauchschmerzen. Nach 3 Tagen habe sich trotz Hausmittel keine Besserung eingestellt. Die Hausärztin habe der Patientin eine Blutabnahme verordnet. Die Frau habe sich online einen Termin für die Blutabnahme suchen müssen. Im Krankenhaus Meran habe es in den darauf folgenden Tagen keinen freien Termin gegeben, deshalb habe sie sich an einen „privaten Träger“ gewandt, sich krank zur Blutabnahme geschleppt und die Benachrichtigung erhalten, dass sie in 7 Tagen die Ergebnisse erhalten werde. So habe die Hausärztin in Südtirol fast keine andere Wahl gehabt, als der Patientin ein Antibiotikum zu verschreiben. Ohne Blutwerte könne die Hausärztin nicht unterscheiden, ob es sich „nur“ um einen viralen Infekt handelte oder vielleicht doch um eine bakterielle Super-Infektion. Bei einer bakteriellen Super-Infektion hätte man auf keinen Fall 7 Tage warten können. Aber falls es doch nur ein viraler Infekt war, hätte die Patientin unnötig Antibiotika geschluckt, wäre den Nebenwirkungen ausgesetzt gewesen und gleichzeitig züchte man Antibiotika-resistente Bakterien. <BR /><BR />In Österreich wäre dieser Fall anders abgelaufen, schreibt Dr. Hofer: Wäre die Frau in ihre Praxis gekommen, dann hätte sie die Patientin untersucht, zusätzlich aber noch Blut abgenommen und binnen 5 Minuten hätte sie gesehen, dass die weißen Blutkörperchen normal sind – ein Zeichen, dass es vermutlich ein viraler Infekt ist. Die restlichen Blutwerte am nächsten Tag hätten dann ihre Vermutung bestätigen können. Bei Hinweise für eine bakterielle Genese hätte sie dann immer noch Antibiotika verschreiben können. Das sei sehr patientenfreundlich, senke die Ausgaben und verhindere Resistenzbildungen, schreibt Dr. Hofer. Italien sei eines der Länder mit den höchsten Antibiotika-resistenten Bakterien.