Im Gespräch mit STOL schildert Dr. Maurizio Agea vom Tierärztlichen Dienst Brixen, weshalb die Situation eskalierte, wie es zu der Entscheidung kam, den Hund zu beschlagnahmen, und was nun mit dem Rottweiler im Tierheim Sill geschieht.<BR /><BR /><BR /><b>STOL: Wann und wie ist der tierärztliche Dienst erstmals auf den Hund aufmerksam geworden?<BR /></b>Dr. Maurizio Agea: Seit März hat es mehrere Meldungen gegeben, wonach der Rottweiler Menschen gebissen bzw. ihnen gegenüber Aggressionen an den Tag gelegt hat. Nach den Bissvorfällen hätte der Hundebesitzer mit seinem Tier beim tierärztlichen Dienst vorstellig werden müssen. Leider ist der Besitzer unserer Aufforderung nicht nachgekommen.<BR /><BR /><b>STOL: Was wäre bei dieser Kontrolle vorgesehen gewesen?</b><BR />Dr. Agea: Bei dieser vorgeschriebenen Hundebeobachtung kontrolliert der Amtstierarzt, ob der Hund unter Krankheiten leidet, die auf den Menschen übertragbar sind. Außerdem wird beobachtet, ob das Tier ein auffälliges Verhalten zeigt, und die Haltungsbedingungen werden überprüft.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1233975_image" /></div> <BR /><b>STOL: Was war ausschlaggebend dafür, dass der Hund schließlich beschlagnahmt wurde?</b><BR />Dr. Agea: Die Situation hat sich zugespitzt. Wir haben von den Carabinieri und anderen Polizeikräften mehrfach Meldungen erhalten, wonach sich sowohl der Hund als auch der Besitzer anderen gegenüber aggressiv verhalten haben. Der Hundehalter soll Menschen sogar damit gedroht haben, den Rottweiler auf sie loszulassen. Weil eine konkrete Gefahr bestand, dass der Hund jemanden schwer verletzen könnte, hat der Tierärztliche Dienst dem Bürgermeister die Beschlagnahme des Hundes und ein Tierhaltungsverbot für den Besitzer empfohlen.<BR /><BR /><b>STOL: Warum musste der Bürgermeister die Beschlagnahme verfügen?<BR /></b>Dr. Agea: Der Bürgermeister trägt die rechtliche Verantwortung für Maßnahmen im Bereich der öffentlichen Gesundheit und Sicherheit. Daher muss formell er die Beschlagnahme eines Hundes verfügen. Mitarbeiter des Tierärztlichen Dienstes haben den Hund dann gemeinsam mit den Carabinieri beim Besitzer abgeholt und ins Tierheim Sill gebracht. <BR /><BR /><b>STOL: Welche Schritte folgen nun im Tierheim Sill?<BR /></b>Dr. Agea: Der Rottweiler bleibt mindestens 60 Tage im Tierheim Sill – so lange dauert die Frist, in der der Besitzer Einspruch gegen die Beschlagnahmung einlegen kann. Danach kann der Hund theoretisch an einen neuen Halter vermittelt werden. Im Tierheim Sill wird nun unter fachlicher Begleitung mit dem Rottweiler gearbeitet, um sein aggressives Verhalten zu reduzieren. <BR /><BR /><b>STOL: Wie lange gilt das Tierhaltungsverbot für den Besitzer?<BR /></b>Dr. Agea: Das Tierhaltungsverbot gilt für ein Jahr und wird dann aufgehoben, sofern es keine weiteren Verstöße gegen das Tierschutzgesetz gegeben hat. <BR /><BR /><b>STOL: Kommen solche Fälle in Ihrem Zuständigkeitsbereich öfters vor?<BR /></b>Dr. Agea: Nein, solche Fälle sind äußerst selten. Mir ist in den letzten Jahren nur ein weiterer Fall einer Beschlagnahmung bekannt. Damals handelte es sich um ein vernachlässigtes Tier, das tagelang allein in einer Wohnung zurückgelassen worden war.