Oft fällt nicht nur das Annehmen von Hilfe schwer – auch die Orientierung in der Vielzahl an Angeboten ist für viele Betroffene und Angehörige herausfordernd. Häufig fehlt das Wissen über bestehende Einrichtungen und Möglichkeiten. Melanie Kücking und Gudrun Brugger vom <b>Forum Prävention</b> geben dazu Orientierung.<BR /><BR />„Der erste Schritt hängt stark davon ab, wie akut die Situation eingeschätzt wird“, erklären die Expertinnen. Wird eine unmittelbare Gefahr wahrgenommen, gilt es sofort die <b>Notrufnummer 112</b> zu wählen. Für andere akute Krisensituationen, steht das <b>psychologische Krisentelefon</b> zur Verfügung. Unter einer einheitlichen, rund um die Uhr erreichbaren Nummer (800 101 800) finden sowohl Betroffene als auch Angehörige professionelle Unterstützung. <BR /><BR />Dort sitzen spezialisierte Fachkräfte, die zuhören, die Lage einschätzen und bei Bedarf direkt an die passenden Dienste weitervermitteln. Lange Telefonketten oder das mühsame Abklären von freien Plätzen sollen damit vermieden werden.<BR /><BR />Die Gespräche am Krisentelefon sind individuell: Manchmal reicht ein erstes Entlastungsgespräch, manchmal wird ein Kontakt zu Therapeutinnen, Beratungsstellen oder anderen Einrichtungen hergestellt. Angehörige, die nicht wissen, wie sie reagieren sollen, finden dort ebenfalls Rat. <BR /><BR />Auch die <b>Caritas-Telefonseelsorge</b> sowie <b>Young+Direct,</b> die Beratungsstelle speziell für junge Menschen, stehen als niederschwellige Anlaufstellen zur Verfügung (<i>weitere Infos zu allen Anlaufstellen am Ende</i>).<BR /><h3> Mögliche Warnsignale für eine psychische Krise</h3>Nicht immer lassen sich Anzeichen klar erkennen – selbst von erfahrenen Fachleuten nicht. Trotzdem gibt es Warnsignale, die ernst genommen werden sollten.<BR /><BR /><b>- Sozialer Rückzug</b>: Betroffene ziehen sich von Familie, Freunden oder Kolleginnen zurück, meiden Kontakte und wirken zunehmend isoliert.<BR /><BR /><b>- Anhaltend gedrückte Stimmung:</b> Hoffnungslosigkeit, Verzweiflung und das Gefühl, keine Perspektiven mehr zu haben, können sich über längere Zeit zeigen.<BR /><b><BR />- Veränderung im Verhalten:</b> Betroffene reagieren weniger emotional, wirken „abgestumpft“ oder verlieren das Interesse an Dingen, die ihnen früher wichtig waren.<BR /><BR /><b>- Nachlassen der Selbstpflege:</b> Weniger Aufmerksamkeit auf das äußere Erscheinungsbild oder die alltägliche Versorgung.<BR /><h3> Mögliche Warnsignale für eine suizidale Krise</h3>In einer hochakuten suizidalen Phase haben Betroffene einen sehr eingeengten Blick auf ihr Leben. Sie sind verzweifelt, sehen keinen Ausweg und sehnen sich nach Ruhe. In dieser Situation sind Menschen nicht in der Lage, reflektierte Entscheidungen zu treffen.<BR /><BR /><embed id="dtext86-71081291_quote" /><BR /><BR /> Ziel sei es, diese hochakute Phase – die oft lediglich wenige Stunden umfasst, aber ein besonders hohes Risiko birgt – zu überbrücken und gemeinsam nach Alternativen zu suchen.<BR /><BR /><b>- Äußerungen mit Bezug auf Suizid</b>: Sätze wie „Ohne mich wäre alles besser“, „Ich will nur Ruhe“ oder ähnliche Formulierungen sollten immer ernst genommen werden. Jede Äußerung ist wichtig, keine ist als „Erpressung“ abzutun.<BR /><BR /><b>- Verschenken von persönlichen Dingen:</b> Auch wertvolle oder sehr persönliche Gegenstände, manchmal sogar Haustiere, werden weitergegeben – als ob „Abschied“ genommen würde.<BR /><BR /><b>- Schreiben von Abschiedsbriefen oder Botschaften</b><BR /><BR /><b>- Plötzliche Besserung nach langer Krise</b>: Wirkt jemand nach einer langen Phase der Verzweiflung plötzlich erleichtert oder gelöst – ohne erkennbare äußere Veränderung – kann dies ein Warnsignal sein, dass bereits ein Entschluss gefasst wurde. Hier ist besondere Vorsicht geboten: Eine scheinbare Besserung wird von Angehörigen oft als Entwarnung verstanden, wodurch sie sich weniger melden oder weniger Sorge zeigen. Tatsächlich kann es sich jedoch um eine <i>akut suizidale Phase</i> handeln – gerade dann ist die Inanspruchnahme professioneller Hilfe besonders wichtig.<BR /><h3> Die Rolle der Angehörigen in suizidalen Krisen</h3>Auch Angehörige stehen unter großem Druck. Viele fragen sich, ob sie gegen den Willen der betroffenen Person Hilfe holen dürfen. Die Antwort ist eindeutig: Ja.<BR /><BR /><embed id="dtext86-71107932_quote" /><BR /><BR />Gleichzeitig betonen die Expertinnen die Bedeutung <b>der Selbstfürsorge.</b> Wer jemanden in einer Krise begleitet, darf die eigenen Grenzen nicht übersehen und sollte sich, wenn nötig ebenfalls Unterstützung suchen.<BR /><BR /> Die Botschaft ist klar: Niemand muss eine Krise alleine durchstehen. Es gibt Hilfe – für Betroffene ebenso wie für deren Umfeld.<BR /><h3> Zu den Expertinnen</h3><b>Gudrun Brugger</b> ist Psychologin und Mitarbeiterin im Forum Prävention. Sie arbeitet in der Fachstelle Familie und ist in der Suizidprävention tätig. <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1203588_image" /></div> <BR /><BR /><b>Melanie Kücking</b> hat Sozialarbeit studiert und ist Mitarbeiterin im Forum Prävention. Sie arbeitet in der Fachstelle Gewaltprävention und ist ebenfalls in der Suizidprävention tätig.<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1203591_image" /></div> <BR /><BR />Gemeinsam halten sie die Infoveranstaltung „Erste Hilfe für die Psyche“. <a href="https://www.forum-p.it/de/psychische-erste-hilfe--1-3931.html" target="_blank" class="external-link-new-window" title="">Hier gibt es weitere Infos dazu.</a><BR /><h3> Hilfsangebot und Anlaufstellen in Südtirol</h3><u><b>Im akuten Notfall:</b></u> Notrufnummer 112<BR /><u><BR /><b>Bei psychischer Belastung:</b></u><BR /><BR /><b>- Psychologisches Krisentelefon 24/7:</b> Grüne Nummer 800 101 800 (richtet sich sich hauptsächlich an Menschen in existenziellen Krisensituationen) zu jeder Tages- und Nachtzeit erreichbar<BR /><BR />- <b>Für jungen Menschen: Young+Direct</b>: Montag bis Freitag (14:30 - 19:30 Uhr) telefonisch erreichbar unter 0471 155 1 551 - zu den gleichen Zeiten auch per WhatsApp Chat : 345 0817 056 - oder per Mail: online@young-direct.it<BR /><BR /><b>- Psychologische Dienste (zu Bürozeiten)</b><BR />Bozen: 0471 435001<BR />Meran: 0473 251960<BR />Bruneck: 0474 586220<BR />Brixen: 0472 813100<BR /><BR /><b>- Caritas Telefonseelsorge</b><BR />Telefon: 0471 052 052 (rund um die Uhr)<BR /> <a href="https://telefonseelsorge.bz.it/" target="_blank" class="external-link-new-window" title="">www.telefonseelsorge.bz.it</a><BR />Mailberatung: rund um die Uhr<BR />Chatraum: Mo bis Do von 18 bis 21 Uhr<BR /><BR /><b>- Erste Hilfe im Krankenhaus (Bozen, Meran, Brixen und Bruneck) :</b> Psychiatrischer Bereitschaftsdienst rund um die Uhr<BR /><BR />- Weitere Anlaufstellen für betroffene Menschen und Angehörige:<BR /> <a href="https://www.suizid-praevention.it/de/netzwerk-suizidpraevention-1231.html" target="_blank" class="external-link-new-window" title="">www.suizid-praevention.it</a> & <a href="https://www.dubistnichtallein.it/" target="_blank" class="external-link-new-window" title="">www.dubistnichtallein.it</a>