Das Strafgericht der sizilianischen Stadt Agrigent hat auch den Kapitän Stefan Schmidt sowie den russischen Offizier Wladimir Dschkewitsch freigesprochen. Den Angeklagten war Beihilfe zur illegalen Einwanderung vorgeworfen worden. Konkret ging es um eine Rettungsaktion, bei der 37 afrikanische Flüchtlinge im Juni 2004 illegal nach Italien gelangten.Bei der Urteilsverkündung kam es zu Applaus vonseiten der Vertreter einiger Hilfsorganisationen, die im Gerichtssaal anwesend waren. Bierdel zeigte sich erleichtert, klagte jedoch über den langen Prozess. „Wir sind fünf Jahre lang von der Justiz belastet worden, nur weil wir Menschenleben gerettet haben", so der Deutsche.Mit dem Freispruch zufrieden zeigte sich Kapitän Schmidt. „Dieses Urteil ist für all jene wichtig, die Gutes tun. Ich bedauere aber, dass ich das viele Geld, das ich für diesen Prozess in fünf Jahren ausgeben musste, für viele Notstandslagen hätte ausgeben können, die mit der illegalen Migration verbunden sind", so Schmidt.Die Staatsanwaltschaft hatte je vier Jahre Gefängnis und eine Geldstrafe von 400.000 Euro für Bierdel und Schmidt beantragt. Für Dschkewitsch war der Freispruch gefordert worden. Bierdels Vorgehen war auch innerhalb seiner Organisation umstritten. Im Oktober 2004 wurde er als Vorsitzender abgewählt. Der Prozess gegen Bierdel begann am 27. November 2006.Die Hilfsorganisation Cap Anamur reagierte mit großer Erleichterung auf den Freispruch ihres früheren Vorsitzenden. „Der Freispruch ist das folgerichtige Urteil eines fragwürdigen Strafprozesses. Denn die Rettung von Menschenleben darf nicht juristisch geahndet werden", erklärte das Notärztekomitee am Mittwoch in Köln.Selbst der Staatsanwalt musste in seinem Plädoyer anerkennen, dass die 37 Menschen ohne das schnelle und beherzte Eingreifen der „Cap Anamur"-Crew ertrunken wären, betonte die Organisation in Köln. Zivilcourage dürfe nicht bestraft werden. „Es ist ein wichtiger Tag für die humanitäre Arbeit und ein Erfolg für die Menschlichkeit", sagte die Vorsitzende Edith Fischnaller. „Rettung ohne Wenn und Aber in größter Not ist ein unumstößlicher Grundsatz von Cap Anamur. Wir werden da weiter machen, wo immer unsere Hilfe benötigt wird und Leben retten."Die umstrittene Rettung hatte 2004 weltweit Schlagzeilen gemacht. Die Männer hatten im Sommer 2004 mit dem Hilfsschiff „Cap Anamur II" im Mittelmeer 37 Afrikaner aus einem überfüllten Schlauchboot gerettet, das zu sinken drohte. Die Bootsflüchtlinge durften erst nach einer dreiwöchigen Irrfahrt durchs Mittelmeer in Sizilien an Land gehen.Die italienischen Behörden vertraten damals den Standpunkt, die Flüchtlinge hätten in Malta an Land gehen müssen, da sie in maltesischen Gewässern aufgegriffen worden seien. In Deutschland war den Helfern vorgeworfen worden, die Rettungsaktion allzu medienwirksam inszeniert zu haben. Schmidt und Bierdel, die bei dem Prozess nur zeitweise anwesend waren, wiesen diesen Vorwurf wiederholt zurück.Die Kölner Organisation Cap Anamur wurde 1979 von dem Journalisten Rupert Neudeck gegründet. Zu internationaler Bekanntheit kam sie in den 80er Jahren durch die Rettung tausender Vietnam-Flüchtlinge im Südchinesischen Meer.apa