<?O_Kursiv><?_O_Kursiv>Ein Frauenmord, der Bericht über einen brutalen Raubüberfall, dann der Paukenschlag mit einem Priester auf der Anklagebank, ein jahrelanges Ringen der Schwurgerichte um die Wahrheit: Der Mord an der Widumhäuserin Maria-Luise Fliri Wwe. Platzgummer und der anschließende Gerichtsfall um den Priester Josef Steinkasserer (1939-2010) bewegte Südtirol fast ein Jahrzehnt lang. <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="626306_image" /></div> <BR /><BR />Was war geschehen? In der Nacht auf den 7. November 1973, um 1 Uhr, wird der Mesner Johann Bertagnolli in St. Gertraud in Ulten von den Schreien des Pfarrers Josef Steinkasserer (34) aus dem Bett geholt: Der Mesner solle mit ihm sofort hinüber ins Pfarrhaus kommen, er und die Widumhäuserin wären soeben von 2 maskierten Männern überfallen worden; er habe die bewaffneten Einbrecher in die Flucht schlagen können. <BR /><BR />Im Pfarrhaus machen der Mesner und der junge Seelsorger dann eine furchtbare Entdeckung: Neben ihrem Bett liegt Maria-Luise Fliri Wwe. Platzgummer (63), sie ist tot. Die Frau ist mit einem Taschentuch geknebelt und mit Vorhangstoff an Händen und Füßen gefesselt. <BR /><BR />„Mit einem spitzen Gegenstand waren ihr am Kopf schwere Verletzungen zugefügt worden“, berichten die „Dolomiten“ vom 8. November 1973. Tatsächlich findet ein Polizist wenig später hinter einem Zaun die mögliche Tatwaffe, einen 70 Zentimeter langen Eisenstab mit einem Haken. <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="626309_image" /></div> <BR />Im Gesicht verletzt ist auch der junge Pfarrer, der erzählt, dass er in seinem Zimmer über jenem der Haushälterin vom Lärm der Einbrecher geweckt wurde und sich den 2 Männern – einer mit einer Pistole bewaffnet – in den Weg stellte. <BR /><BR />Sie schlugen Steinkasserer ins Gesicht, er konnte in sein Schlafzimmer flüchten und einen der Täter mit einem Schlag durch einen schweren Porzellankrug stoppen; schließlich ergriffen die Täter die Flucht. Später, nach einer halben Stunde im Schockzustand, habe er die tote Widumhäuserin entdeckt und den Mesner um Hilfe gerufen. <h3> Paukenschlag bei Ermittlungen</h3>Die Ermittler haben an dieser Version jedoch ihre Zweifel. Eine 2 Tage später durchgeführte Autopsie zeigt, das die Widumhäuserin nicht durch Schläge auf den Kopf getötet, sondern mit einem Kissen erstickt wurde. Auch mehrere Beweisstücke – darunter Blutspuren, ein eingeschlagenes Fenster, ein im Freien gefundener Hut und leere Alkohol-Flaschen – bestätigen den Verdacht, dass die Schilderungen des Pfarrers nicht stimmen können. <BR /><BR />Drei Tage nach dem Mord folgt der Paukenschlag: Die Carabinieri führen den Ortspfarrer als mutmaßlichen Mörder ab, er wird im Gefängnis in Bozen inhaftiert. Der bekannte Rechtsanwalt Hugo Gamper übernimmt seine Verteidigung. Steinkasserer beteuert seine Unschuld: „Gott ist mein Zeuge, ich bin kein Mörder!“<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="626312_image" /></div> <BR />Am 24. April 1974 wird in Bozen der im ganzen Land mit Spannung erwartete Mordprozess eröffnet. Bei den 15 Verhandlungstagen werden 70 Zeuginnen und Zeugen aufgerufen. Der angeklagte Priester bekräftigt mehrfach, dass er unschuldig sei. Auch die Rechtsanwälte Roland Riz und Pietro Nuvolone plädieren auf unschuldig. Am 22. Mai zieht sich das Gericht zur Beratung zurück, nach 5 Stunden folgt das Urteil: Freispruch aus Mangel an Beweisen. <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="626576_image" /></div> <BR />Die Staatsanwaltschaft legt Berufung ein. Ein Jahr später schließt sich das Schwurgericht in Trient aber dem Urteil aus Bozen an. Im dritten Prozess die dramatische Wende: Am 28. April 1977 wird Steinkasserer vom Schwurgericht in Venedig für schuldig befunden und zu 14 Jahren Zuchthaus verurteilt.<h3> Für den Rest des Lebens gezeichnet</h3>Bevor der Priester die Strafe antreten muss, legt sein Verteidiger Hugo Gamper Einspruch ein. Das Schwurgericht in Brescia bestätigt am 25. März 1981 wieder den Freispruch, aus Mangel an Beweisen. Der Mord ist damit bis heute nicht geklärt.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="960499_image" /></div> <BR /><BR />Pfarrer Steinkasserer leidet für den Rest seines Lebens unter den Ereignissen. Er wird auch mehrfach öffentlich beschuldigt und angefeindet, eine Schriftstellerin wird wegen solcher Aktionen auch verurteilt.<BR /><BR />Der 1939 in Ahornach geborene Priester kehrt nach dem Freispruch in seine Heimat zurück er ist von 1983 bis 1988 Pfarrer in Rein, von 1985 bis 1988 gleichzeitig auch Pfarrer von Ahornach. Dann übernimmt er die Pfarreien St. Jakob und ab 1997 auch St. Peter in Ahrn. Er stirbt am 9. Dezember 2010. <BR /><BR /><BR /><BR /><BR />