<b>Von Brigitta Willeit und Karl Tschurtschenthaler</b><BR /><BR />Es war ein trockener und heißer Sommermonat, der Juli 1904. Flüsse und Bäche führten bereits wenig Wasser, und auch die Ernte drohte zugrunde zu gehen.<BR /><BR />Der 20. Juli, ein Mittwoch, war ein Tag wie jeder andere: Kurz nach 13 Uhr waren die Mitterolanger großteils außerhalb des Dorfes mit der Arbeit beschäftigt. Nur die Kinder waren zurückgeblieben. Vermutlich waren sie es, welche die Katastrophe aus Unachtsamkeit verursacht haben. Sie entzündeten hinter dem Krämer-Futterhaus ein Feuer – angesichts der lang anhaltenden Trockenheit ein Spiel mit verheerenden Folgen: Durch Funkenflug gerieten die dürren Futtervorräte des Krämerhofes in Brand. <BR /><BR />In Minutenschnelle brannte die gesamte Scheune. Als die Dorfbewohner das Unglück bemerkten, war es schon zu spät. Das trockene Holz der dicht nebeneinander stehenden Höfe begünstigte die rasche Ausbreitung des Feuers, so dass binnen einer Stunde schon 6 Häuser brannten.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1058061_image" /></div> <BR /><BR />15 Feuerwehren aus den Nachbarorten und 2 Bataillone Kaiserjäger rückten an, um zu retten, was noch zu retten war. Die Wehr von Toblach durfte sogar das Auto eines Feriengastes benutzen, um schneller am Unglücksort zu sein. Doch alle Mühen waren umsonst: Das Wasser war zu knapp, und der Wind entfachte das Feuer ständig neu.<BR /><BR /> Erst ein wolkenbruchartiger Regen am nächsten Tag löschte den glühenden Aschenhaufen: Binnen weniger Stunden waren 31 der 44 Häuser völlig abgebrannt. Die Bewohner des Ortes konnten nur ihr nacktes Leben und wenige Habseligkeiten retten. Auch der Großteil des Viehs kam in den Flammen um.<h3> Welle der Hilfsbereitschaft</h3>Die Not der Bevölkerung war unbeschreiblich, der Schaden kaum von Versicherungen gedeckt. Um den „Abbrändlern“ unter die Arme zu greifen, bildete sich bereits am Tag nach dem Brand ein Hilfskomitee. Auf einen Aufruf hin gingen aus ganz Tirol und Vorarlberg Spenden ein. Sogar der Kaiser schickte eine hohe Geldsumme. Auch Sommergäste in den Nachbarorten halfen mit: So sah ein Holländer vom Eisenbahnwaggon aus das abgebrannte Dorf und übergab daraufhin dem Stationsvorsteher von Olang sein gesamtes Geld.<BR /><BR />Aufgrund dieser Hilfeleistungen konnte noch im selben Jahr mit dem Wiederaufbau des Dorfes begonnen werden. 5 Höfe wurden nicht mehr aufgebaut. 1905 wurde auch die Kirche restauriert.<BR /><BR />Im Jahr 1907 berichtete die Zeitung „Innsbrucker Nachrichten“ bereits: „Die im Juli 1904 bis auf wenige einzeln stehende Objekte völlig abgebrannte Ortschaft Mitterolang steht nun als ein prachtvolles Dorf mit schönen Häuserreihen wieder da … Die materielle Lage der Bewohner … hat sich durch den Brand nicht wesentlich verschlechtert. Die Betroffenen haben nicht bloß in der Umgebung große Wohltäter gefunden, sondern auch vom Staat und Land bedeutende Unterstützung erfahren.“