Nacht für Nacht drehte Winding am Rainturm der Rienzstadt seine Runden, bis 1972 die „moderne Zeit“ diesen Dienst überflüssig machte.<BR /><BR />Weil immer mehr Menschen ein Telefon daheim besaßen und damit im Ernstfall die Feuerwehr rufen konnten, kam der Gemeinderat 1972 zur Auffassung, dass die Stelle des Turmwächters nicht mehr notwendig sei. Zu Jahresbeginn 1973 wurde Michael Winding in den städtischen Bauhof versetzt.<BR /><BR />Dabei riss der Lohn von Nachtwächter Michl sicher kein Loch in die Gemeindekasse. In einem Porträt, das der „Do Puschtra“ im Juni 1998 über ihn veröffentlichte, erzählt Winding, dass er zuletzt 1000 Lire pro Nacht für seinen Nachtwächterdienst bekam. Am Sonntag gab es kein Geld, obwohl er natürlich auch an diesem Tag seine Runden am Rainturm drehte und alle Viertelstunden die Stechuhr auslöste.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="851897_image" /></div> <BR /><BR />Einsam war der Michl nie. Das Turmkämmerchen war für viele ein recht beliebter Treffpunkt, und einige wenige Brunecker älteren Semesters können heute noch so manche Anekdoten über Abende und Nächte mit Nachtwächter Michl in seinem Turmkämmerchen erzählen.<BR /><BR />Vor mehr als 500 Jahren wurde der Nachtwächterdienst für die Stadt Bruneck eingeführt. Im Falle eines Brandes herrschte nämlich im eng zusammen gebauten Stadtkern größte Gefahr für die Nachbargebäude eines vom Brand betroffenen Hauses. Zeitweise versahen zwei Wächter den Dienst: einer in der Stadt, einer am Rainturm.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="851900_image" /></div> <BR /><BR /><BR />Und auch wenn die Tradition längst überholt ist, so würde ab und zu auch heute noch ein wachsames Auge auf die Rienzstadt nicht schaden, denn gesehen hat der Michl, wie er selber oft und gern erzählte, allerhand; auch solches, das nichts mit einem Feuer zu tun hatte.<BR />