Aufgewachsen ist Barbara Egger Gasser auf dem Lindnerhof in Jenesien. „In den letzten Kriegsmonaten gab es immer wieder Bombenalarm – manchmal zwei- bis dreimal pro Woche“, erzählt sie. „Sobald die Sirene ertönte, sind wir losgerannt Richtung Luftschutzkeller. Fast gleichzeitig sind amerikanische Flugzeuge über uns hinweg in Richtung Bozen geflogen.“<BR /><BR />Für die Menschen unterhalb des Dorfes wurde ein eigener Bunker gebaut – etwa zehn Gehminuten vom Lindnerhof entfernt. Die Bewohner des Oberdorfes suchten Schutz im Luftschutzkeller der Gemeinde. „Wir saßen eng zusammen, haben gebetet und gehofft, dass nichts passiert. Erst nach Entwarnung gingen wir wieder nach Hause“, erzählt sie. Auf dem Altenberg oberhalb von Glaning waren damals deutsche Truppen stationiert, die auf die Flugzeuge schossen.<BR /><BR />Auch auf Barbaras Heimathof war das Militär präsent: Das deutsche Heer stellte seine „Mulis“ im Stall der Familie unter, und die Soldaten kamen täglich zum Füttern vorbei. <BR /><BR />Ein Erlebnis aus dieser Zeit ist Barbara besonders im Gedächtnis geblieben. „Eines Tages kam ein deutscher Soldat und sagte uns, dass der Krieg aus sei“, berichtet sie. Der Mann zog seine Uniform aus, bat um Kleidung, nahm einen der „Mulis“ und machte sich eilig über das Joch davon. Am nächsten Tag erschien ein Hauptmann, er kam vom Salten herunter und schrie: „Das Schwein ist abgehauen! Der Krieg ist noch nicht aus! Wir werden noch siegen!“ <h3>Sie hofften, dass der Soldat gut heimgekommen ist</h3>Barbara und ihre Familie sagten natürlich kein Wort, versicherten, dass sie nichts und niemanden gesehen hatten und hofften für den deutschen Soldaten, dass er gut heimgekommen war. Jedenfalls haben sie nie mehr etwas von ihm gehört.<BR /><BR />Doch selbst nach Hitlers Kapitulation herrschte große Unsicherheit. „Niemand wusste so recht, ob der Krieg nun wirklich vorbei war“, erinnert sich Barbara. In der Nachbarschaft hörte eine Familie nachts heimlich einen verbotenen Radiosender. „Wir nannten ihn einfach Schwarzsender. Dort haben wir erfahren, dass Hitler kapituliert hatte“, sagt Barbara.<BR /><BR />„Es waren schwierige Zeiten. Wir hatten es aber besser als viele andere. Auf unserem Bauernhof hatten wir immer genug zu essen und alles, was wir zum Leben brauchten“, sagt Barbara rückblickend.