Für Aufsehen sorgte im Gerichtssaal eine Information, die im Zuge von Dr. Mancioppis Aussage ans Licht kam: Omer Cim ist verheiratet – mit einer Frau, deren Nationalität er eigenen Angaben zufolge nicht kennen will.<BR /><BR /> <a href="https://www.stol.it/artikel/chronik/prozess-omer-cim-fuer-zurechnungsfaehig-befunden" target="_blank" class="external-link-new-window" title="">Wie berichtet, </a>war Dr. Mancioppi vom Schwurgericht mit einem Amtsgutachten über Omer Cims psychische Verfassung zum Tatzeitpunkt betraut worden. Es fiel eindeutig aus: Cim sei „in jeder Hinsicht schuldfähig“ gewesen. Der Psychiater will bei dem 28-Jährigen zwar „erhebliche dysfunktionale Züge“ festgestellt haben. Auf seine Einsichts- und Willensfähigkeit habe sich dies aber nicht ausgewirkt, als er Celine Frei Matzohl am 12. August 2023 in seiner Wohnung in Schlanders durch Messerstiche tödlich verletzte. <h3> Zweifel an Glaubwürdigkeit bleiben</h3>Bei einem Psycho-Test, durch den geklärt werden sollte, ob Cim einen Gedächtnisverlust die Tat betreffend simuliere, hatte der 28-Jährige alle Fragen korrekt beantwortet. Doch Dr. Mancioppi präzisierte gleich: Das räume Zweifel zu seiner Glaubwürdigkeit nicht aus. <BR /><BR /> Cim könne durchaus Informationen, die er nicht geben wollte, einfach verschwiegen haben: Beispielsweise habe Cim erklärt, nicht zu wissen, welcher Nationalität seine Ehefrau angehöre. Auf diesem Weg wurde gestern bekannt, dass Omer Cim nach dem Verlassen der Türkei in Österreich standesamtlich geheiratet hatte, um eine Aufenthaltsgenehmigung zu bekommen. <BR /><BR />Als er Celine Frei Matzohl kennenlernte, war er also bereits verheiratet – ob er sie darüber in Kenntnis gesetzt hat, wird man wohl nie erfahren. <h3> Mangel an Empathie und manipulative Fähigkeiten festgestellt</h3>Dr. Mancioppi bescheinigte Omer Cim manipulative Fähigkeiten und mangelhafte Empathie. Angst, Furcht oder Besorgnis habe er bei ihm nicht festgestellt. Noch deutlicher zum Testergebnis wurde Dr. Federico Barlani, der Gutachter der Staatsanwaltschaft. Eine Sache sei es, zu simulieren, eine andere, zu lügen. Cims Verhalten lasse nicht auf einen dissoziativen Gedächtnisverlust schließen, die typischen Symptome fehlten. <BR /><BR />Dr. Barlani ortet bei Cim narzisstische, antisoziale und obsessive Züge, er müsse alles unter Kontrolle haben. Dass Cim an wahnhafter Eifersucht gelitten habe – wovon die Verteidigung das Schwurgericht überzeugen möchte –, glaubt der Fachmann nicht. Wer an einem derartigen Wahn leide, sei auch wahnsinnig verliebt, er hätte nach der Bluttat völlig verzweifelt sein müssen. Doch Cim habe kein Gefühl gezeigt, wenn er über Celine Frei Matzohl gesprochen habe. <BR /><BR />Auch dass er unter Verfolgungswahn leiden könnte, schloss der Psychiater und Psychotherapeut aus. Wahnvorstellungen würden nicht ohne Therapie heilen und könnten auch nicht verborgen werden: Betroffene hätten den Drang, dauernd darüber zu sprechen, der Wahn beherrsche ihr Innenleben völlig. Bei Cim sei auch das nicht der Fall. <BR /><BR />Die Gutachterin der Nebenkläger, Dr. Anna Palleschi, schloss sich den Schlussfolgerungen ihrer Kollegen an, wonach Cim zurechnungsfähig gewesen sei. Weder sei er glaubwürdig, noch habe er Bedauern gezeigt. Vielmehr habe er sogar in einem Brief an Verwandte Celine Frei Matzohl selbst und deren Familie die Schuld am Verlauf der Ereignisse gegeben. <h3> Verteidigung hält an Eifersucht als Motiv fest</h3>Der psychiatrische Gutachter der Verteidigung, Dr. Heinz Prast, hielt hingegen an seiner Überzeugung fest: Cim simuliere seine Amnesie nicht, seine wahnhafte Eifersucht liege der Tat zugrunde. Er habe in seinem Wahn überall Anzeichen dafür gesehen, dass ihn seine Freundin betrüge – obwohl dem gar nicht so war. <BR /><BR />Die Tat sei auch nicht – wie die Staatsanwaltschaft Cim vorhält – mit Vorbedacht begangen worden. Cims Zurechnungsfähigkeit sei eingeschränkt gewesen. Er sei als gemeingefährlich einzustufen und müsse therapiert werden – auch in einer Haftanstalt mit guter psychiatrischer Abteilung, so Dr. Prast. Am 23. September tritt das Verfahren mit den Plädoyers in seine Endphase. <BR /><BR /> <a href="mailto:redaktion@stol.it" target="_blank" class="external-link-new-window" title="">Haben Sie einen Fehler entdeckt? Geben Sie uns bitte Bescheid.</a>