Landeshauptmann Kompatscher erinnerte an die Option: Vor 75 Jahren hätten auch Südtiroler ein Ziel gesucht, an dem man gehofft habe, auf die Hilfe anderer zu treffen. "Wir dürfen daher die Augen vor der Flüchtlingssituation nicht verschließen", so Kompatscher.Er betonte, dass sich die Landesregierung mit dem Regierungskommissariat und den Freiwilligenorganisationen um Lösungen bemühe, und appellierte zudem an die Medien, sich an der Sensibilisierung der Gesellschaft zu beteiligen.In dieselbe Kerbe schlug Bischof Muser: "Es geht darum, jenen eine Stimme zu geben, die allzu leicht überhört und übersehen werden", so Muser. Es gehe nicht um eine Einladung zur Hilfe, sondern um unseren Auftrag: "Solidarität ist unsere Identitätskarte als Christen", so der Bischof.Knapp 300 Plätze für AsylsuchendeLandesrätin Stocker betonte, dass zwei Situationen zu unterscheiden seien: Es gebe Flüchtlinge, die direkt in Südtirol um Asyl ansuchten und andere, die am Brenner zurückgewiesen werden.Zu ersteren zählten die Bootsflüchtlinge, die in Süditalien an Land gingen und von den Behörden auf der Basis des Bevölkerungsanteils auf die Länder und Regionen verteilt würden: Südtirol muss 0,8 Prozent aufnehmen.Für diese stünden Einrichtungen bereit, die mit 186 Plätzen größte in der ehemaligen Gorio-Kaserne am Bozner Boden. Insgesamt kommen man „auf eine Aufnahmekapazität von insgesamt 298 Plätzen", so Landesrätin Stocker. 166 der Plätze würden derzeit vom Staat finanziert, 132 vom Land.80 Prozent wollen weiterStocker betonte allerdings auch, dass derzeit 50 Plätze frei seien. Vor allem auch deshalb, weil viele Flüchtlinge nicht in Südtirol blieben.So seien bis dato rund 750 Flüchtlinge in Südtirol aufgenommen worden. Rund 80 Prozent davon hätten das Land aber nach wenigen Tagen wieder verlassen. "Diese Dynamik macht uns die Integrationsarbeit natürlich äußerst schwer", so die Landesrätin.Situation am Brenner: Sache des StaatesNeben dieser "ordentlichen Flüchtlingsaufnahme" gebe es die Rückweisung von Flüchtlingen am Brenner. Letztere betreffe Menschen, die Italien lediglich als Durchgangsstation betrachteten."Es sind Menschen, die oft überhaupt keinen Kontakt mit italienischen Behörden gehabt haben, sondern sich selbständig bewegen", so die Landesrätin.Rückweisungen seien eine Angelegenheit der staatlichen Stellen, trotzdem habe das Land in Absprache mit diesen Stellen und angesichts des anbrechenden Winters eine Einrichtung am Bahnhof Brenner ausfindig gemacht.Diese soll als niederschwellige Anlaufstation dienen soll.Anlaufstelle geplant"Hier geht's darum, die wichtigsten Notwendigkeiten abzudecken und den Flüchtlingen die Gelegenheit zu bieten, sich zu waschen, zu schlafen, zu essen und sich dank eines Übersetzungsdienstes verständlich zu machen", so Stocker. Geführt werden soll diese Einrichtung von der Bezirksgemeinschaft Wipptal.