Breivik wird vermutlich erst im nächsten Jahr vor ein norwegisches Gericht kommen. Der 32-jährige Rechtsradikale solle sich dann für alle 76 Morde einzeln verantworten, kündigte Generalstaatsanwalt Tor-Aksel Busch am Donnerstag an.Breivik hatte auf Utøya mindestens 68 Teilnehmer eines sozialdemokratischen Sommerlagers für Jugendliche erschossen. Vor den Schüssen auf die Jugendlichen hatte er eine Bombe vor einem Hochhaus der norwegischen Regierung in Oslo gezündet. Dabei wurden acht Menschen getötet.„Rechenschaft ablegen für jeden einzelnen Toten“ Norwegens Chef-Ankläger begründete den späteren Prozessbeginn mit der Dimension der Tat. Der Fall sei so umfangreich, dass die Ausarbeitung der Anklageschrift viel Zeit in Anspruch nehmen werde.„Aus Respekt vor den Toten und den Angehörigen muss der Täter für jede einzelne Tötung Rechenschaft ablegen“, sagte Busch im Radiosender NRK. Das stelle entsprechende Anforderungen an die Beweisführung. „Ich hoffe, die Leute haben Verständnis dafür.“Busch bestätigte Überlegungen, dass Breivik möglicherweise wegen „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“ angeklagt wird.Das würde eine Verurteilung zu 30 Jahren Haft ermöglichen. Andernfalls wäre nur eine Verurteilung zu maximal 21 Jahren Haft möglich. Konkrete Hinweise auf Komplizen gab es weiterhin nicht.Schießbefehl in letzter Sekunde zurückgenommenNach einem Bericht der norwegischen Nachrichtenagentur NTB sollte Breivik, der sich widerstandslos festnehmen ließ, eigentlich niedergeschossen werden.Angehörige einer Eliteeinheit hätten bereits auf ihn gezielt. Als sicher gewesen sei, dass er keinen Sprengstoff am Körper getragen habe, sei der Schießbefehl jedoch in letzter Sekunde zurückgenommen worden.Die Zeitung „Aftenposten“ berichtete, dass die Polizei den 32-Jährigen auf Überwachungskameras im Regierungsviertel schon vor Beginn des Massakers auf Utøya als Täter identifizieren konnte. In Oslo hatte er einen gemieteten Kleintransporter mit 500 Kilogramm Sprengstoff geparkt, ehe er in einem anderen Mietwagen zu der 40 Kilometer entfernten Insel weiterfuhr.Alle Namen veröffentlichtBei den Anschlägen vor einer Woche seien 77 Menschen ums Leben gekommen, teilte die Polizei am Freitagabend mit. Zuvor war von 76 bestätigten Opfern und einer nicht genannten Zahl von Vermissten die Rede. Am Freitagabend wurden die letzten 36 Namen von Getöteten veröffentlicht.STOL veröffentlicht die Fotos und Namen der bisher bekannt gegebenen Opfer des Massakers .27 EU-Staaten reagieren Als Lehre aus dem Doppelanschlag von Norwegen wollen die 27 EU-Staaten den Zugang zu Chemikalien beschränken, aus denen Bomben gebaut werden könnten. Auch über striktere Regeln für den Waffenkauf wird diskutiert.Zudem soll ein europaweites Netzwerk an Psychologen und Fahndern künftig Einzeltäter wie den Attentäter von Oslo möglichst früher aufspüren, teilten EU-Diplomaten nach einem Treffen von Anti-Terrorexperten am Donnerstag in Brüssel mit.dpa