<b>„Für dich, und mich und alle“, heißt die neue Kampagne des ORF. Doch wie nimmt man am besten „alle“ mit?</b><BR />Armin Wolf: Das ist nicht so einfach, aber ganz wichtig. Künftig muss jeder Haushalt für den ORF bezahlen. Das ist auch wichtig, weil der ORF eine journalistische Grundinfrastruktur in diesem Land bietet, die 50 Cent am Tag wert sein sollte. Aber wir müssen den Menschen erklären, warum es das wert ist. Wir müssen rausgehen und mit den Menschen in den Diskurs treten. <BR /><BR /><b>Wie wichtig ist dabei Social Media?</b><BR />Wolf: Wir erreichen damit wahnsinnig viele Leute, die deutlich jünger sind als das klassische Fernsehpublikum. Die ZiB hat knapp zweieinhalb Millionen Abonnenten auf Facebook, Instagram und TikTok. Das halte ich für extrem wichtig: Denn wir können die Menschen nicht dazu zwingen, dorthin zu gehen, wo wir sind. Also müssen wir dorthin, wo unser Publikum ist. Und die Jungen, aber in Wirklichkeit das ganze Land, sind auf Social Media. Ich persönlich finde aber Social Media ehrlich gesagt ganz furchtbar.<BR /><BR /><b>Warum?</b><BR />Wolf: Weil Social Media den öffentlichen Diskurs versaut hat, und zwar nicht durch die ursprüngliche Idee der Sozialen Medien. Die ist grandios und hätte wirklich dafür sorgen können, was Jürgen Habermas den herrschaftsfreien Diskurs genannt hat: einen demokratischen Austausch. Aber die Algorithmen, die emotionale, aggressive, polarisierende Beiträge viel höher ranken, führen dazu, dass die Lautesten und Polemischsten gewinnen. Trotzdem: Social Media ist da und wird in Österreich von 7 Millionen Menschen genutzt. Wir dürfen sie dort nicht den Propagandisten und Schreiern, Verkäufern und Paranoiden überlassen.<BR /><BR /><b>Soziale Medien sind auch Netzwerke der Unterhaltung. Wie unterhaltsam dürfen Nachrichten sein?</b><BR />Wolf: Nachrichten müssen vor allem relevant sein. Aber Nachrichten sind nur sinnvoll, wenn sie auch Menschen erreichen. Es geht uns nicht darum, Unterhaltung zu machen. Unterhaltung kann ein Mittel sein, um Menschen für die Information zu interessieren, aber es ist ein mögliches Mittel, nicht der Zweck. <BR /><BR /><b>Dem ZIB-TikTok-Kanal folgen aktuell 450.000 Menschen. Sollen das die Fernsehzuseher von morgen werden? </b><BR />Wolf: Das Ziel ist, dass sie auf TikTok nicht nur Tanz- oder Heimwerkervideos sehen, sondern auch seriöse Informationen. Wenn sie dann auch einmal den Fernseher aufdrehen, ist es natürlich kein Fehler. Aber TikTok ist kein Marketinginstrument. Wir versuchen, öffentlich-rechtlichen Journalismus auf so vielen Plattformen wie möglich zu senden. Ich würde total gerne viel mehr dort machen, aber wir sind einfach in den Ressourcen begrenzt. Es sind nur 2 Mitarbeiter, die das machen, und die Produktion ist ziemlich aufwändig.<BR /><BR /><b>Sie selbst sind immer noch auf X (Twitter) vertreten. Warum? </b><BR />Wolf: Ich wäre nicht mehr dort, wenn ich es nicht beruflich bräuchte. Ich folge dort 700 Accounts und bei der Arbeit bei einem tagesaktuellen Medium ist es extrem hilfreich, Dinge eine halbe Stunde früher zu wissen. Ich bin aber in dem Moment weg, wo Twitter für mich beruflich nicht mehr nützlich ist. Privat wäre ich gar nicht dort. Elon Musk ist dabei, Twitter mit 100 Km/h gegen die Wand zu fahren.<BR /><BR /><b>Das heißt Twitter-Abmeldung an dem Tag, an dem Sie den ORF verlassen?</b><BR />Wolf: Ziemlich wahrscheinlich. Zumindest werde ich nicht mehr Stunden auf der Plattform verbringen.