Worum es dabei im Kern geht und welche Anwendungen es in der Aromatherapie gibt, erläutert die Eppanerin im Interview.<BR /><BR /><b>Frau Karadar, worum geht es hauptsächlich beim Kongress Aroma Botanica?</b><BR />Doris Karadar: Im Mittelpunkt steht die Aromapflege mit ihren Einsatzfeldern und Wirkungen. Ätherische Öle und die Düfte aus der Naturheilkunde bewirken etwas mit uns – unserem Geist, unserer Psyche und unserem Körper. Das ist auch ganz logisch und normal, aber bei uns in Südtirol noch etwas wenig bekannt. <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1086771_image" /></div> <BR /><b>Sie gelten als Pionierin auf diesem Gebiet. Haben Sie einen derartig aufwendigen Kongress mit 17 Referentinnen auf die Beine gestellt, um auf die Thematik stärker aufmerksam zu machen?</b><BR />Karadar: In der Tat beschäftige ich mich schon seit bald 40 Jahren mit der Aromatherapie. Zunächst einmal hole ich so viele anerkannte Fachleute aus halb Europa zum Kongress, weil es toll ist, diese alle mal in Südtirol zu erleben. Sowohl für mich selbst, aber natürlich für die all die interessierten Teilnehmer, die ebenfalls aus halb Europa anreisen. Vordergründig geht es aber um die vielfältigen Anwendungen und Wirkungen der klinischen Aroma- und Phytotherapie.<BR /><BR /><BR /><b>Welche sind dies konkret?</b><BR />Karadar: Hier in Südtirol wird Aromatherapie zwar in der Pflege, in den Krankenhäusern, in Schule und Kindergarten ein wenig betrieben, allerdings ist es nach wie vor eine Nische. Vielfach ist man noch der Auffassung, es handle sich bloß um eine Raumbeduftung. Dabei gibt es eine Vielzahl an Studien, welche die positiven Wirkungen für unsere Gesundheit untermauern. So erklärt uns etwa die Referentin Ruth von Braunschweig, wie sehr Pflanzenöle und ätherische Öle auf unser natürliches Haut- und Mundmikrobiom stärken. Die Keimbelastung wird reduziert, ohne aber das Mikrobiom anzugreifen. <BR />Dorothea Hamm hingegen, Apothekerin in Ruhestand, erläutert, wie ätherische Öle das Wohlbefinden verbessern. In ihrer ausgiebigen Beschäftigung mit Aromatogrammen vermag sie die antibakterielle und antimykotische Wirkung von ätherischen Ölen aufzuzeigen. Auch dazu gibt es diverse Studien. Wir haben auch eine Reihe von Expertinnen aus Südtirol, darunter Renate Figl, Cornelia Ebner oder Dr. Valentina Kieswetter.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1086774_image" /></div> <BR /><BR /><b>Es klingt Ihr Anliegen durch, diesen Bereich von einem hartnäckigen Klischee zu befreien. Denn schließlich werden Düfte und Aromen vielfach noch als Hokuspokus und esoterisches Zeug abgetan, oder?</b><BR />Karadar: Ich weiß. Dabei liegen die Wirkungen von Düften und Aromen doch auf der Hand. Fragen wir uns einfach mal, warum so gut wie alle Menschen Parfum kaufen? Und warum Duschgel, Waschmittel oder Seife wohltuende Gerüche ausströmen? Man denkt darüber kaum nach, aber jedes Parfum ist eben ein Lockmittel für das Gegenüber. Und beim eigenen Schweißgeruch ist das genauso der Fall. Oder wir gehen einfach in den Wald.<BR /><BR /><BR /><b>In den Wald?</b><BR />Karadar: Das Waldbaden ist ja auch gerade bei uns stark im Trend, gekommen ist es von den Japanern. Als ich noch jung war, wurde es belächelt und so quasi als psycho eingestuft. Dabei geben die Bäume spezielle Inhaltsstoffe frei – sogenannte Terpene und Pinene – und diese kann man subtil riechen. Wenn die Sonne scheint, sind es andere Düfte als bei Regen, denn dann kommen Mikrodüfte aus dem Unterholz zum Tragen. Und so stärkt eine Stunde Aufenthalt im Wald unser Immunsystem um ein Vielfaches, auch das haben Studien aufgezeigt. Und man muss sich bloß die Frage stellen, warum die Pflanzen überhaupt ätherische Öle absondern. Überlegen Sie doch mal.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1086777_image" /></div> <BR /><b>Ich weiß es nicht, ich komme nicht drauf ...</b><BR />Karadar: Es ist ein Schutzmittel für die Pflanze. Ein Schutzmittel gegen Kälte im Winter und gegen Hitze im Sommer. Sehr wohl auch ein Schutzmittel gegen Fressfeinde und ein Lockmittel für Insekten bzw. Bienen. Bricht ein Ast von einem Baum ab, so tritt Pech aus und es beginnt ein Wundheilungsprozess. Wiederum sind ätherische Öle im Spiel. Für den Menschen ist die richtige Dosierung das Um und Auf. Ätherische Öle sind hochgradig konzentrierte Wirkstoffe. So braucht es oftmals Hunderte von Kilo, um ein Liter Öl herzustellen, ein anschauliches Beispiel ist bulgarisches Rosenöl. Für ein Liter braucht es 5 Tonnen von Hand geerntete Blüten, die Essenzen sind entsprechend teuer. Auch bei unseren Latschen weiß man um die besonderen Inhaltsstoffe.<BR /><BR /><b>Bei unseren Latschen?</b><BR />Karadar: Genau. Sie haben Pinene, die eine cortisonähnliche und schmerzlindernde Wirkung haben. Es wäre durchaus interessant, diesen Bereich stärker zu erforschen.<BR /><BR />Interview: Alex Zingerle