„Es war der reinste Horror – eine halbe Stunde lang“, berichtet eine Frau aus dem Passeiertal. Zusammen mit einer Freundin ist sie kürzlich von 2 Herdenschutzhunden angegriffen und gebissen wurden. <BR /><BR />Es war am 31. Mai, gegen 10 Uhr, und die beiden Frauen aus Moos in Passeier waren im Jaufental unterwegs, auf dem Weg Nr. 12 von Schluppes in Richtung Jaufenhaus. Der Weg führte nach einem Forstweg zu einem abgezäunten Almgebiet. <BR /><BR />Dort stand laut der Passeirerin ein Hinweisschild mit Verhaltensregeln – wie „Kinder an die Hand“, „Hunde an die Leine“, und „Absteigen vom Fahrrad“ – aber kein Verbotsschild, berichtet die Frau. „Wir hatten weder einen Hund, noch ein Kind oder ein Rad dabei.“ <h3> Halbe Stunde in Angst und Schrecken</h3>Plötzlich seien 2 Hunde aufgetaucht. Diese bellten aggressiv, sie zeigten ihre Zähne und umzingelten die beiden Frauen. Alle Besänftigungsversuche seien vergeblich gewesen. Die beiden Hunde – ein schwarzer und ein schwarzweißer – bissen und schnappten schließlich zu. Der „Horror“, den beiden Hunden regelrecht ausgeliefert zu sein, dauerte insgesamt eine halbe Stunde.<BR /><BR />Einer der beiden Hunde biss der Passeirerin ins Gesäß und ihrer Freundin ins Knie. Aber hat wirklich nur einer der Hunde zugebissen oder doch beide? „Wir wissen es nicht mehr“, erzählt die Passeirerin. Zu groß war der Schock während des Angriffs. <BR />„Meine Freundin hatte eine offene Wunde – das Knie blutete. Es war danach geschwollen. Meine Freundin und ich begaben uns nach der Wanderung ins Krankenhaus Sterzing. Wir bekamen beide eine Tetanus-Spritze und meine Freundin musste darüber hinaus eine Woche lang Antibiotikum-Pillen einnehmen“, erzählt die Passeirerin. <h3> Ein eingezäuntes Gebiet?</h3>Während dieses Angriffs ist laut der Schilderung der Passeirerin eine Frau aufgetaucht. Dieser Frau riefen die Wanderinnen zu, sie möge ihnen doch bitte helfen. Die Frau habe dann erklärt, dass es sich bei den Hunden um Herdenschutzhunde und um ein eingezäuntes Gebiet handle. Und sinngemäß: Die beiden Wanderinnen hätten hier nichts zu suchen. Die Wanderinnen entgegneten, dass es kein Schild gebe, welches den Durchgang auf diesem Gebiet verbiete. <BR /><BR />Erst nach dem ersten Angriff bemerkten die Wanderinnen eine Ziegenherde, die sich doch um einiges vom Angriffsort entfernt, weiter oben aufhielt. Nach diesem ersten Angriff war der Albtraum für die beiden Frauen noch nicht vorbei. Die Ziegen verfolgten danach die beiden Wanderinnen – und auch die beiden Hunde, liefen auf und ab und kamen den beiden Wanderinnen immer wieder gefährlich nahe und fixierten sie. <h3> Nicht der erste Angriff</h3>Die Passeirerin meldete den Angriff später dem Jagdrevier Sterzing. Dabei erfuhr sie, dass die beiden Herdenschutzhunde nicht zum ersten Mal Wanderer angegriffen haben sollen. Etwa eine Woche vorher sollen die Hunde auf eine weitere Wandergruppe losgegangen sein. Dabei setzte sich angeblich ein Mann erfolgreich zur Wehr und war imstande, die beiden Hunde in die Flucht zu schlagen. Nun wird überlegt, den Wanderweg im Jaufental zu sperren, um weiteren solche Vorfälle zu verhindern. Der Tourismusverein wurde bereits über die Angriffe informiert. <BR /><BR />Die Passeirerin, die ins Gesäß gebissen wurde, will vorerst keine Anzeige erstatten. „Mein Wunsch wäre es aber, dass so etwas nicht mehr vorkommt – und dass vor allem auch Kinder nicht gefährdet werden.“ Sie sei in ihrem ganzen Leben noch nie so aggressiven Hunden begegnet. So aggressive Herdenschutzhunde könnten auch für den Tourismus zum Problem werden. „Das eigentliche Problem ist aber der Wolf“, meint die Passeirerin.<h3> Was der Besitzer sagt</h3>Der Besitzer der Ziegen und der beiden Sila-Herdenschutzhunde, Anton Staudacher, weist darauf hin, dass man sich in der Nähe von Herdenschutzhunden richtig verhalten müsse, und darauf werde auf Hinweisschildern auch aufmerksam gemacht. Die Frauen hätten mit den Stöcken auf die Hunde geschlagen und geschrien. Die Passeirerin bestätigt, dass ihre Freundin geschrien habe, sie hätten aber keineswegs die Hunde mit den Stöcken geschlagen – dies hätten sie sich nicht getraut. <BR /><BR />Staudacher betont auch, „dass wir zum Herdenschutz gezwungen werden, um unsere Tiere zu schützen“. Er will nun die Alm komplett absperren und ein Durchgangsverbotsschild aufstellen. Bei seinen Herdenschutzhunden handle es sich keineswegs um scharfe Hunde – dies bestätige auch der Amtstierarzt.<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="777776_image" /></div> <BR />Bei den Hunden im Jaufental handelt es sich um Sila-Hunde. Ihr Ursprungsgebiet ist die kalabresische Sila-Gebirgsregion. Sie sind imstande, ihrer Herdenschutzaufgabe selbständig im Rudel ohne Hirten nachzukommen. Sila-Hirtenhunde wurden bereits seit der Antike in Kalabrien eingeführt und sollen über Jahrhunderte zur Bewachung abgelegener Höfe eingesetzt worden sein. Zum Teil werden die Hunde in sehr großen Rudeln zum Schutz der Ziegen gehalten – von 20 Tieren und mehr. Mit Ziegenherden können sie eine sehr enge Beziehung aufbauen. Gegenüber Wölfen oder verwilderten Hunden treten Sila-Hunde sehr entschieden und aggressiv auf. Sila-Hunde gelten als furchtlos – sie können auch unter extremen Bedingungen leben.<BR />