Im Interview verrät der 58-Jährige, was ihm in der Seelsorge wichtig ist, ob der Feuerwehrbezirk Meran einen Kuraten bekommt und wie es seinen Ziegen geht. von Florian Mair<BR /><BR /><b>Herr Pfarrer, haben Sie sich in Hinterpasseier schon gut eingelebt? Der Abschied von der Seelsorgeeinheit Ortlergebiet war ja nicht leicht.</b><BR />Florian Öttl: Ich bin jetzt hier. Und ich werde hierbleiben und meine Arbeit als Pfarrer so gut wie möglich verrichten.<BR /><BR /><BR /><b>Welche Unterschiede gibt es zwischen der Seelsorgeeinheit Ortlergebiet, in der Sie bis Ende August tätig waren, und der Seelsorgeeinheit Hinterpasseier, die Sie Anfang September übernommen haben?</b><BR />Öttl: Ich muss hier in Hinterpasseier weniger Gottesdienste feiern. Die Fahrten, um alle 5 Pfarreien zu erreichen, sind in etwa gleich lang. Ein großer Unterschied ist, dass ich in Hinterpasseier weniger als die Hälfte an Gläubigen zu betreuen habe: In Stilfs, Sulden, Trafoi, Prad und Lichtenberg hatte ich mehr als 5000 Schäfchen, hier sind es nur über 2000. Deshalb gibt es weniger Beerdigungen und Taufen.<BR /><BR /><BR /><b>Was bedeutet es, als gebürtiger Passeirer 5 Pfarreien im Heimattal zu betreuen?</b><BR />Öttl: Weil ich lange Zeit weg war, ist es auch ein Heimkommen. Der Abschied im Vinschgau ist mir natürlich schwergefallen, aber hier in Hinterpasseier wirken zu können, war für mich ein Anreiz, einen Wechsel zu wagen. Ich merke schon jetzt, dass ich keine Schwierigkeiten habe, mit den Leuten Kontakte zu knüpfen. Natürlich kenne ich einige Leute auch von früher. Ich muss mich jetzt einarbeiten. Wichtig ist, alles, was gut funktioniert hat, weiterzuführen, aber auch Schritt für Schritt neue Akzente zu setzen. Jetzt alles über den Haufen zu werfen, wäre nicht der richtige Weg, weil viele Leute mithelfen. Mir ist es ein Anliegen, für die Menschen und mit ihnen Wege zu finden.<BR /><BR /><BR /><b>In der Seelsorgeeinheit Ortlergebiet ließ man Sie nur schweren Herzens gehen. Warum waren Sie dort so beliebt?</b><BR />Öttl: Das hat in erster Linie damit zu tun, dass ich nicht nur als Seelsorger tätig war, sondern auch als Mensch Präsenz gezeigt habe. Ich brachte mich in die Dorfgemeinschaften ein, vor allem in Stilfs, wo ich 25 Jahre lang gewohnt habe. Ich bin vor 20 Jahren der Feuerwehr Stilfs beigetreten, weil ich darum gebeten wurde, das Amt des Obervinschger Bezirksfeuerwehrkuraten zu übernehmen. Zudem habe ich in Stilfs den Theaterverein mitgegründet und bei Aufführungen immer wieder Rollen übernommen. Und ich bin auch regelmäßig ins Gasthaus gegangen, um den Menschen zu begegnen.<BR /><BR /><BR /><b>Gehen Sie diesen Weg auch in Hinterpasseier?</b><BR />Öttl: Sicher. Ich wüsste nicht, warum ich einen anderen Weg einschlagen sollte. Denn ich bin nach wie vor fest davon überzeugt, dass ich als Dorfpfarrer am Dorfleben teilnehmen und in den Dörfern präsent sein muss – auch außerhalb des Pfarrhauses und der Kirchen. Ich gehe gerne unter die Leute und verstecke mich nicht.<BR /><BR /><BR /><b>Dann bekommt die Freiwillige Feuerwehr von Moos ein neues Mitglied und der Bezirksfeuerwehrverband Meran einen Bezirkskuraten?</b><BR />Öttl (lacht): Das könnte gut sein. Im nächsten Jahr bekomme ich im Feuerwehrbezirk Obervinschgau das Verdienstkreuz in Gold mit 3 Sternen für 20 Jahre als Bezirkskurat. Wenn es dann gewünscht ist, wechsle ich gerne Bezirk und Feuerwehr.<BR /><BR /><BR /><b>Und wie geht es Ihren Passeirer Gebirgsziegen?</b><BR />Öttl: Soweit mich mein Bruder Albert informiert hat, geht es meinen Ziegen am Mörrerberg gut. Ihren Bauer werden sie sicher vermissen, aber nach ihrem Aufenthalt auf der Alm kommen sie nach Platt, wo ich sie im Widumstall unterbringen werde. Momentan habe ich 16 Ziegen. Ich bin mit den Goas aufgewachsen und mit ihnen tief verwurzelt. Weil ich Passeirer Gebirgsziegen besitze, waren diese Tiere im Obervinschgau für mich immer ein Stück Heimat. Ich werde mir auch hier in Hinterpasseier täglich Zeit für meine Tiere nehmen, denn ich gehe selbst in den Stall und auch mit ihnen auf die Weide. Wenn ich bei den Ziegen bin, baue ich Druck und Stress ab. Sie und die Natur helfen mir auch, seelisch belastende Ereignisse zu verarbeiten, weil ein Pfarrer, Gott sei Dank, auch nur ein Mensch ist.<BR /><BR />Interview: Florian Mair