Themar ist eine beschauliche Landstadt im südlichen Thüringen. Ein paar Fachwerkhäuser, eine mittelalterliche Stadtmauer, eine spätgotische Kirche – die mediale Aufmerksamkeit an der Stadt und ihren 3000 Einwohnern war bis vergangene Woche eher verhalten.Wenn Medien wie die „Zeit“ oder die „Frankfurter Rundschau“ plötzlich über diese Ecke im südlichen Thüringen berichten, dann muss das einen handfesten Grund haben.6000 Neonazis rocken für RechtsEs war ein Konzert, das die Aufmerksamkeit der Presse auf sich lenkte. Oder besser gesagt Motto, Veranstalter und Konzertbesucher. „Rock gegen Überfremdung“ lockte 6000 Besucher nach Themar, die gemeinsam zum Sound der Bands Stahlgewitter, Sleipnir, Lunikoff Verschwörung, Flak, Blutzeugen und Uwocaust rechtsrockten. #Themar und Polizei schaut zu. Bei Vermummungen Härte, bei "Heil Hitler" schaut die Polizei einfach zu. Quelle: https://t.co/knNlPMPL8X pic.twitter.com/ogHkS6RvkM&mdash Frank Stollberg (@GodCoder) 16. Juli 2017Festivalbesucher unter sich. - Twitteraccount Frank StollbergKnapp 30 Südtiroler unter den TeilnehmernLaut Antifa Meran handelte es sich bei der Veranstaltung um das größte Neonazi-Treffen in Deutschland in diesem Jahr. „Ein Treffen mit Netzwerkcharakter“, wie die „Zeit“ schreibt, und mit einschlägiger Gästeliste – Exponenten der extremen Rechte wie Günter Deckert, Dieter Riefling und Jan Jaeschke waren als Redner geladen. „Vertreter sämtlicher deutscher Neonazi-Gruppen nahmen an der Großveranstaltung teil“, schreibt der Südtiroler Antifa-Ableger. Auch knapp 30 Burggräfler.Gute Kontakte zwischen Südtirol und ThüringenLaut „Frankfurter Rundschau“ pflegen rechtsextreme Gruppen aus Südtirol seit vielen Jahren enge Beziehungen zur thüringischen Neonazi-Szene. Die Südtiroler Teilnahme, vorwiegend junge Männer aus dem Burggrafenamt sowie Sympathisanten des „Veneto Fronte Skinhead“, wird laut Antifa durch Fotomaterial belegt, das die, laut deutschem Verfassungsschutz von Linksextremisten genutzte, Internplattform Indymedia online veröffentliche.Auch den heimischen Medien sind zwei der ins Netz gestellten Namen bekannt. Laut Recherchen des Tagblatts „Dolomiten“ wurden diese beiden Themar-Besucher 2008 im Zuge der Operation „Odessa“, einer Polizeiaktion gegen Rechtsextremismus in Südtirol, wegen mutmaßlich rassistischer Übergriffe festgenommen.Festnahmen gab es auch beim behördlich genehmigten „Rock gegen Überfremdung“, das heuer zum zweiten Mal stattfand. Sechs Personen wurden vorübergehend festgenommen, 43 Personen wegen des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen, Körperverletzung und Beleidigung angezeigt. #Themar positioniert sich deutlich pic.twitter.com/2s0mqp83Z0&mdash Patricia Hecht (@pat_x79) 15. Juli 2017300 Personen demonstrierten gegen das Festival.-Twitteraccount: Patricia HechtSüdtiroler Szene unter BeobachtungAuch die Südtiroler Szene stehe weiterhin unter Beobachtung, erklärte Giuseppe Tricarico, Fahndungsleiter der Bozner Polizei, auf „Dolomiten“-Nachfrage.Und auch die Antifa will weiter beobachten, denn „das Burggrafenamt und der Vinschgau haben immer noch ein Naziproblem, angesichts dessen die Gesellschaft nicht untätig bleiben kann.“Und so wird das beschauliche, unbekannte thüringische Themar, plötzlich auch in Südtirol zum Thema.stol/aw