Turettas Verteidiger Giovanni Caruso fordert in der Berufungsbegründung die Aberkennung des erschwerenden Umstandes des Vorsatzes. Er verlangt außerdem, die Anerkennung strafmildernder Umstände und zwar die Kooperationsbereitschaft Turettas mit den Ermittlern sowie sein konstruktives Verhaltens während des Prozesses. <BR /><BR /> <a href="https://www.stol.it/artikel/chronik/femizid-an-giulia-staatsanwaltschaft-will-anerkennung-erschwerender-umstaenden" target="_blank" class="external-link-new-window" title="">Auch die Staatsanwaltschaft hat – wie berichtet – Berufung gegen die lebenslängliche Haft für Turetta eingereicht, allerdings mit einer anderen Begründung.</a> Sie hält das Urteil gegen den geständigen Täter für nicht ausreichend. <BR /><BR />Das Schwurgericht in Venedig hatte Turetta am 3. Dezember 2024 zwar zur Höchststrafe verurteilt, aber wichtige strafverschärfende Umstände - Grausamkeit und Stalking - nicht anerkannt. Dagegen hat die Staatsanwaltschaft nun auf Druck der Familie des Opfers Berufung eingelegt.<h3> Weder Stalking noch Grausamkeit anerkannt</h3>Turetta hatte Giulia Cecchettin mit 75 Messerstichen ermordet. Krankhafte Eifersucht hatte ihn getrieben, die Ingenieurstudentin vor ihrem Mord ständig zu kontrollieren. Bis zu 300 Nachrichten schickte er ihr täglich, hatten die Ermittler festgestellt. Die Richter hatten argumentiert, dass die hohe Anzahl der Messerstichen auf der Leiche nicht aus Grausamkeit, sondern aus der „Unerfahrenheit“ und „Unfähigkeit“ des Täters resultierten. Grundlage war ein Urteil des Kassationsgerichts von 2015, demzufolge allein die Wiederholung von Stichen nicht automatisch Grausamkeit beweise.<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1169010_image" /></div> <BR /><BR />Auch das Stalking wurde vom Gericht nicht anerkannt. Giulias Vater Gino Cecchettin soll zunächst keine Anzeichen für ein problematisches Verhalten Turettas in der Beziehung seiner Tochter erkannt haben.<BR />Die Entscheidung der Richter, nicht die erschwerenden Umständen bei dem Urteil zu berücksichtigen, wurde scharf kritisiert, besonders von Elena Cecchettin, Giulias Schwester, die die Urteilsbegründung als gefährlich und als schlimmen Präzedenzfall bezeichnete. Auch die Anwälte der Familie Cecchettin forderten die Berufung. Mit den erschwerenden Umständen würde Turetta kein Recht auf eine Strafreduzierung wegen guter Führung haben. Die Frist zur Einreichung des Berufungsantrags endet am 27. Mai. Die Anträge auf Berufung von Turetta und der Staatsanwaltschaft müssen nun geprüft werden. Danach soll das Datum für den Beginn des Berufungsprozesses bekannt gegeben werden, das in Venedig laufen soll. <BR /><BR />Turetta hatte zugegeben, die 22-jährige Cecchettin am 11. November 2023 in Fossò in der Nähe von Venedig erstochen zu haben, weil sie sich weigerte, die Beziehung zu Turetta wieder aufzunehmen. Der Mord fand nur wenige Tage vor ihrem Abschluss in Biomedizintechnik an der Universität Padua statt. Turetta hatte denselben Studiengang wie Cecchettin belegt. Nach dem Mord hatte Turetta in der Nähe eines Sees in Friaul die Leiche entsorgt. Er war dann über Österreich nach Deutschland geflohen und in der Nähe von Leipzig von der deutschen Polizei festgenommen.