Samstag, 18 Uhr: Ich sitze mit einer Freundin an einem Tisch eines Kaffees am Waltherplatz. Auf dem Stuhl neben mir liegt mein Rucksack, darin befinden sich iPad und Airpods. Dann ein unaufmerksamer Moment und der Rucksack ist weg, gesehen hat niemand etwas.<BR /><BR />Nach dem ersten Ärger fällt mir ein: Ich kann die Geräte von meinem Handy aus Orten. Letzte Synchronisierung am Domenikanerplatz. Also nichts wie hin. Aber auch dort ist kein Rucksack. Mir bleibt also nichts mehr übrig als die Polizei zu rufen. Diese trifft innerhalb weniger Minuten ein. In der Zwischenzeit hat sich der Standort des iPads aktualisiert: Es befindet sich hinter dem Stadttheater. <BR /><BR />Dorthin begleiten mich 2 Staatspolizisten und kontrollieren eine Gruppe von Obdachlosen. Diese sind kooperativ, beteuern meine Sachen nicht zu haben und bieten mir sogar an bei der Suche zu helfen. Da bei ihnen nichts zu finden ist, zieht die Polizei wieder ab - mit dem Versprechen mich zu kontaktieren, sollten sie meine Sachen finden und der Bitte, ich solle den Diebstahl am Montag bei der Quästur anzeigen.<BR /><BR />Inzwischen ist die letzte Standortaktualisierung schon über eine Stunde her und meine Hoffnung, die Sachen zu finden, schwindet mit jeder Minute. Die Diebe sind bestimmt schon über alle Berge. Aufgeben will ich aber trotzdem nicht. Ich laufe also in der Stadt umher, den Blick starr auf den Handybildschirm gerichtet und dann passiert es: Der Standort aktualisiert sich erneut. Wieder hinter dem Stadttheater. Obwohl es mir im ersten Moment unangenehm ist, die Polizei erneut „zu belästigen“ wähle ich wieder die 112 und keine Minute später treffen die beiden Ermittler am Stadttheater ein. <BR /><BR />Diesmal überprüfen sie eine Gruppe Osteuropäer, die in der Gasse hinter dem Theater ihr Nachtlager aufgeschlagen hat. Man kennt sich, deshalb müssen die Staatspolizisten gar nicht lange nachhaken, damit eine ältere Frau meinen Rucksack mit dem gesamten Inhalt wieder herausgibt. Dabei tut sie so, als hätte sie ihn „gefunden“ und würde ihn bereitwillig wieder an den Besitzer aushändigen.<BR /><BR />Ich habe an diesem Abend 3 Dinge gelernt: 1. In Bozen gibt es Menschen, die in einer Parallelwelt leben, in die ich erstmals einen tieferen Einblick gewinnen konnte. 2. Beharrlichkeit zahlt sich aus. 3. Auf die Polizei kann ich mich verlassen: Die Ermittler haben mir das Gefühl gegeben, dass sie mich ernst nehmen, mir helfen wollen und sich um meine Sicherheit kümmern.