An der Bozner Melittaklinik „habe ich mein Leben zurückbekommen“, ist der prominente Patient aus Afrika dankbar. <BR /><BR /><b> Sie kommen zur Schlaganfall-Reha von Uganda ausgerechnet nach Südtirol – wieso?</b><BR />Lawrence Kiiza: Mein Schlaganfall liegt schon fast 5 Jahre zurück. Aber die Lähmungserscheinungen auf der linken Körperseite sind nie ganz weggegangen. Das hat mich vor allem beim Gehen sehr eingeschränkt. Aber auch beim Sprechen und beim Gebrauch von Hand und Arm. Deswegen wollte ich mir von einem renommierten Spezialisten in Berlin, Professor Jörg Wissel, helfen lassen. Doch der meinte, besser aufgehoben wäre ich in Südtirol an der Melitta-Klinik. Dort hätte man sehr innovative Robotertechnologie speziell für die Reha.<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1188651_image" /></div> <BR /><BR /><b>Und dann sind Sie von Berlin direkt hierher?</b><BR />Kiiza: Nein, keineswegs. Ich bin zurück nach Uganda. Von den Alpen hatte ich schon gehört, aber Südtirol sagte mir nichts. Ich dachte, ein Aufenthalt hier irgendwo in den Bergen wäre nur Zeit- und Geldverschwendung. Warum sollte ich das also machen? Und so bin ich zurück zu Frau und Kindern. Doch meine Familie und auch mein Bruder in Kanada haben gesagt: Du gehst. Du gehst und probierst das aus. Und so habe ich Zutrauen in die Sache bekommen. Ich sagte mir, ich kann hinfliegen und ich kann das machen. Und jetzt bin ich hier. <BR /><BR /><BR /><embed id="dtext86-70608427_quote" /><BR /><BR /><BR /><b>Und wie gefällt es Ihnen in Südtirol?</b><BR />Kiiza: Von Uganda nach Südtirol zu kommen, ist schon eine Herausforderung, vor allem mit meinem Handicap. Aber meine Frau begleitet mich zum Glück – und in der Klinik hat man mich sehr freundlich aufgenommen und sogar vom Flughafen Verona abgeholt. Dabei kannten wir uns gar nicht. Aber Rupert sagte sofort, hallo, ich bin der Rupert. Und jetzt sind wir Freunde. Das Klima hier ist gut, das Essen auch. Wir fühlen uns wirklich wohl hier, mehr als in Berlin. <BR /><BR /><b>Machen Sie Fortschritte oder ist es doch Geld- und Zeitverschwendung? </b><BR />Kiiza: Im Gegenteil, die Reha hier ist sehr hilfreich. Sie tun wirklich alles, was möglich ist. Und beim Sprechen und besonders beim Gehen habe ich große Fortschritte gemacht. Und das in wenigen Wochen. Bei der Hand ist es schwieriger, aber damit kann ich leben. Wieder sicher und stabil gehen zu können, das war mein oberstes Ziel. Das ist wirklich ein großer Gewinn. Ich habe mein Leben zurückbekommen. <BR /><BR /><b>Sie haben Ihren Aufenthalt hier sicher auch genutzt, um einen Einblick in das Südtiroler Gesundheitswesen zu bekommen – wie fällt ein Vergleich mit der Situation in Uganda aus?</b><BR />Kiiza: Ich muss sagen, das italienische Gesundheitssystem – Südtirol ist ja ein Teil davon – ist gut für die Bevölkerung. In Uganda haben wir viel mehr private Strukturen als hier. Aber eine solche Reha-Einrichtung ist weder bei den öffentlichen noch bei den privaten darunter. Dass es das gibt, war eine echte Entdeckung für mich. Und ich würde eine ähnliche Klinik gerne auch bei uns verwirklichen. Die Menschen in Uganda wären über eine solche Infrastruktur sehr froh. <BR /><BR /><BR /><embed id="dtext86-70622921_quote" /><BR /><BR /><BR /><b>Hierzulande klagt man viel über Bürokratie, Auflagen und Standards für jede Kleinigkeit.</b><BR />Kiiza: In Uganda haben wir da sicherlich einen anderen Zugang. Es gibt hier tatsächlich eine Menge an Vorschriften und Standards. Aber das ist auch in anderen Ländern wie etwa Deutschland oder Japan so und ist auch ein Ausdruck dafür, wie die Gesellschaft tickt. Die Einhaltung bestimmter Standards sorgt auch für Lebensqualität. Von daher würde ich sagen, es ist nicht zu kompliziert hier. <BR /><BR /><b>So wie Sie wenig über Südtirol wussten, weiß man hierzulande wenig über Uganda. Wie würden Sie Ihr Land beschreiben?</b><BR />Kiiza: Vieles ist gar nicht so unterschiedlich. Wir haben eine freie Marktwirtschaft, Demokratie und ein sehr gutes Bildungssystem. Und wirtschaftlich wachsen wir, vor allen Dingen durch den Export von landwirtschaftlichen Produkten. Besonders wichtig sind hier Kaffee und Tee. Allein der Kaffeeexport macht 22 Prozent des Gesamtexportes aus. Aber auch Baumwolle, Öl und Fisch sind wichtige Exportgüter. <BR /><BR /><BR /><embed id="dtext86-70622925_quote" /><BR /><BR /><b>Aus zahlreichen Ländern Afrikas flüchten Menschen nach Europa. Aus Uganda nicht...</b><BR />Kiiza: Das liegt daran, dass wir ein stabiles Land sind, dass das Leben in Uganda stabil ist. Und es gibt Arbeit, Perspektiven. Unser Wirtschaftswachstum liegt aktuell bei 5 Prozent. Da muss man nicht fliehen. Im Gegenteil.<BR /><BR /><b>Im Gegenteil heißt, Menschen fliehen nach Uganda. Es gilt als das größte Aufnahmeland Afrikas....</b><BR />Kiiza: Ja, das stimmt. Viele Flüchtlinge kommen zu uns. Aktuell sind es 1,7 Millionen Personen. Sie kommen aus vielen verschiedenen Ländern, vorwiegend aus Somalia, Burundi, Ruanda. Allein eine Million Menschen sind aus dem Südsudan zu uns geflohen. Und in jüngster Zeit steigen die Zahlen aus dem Kongo.