Im Interview erzählt er außerdem von seiner ganz persönlichen Begegnung mit einem Bären.<BR /><BR /><b>Auch wenn Bärenangriffe sehr selten sind, in welchen Situationen könnte es am ehesten dazu kommen?</b><BR />Wolfgang Dibiasi: Bären sind Allesfresser und ernähren sich in der Regel mehrheitlich von pflanzlicher Nahrung. Der Mensch gehört also nicht zum Beuteschema des Bären. Ein Angriff ist extrem unwahrscheinlich, allerdings kann es dazu kommen, wenn man in das Revier eines Bären eindringt, vor allem dann, wenn er Jungtiere hat, er überrascht wird und dich als Gefahr wahrnimmt, wenn er sich in die Enge getrieben fühlt, oder wenn er verletzt ist. Verletzte Raubtiere sind generell aggressiver und dementsprechend gefährlich.<BR /><BR /><b>Zu welcher Tageszeit sind Bären unterwegs?</b><BR />Dibiasi: Zu jeder Tageszeit, im Hochsommer allerdings bevorzugt in der Dämmerung. Bären sind von Natur aus scheu und flüchten in der Regel, wenn sie Menschen hören oder riechen. Weil Angriffe durch Bären häufig dann zustande kommen, wenn der Bär oder gerade die Bärin und das Junge von zu leisen Wanderern überrascht bzw. erschreckt werden, ist es wichtig, dass der Bär Sie schon von weitem hört. Lautes Reden oder singen kann hier helfen, nützlich kann auch eine Bärenglocke sein. <BR /><BR /><b>Wenn man dann wirklich den Weg eines Bären kreuzt, was kann ich tun?</b><BR />Dibiasi: Auch wenn es in einer solchen Situation sehr schwer ist: Ganz wichtig ist es ruhig zu bleiben, stehen zu bleiben und Abstand zu halten. Auf keinen Fall weglaufen, sondern durch ruhiges Sprechen und langsamen Armbewegungen auf sich aufmerksam machen. Versuchen Sie nicht, ihn zu verscheuchen oder mit Steinen oder Ästen zu bewerfen. Behalten Sie ihn stattdessen im Auge und treten langsam und kontrolliert den Rückzug an. Wichtig ist, dass man dabei dem Bären eine Ausweichmöglichkeit lässt. Wenn Sie Bärenjunge sehen, nicht zögern und sofort den Rückzug antreten, anstatt Selfies oder Fotos zu machen.<BR /><BR /><b>Auf einen Baum zu klettern, würde wahrscheinlich nichts bringen, oder?</b><BR />Dibiasi: Nein, der Bär klettert um einiges besser als der Mensch. Und er ist nicht nur ein besserer Kletterer, sondern auch ein besserer Schwimmer und Läufer. Da hat man keine Chance. Ein Bär kann etwa 10 Meter pro Sekunde schnell laufen. <BR /><BR /><b>Nehmen wir an, der Bär läuft auf mich zu und es ist eindeutig, dass er zum Angriff übergehen will, kann ich ihn mit lauten Geräuschen vertreiben? So wie es kürzlich in einem Video aus Bulgarien zu sehen war, in dem der aufheulende Motor eines Motorrad einen attackierenden Bären in die Flucht geschlagen hat…</b> <a href="https://www.youtube.com/watch?v=INdYxTv8wZU" target="_blank" class="external-link-new-window" title="">(Hier geht's zum Video)</a><BR />Dibiasi: Das hängt natürlich auch immer vom Bären und von der Situation ab. Aber ja, ein Versuch ist es in jedem Fall wert. Eine Vuvuzela etwa kann einen Bären vertreiben. Aber es ist immer wichtig zu beachten, dass jeder Bärenangriff individuell ist. Was einen Bären vertreibt, kann einen anderen erst zu einem Angriff bewegen. Ich möchte hier also keinen eindeutigen Ratschlag geben. Auf jeden Fall sollte man nicht weglaufen oder sich mit dem Bär anlegen… <BR /><BR /><b>Sollte ich es nicht schaffen, den Bären in die Flucht zu schlagen und er mich mit seinen Tatzen und Krallen attackiert, wie verhalte ich mich am besten? Hilft es, sich tot zu stellen?</b><BR />Diabiasi: Im Falle einer Bärenattacke soll man sich keinesfalls wehren, sondern sich bäuchlings flach auf den Boden legen und den Nacken- und Kopfbereich mit den Armen schützen. Haben Sie einen Rucksack dabei, kann der zusätzlich Ihren Rücken schützen. In der Regel lässt der Bär von Ihnen ab oder schnuppert nur. Sie sollten auf jeden Fall in dieser Position bleiben, bis sich der Bär weit genug entfernt hat. <BR /><BR /><b>Sie sagten, man solle sich keinesfalls wehren. Gibt es tatsächlich keine effektiven Waffen, die man im Ernstfall einsetzen könnte, hätte man sie zur Hand? Zum Beispiel ein Messer?</b><BR />Dibiasi: Bei einem Bärenangriff schätze ich die Aussichten auf eine erfolgreiche Verteidigung als sehr gering ein. Sich mit einem Messer zu verteidigen, hätte wenig Sinn. Die Haut des Bären ist viel zu dick - im Halsbereich etwa 2 Zentimeter oder dicker -, als dass man ihm schwere oder gar tödliche Verletzungen zufügen könnte. Eine Schusswaffe, die ja nur ein kleiner Teil der Bevölkerung legal benutzen darf, könnte einen retten, falls man schnell genug ist und gleich beim ersten Schuss richtig trifft. Sitzt der Schuss nämlich nicht richtig, kann die Situation noch viel gefährlicher werden. Das einzig wirklich effektive Mittel gegen einen Angriff ist ein Bärenspray, der hierzulande aber verboten ist. Der Bärenspray funktioniert ähnlich wie Pfefferspray, enthält Capsaicin und zusätzliche Komponenten in konzentrierter Form und schlägt den Bären in die Flucht, ohne ihn gröber zu verletzten. Aus diesem Grund ist das Bärenspray-Verbot für mich absolut nicht nachzuvollziehen und hier sollte sich an der Gesetzgebung dringend und schnell etwas ändern.<BR /><BR /><b>Sind Sie bei Ihren vielen Streifzügen durch die Wälder schon Bären begegnet?</b><BR />Dibiasi: Ja, 2 Mal. Hierzulande habe ich einmal einen Braunbären getroffen. Den genauen Ort möchte ich öffentlich allerdings nicht bekannt geben, um Mensch und Tier voreinander zu schützen. Meine 2. Bärenbegegnung fand auf einer Expedition in der Wildnis Oregons statt, als ein Schwarzbär direkt an meinem Camp aufgetaucht war. Er hat sich abends meinem Zelt genähert und wir blickten uns eine Weile an. Ich habe beruhigend auf ihn eingeredet, witzigerweise habe ich englisch mit ihm gesprochen ;-) und dann hat er sich glücklicherweise verzogen. Ich war sehr froh, dass ich die Waffe, die ich dabei hatte, nicht einsetzen musste.<BR /><BR /> <a href="https://www.youtube.com/watch?v=1SMfyiG4QMg" target="_blank" class="external-link-new-window" title="">Hier sehen Sie ein kürzlich von Wolfgang Dibiasi realisiertes Youtube-Video zum Thema.</a><BR /><BR />