Man kann es als eindringlichen Appell, als Mahnung oder auch verzweifelten Weckruf deuten, die Botschaft der gestern am AVS-Hauptsitz versammelten Verbandsvertreter war unmissverständlich: „Hände bzw. Bagger weg von Südtirols letzten unerschlossenen und intakten Almen.“ <BR /><BR />Es werde zunehmend deutlich, dass man verstärkt auf teure Erschließungsstraßen setze – entgegen negativer Gutachten vonseiten der Landschaftsschutzkommissionen, entgegen der Beteuerungen vonseiten der politischen Entscheidungsträger und entgegen den Bestimmungen, welche eigentlich die als Naturparke ausgewiesenen Gebiete regeln. Südtirol verfüge über rund 1700 Almen, etwa 100 davon seien noch nicht durch Zufahrtsstraßen erschlossen. „Und diese Almen sollten erhalten werden, wobei wir explizit nicht die Bauern kritisieren, sondern die Förderpolitik“, stellte Georg Simeoni klar. <BR /><BR />Der AVS-Vorsitzende musste sich bei der gestrigen Pressekonferenz jedoch nicht als Rufer in der Wüste fühlen, denn schließlich hatte er Mitstreiter von mehreren Verbänden auf seiner Seite: Josef Oberhofer, Präsident des Dachverbandes für Natur- und Umweltschutz, Claudia Plaikner, Präsidentin des Heimatpflegeverbandes, Marco Agnoli von der Naturschutzkommission des CAI sowie Albert Willeit vom Heimatpflegeverband.<BR /><BR />Letzterer erläuterte einige aktuelle Beispiele von Almerschließungen im Naturpark Rieserferner-Ahrn auf, derzeit bilde das Gebiet rund um Rein in Taufers „einen Hotspot an Erschließungsprojekten“. <h3>„Erschließungs-Hotspot“ Rein in Taufers</h3>Anhand von aktuellen Bildern schilderte Willeit, wie derzeit am historischen Reiner Höhenweg gebaggert wird, um eine Straße zur Hirber Alm zu errichten. 900 Meter Wegtrasse würden auf diese Weise unwiederbringlich zerstört. Das positive Gutachten der Dienststellenkonferenz zum Projekt der Zufahrtsstraße habe man mit Verwunderung zur Kenntnis genommen, nachdem bereits 2011 eine ähnliche Strecke von der zweiten Landschaftsschutzkommission negativ bewertet worden war und sich zudem das Amt für Naturparke damals gegen den Bau der Straße ausgesprochen hatte. Ähnlich soll es sich bei der Zufahrt zur Durra Alm verhalten haben, auch dafür gab es 2011 kein grünes Licht. <BR /><BR />Als sehr umstritten gilt auch die geplante Erschließung der Eppacher- und Tristenalm, weil die Straße durch schwer zugängliches Gelände führen soll. Auf dem Gerichtswege sei es bisher gelungen, die Zufahrt zur Lahner Alm zu verhindern, während die überaus umstrittene Straße zur Antersasc Alm in den Dolomiten gebaut wurde – mit dem Ergebnis, dass die Alm praktisch aufgegeben wurde und heute ein trostloses Bild abgebe.<BR /><BR />„Unerschlossene Almen sollten viel gezielter gefördert werden als erschlossene Almen, auch das Kriterium, ob sich eine Alm im Naturpark befindet, sollte berücksichtigt werden“, sagte Plaikner. Die „untragbare Ungleichbehandlung“ bei den Förderungen sei abzuschaffen. <BR /><BR />Die negativen Folgen der Erschließungen reichen nach Ansicht der Verbände von dauerhaften Schäden an der Natur bis hin zu intensiverer Bewirtschaftung und erhöhter touristischer Nutzung. „Deshalb appellieren wir an die Landesregierung, die Gutachten der Fachkommissionen des Landes zu respektieren, ansonsten kann man eh drauf verzichten“, schloss Simeoni lakonisch.<h3> Reaktion</h3>Zur gestrigen Pressekonferenz meldet sich der Pustertaler <Fett>Ex-Landesrat Hans Berger </Fett>zu Wort. <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1075236_image" /></div> <BR /><BR />Er betont: „Ohne die Möglichkeit der Mobilität ist es eine Frage der Zeit, bis solche Almen aufgelassen werden.“ Früher hätten Bauern lange Fußmärsche in Kauf genommen, um zu ihren Almen zu gelangen: „Das geht heute nicht mehr“, ist Berger überzeugt. Und fragt: „Was ist gewonnen, wenn diese Almen aufgelassen werden und in Folge verbuschen?“ Berger gehört die Durra Alm in Rein in Taufers.