Der Betreiber eines Strandrestaurants im bekannten Adria-Badeort Milano Marittima hat sich viel Kritik zugezogen, weil er einer Familie mit einem fünfjährigen Sohn den Zugang zum Restaurant verweigert hat. <BR /><BR />Den Vorfall schilderte Andrea Mussini, Tourist aus Modena, der Tageszeitung „Gazzetta di Modena“: „Wir essen gewöhnlich mittags und abends auswärts - das ist für uns Urlaub. Unser Sohn ist es gewohnt, am Tisch sitzen zu bleiben, er stört nicht, braucht keinen Hochstuhl, und wir hatten nie Probleme - auch nicht in Sternerestaurants“, beschwerte er sich.<h3> „Wir hassen Kinder nicht“</h3>Die Betreiber des Strandbads erklärten, dass sie schon seit Jahren keine Kinder als Gäste empfangen: „Wir hassen Kinder nicht. Unsere Gäste entscheiden sich für unser Lokal, weil sie Ruhe haben wollen. Deshalb nehmen wir in der Regel nur Kinder ab zehn Jahren auf – sowohl am Strand als auch im Restaurant. Es gibt Ausnahmen – etwa nur zu bestimmten Zeiten oder bei Familien, zu denen wir ein besonderes Vertrauensverhältnis haben. Ich bediene nur ein bestimmtes Klientel – so wie andere hier auch“, erklärten die Betreiber. <BR /><BR />Wenn sich der Tourist beleidigt fühle, liege ein Missverständnis vor. „Es gibt genug Lokale, die ihn gern bedienen. Wir nehmen übrigens auch keine Geburtstagsfeiern oder Junggesellenabschiede mehr an - aus demselben Grund: Sie stören die ruhige Atmosphäre. Wir verzichten auf viel Geld, um unser Restaurant zu schützen“, erklärten die Gastronomen.<h3>„Ein Lokal muss öffentlich zugänglich sein – auch für Kinder“</h3>Mattia Missiroli, Bürgermeister der Stadt Cervia, unter deren Verwaltung Milano Marittima steht, zeigte sich empört: „Ein Lokal muss öffentlich zugänglich sein – auch für Kinder, es sei denn, es gibt konkrete Gründe für Einschränkungen.“ Das Verhalten der Inhaber des Restaurants sei „nicht hinnehmbar“ – es schade dem Image des Badeortes, der für alle offen sein sollte.<BR /><BR />Der Fall in Milano Marittima ist nicht isoliert. Die „Osteria del Sole“, ein traditionsreiches Lokal im Zentrum der Stadt Bologna, heißt Kinder nicht mehr willkommen. Das macht ein Schild an der Eingangstür unmissverständlich klar: Es zeigt ein Zutrittsverbotssymbol mit der stilisierten Figur einer Mutter, die einen hellblauen Kinderwagen schiebt.<BR /><BR /> Die Betreiber des Restaurants erklärten, dass sie nach mehreren unangenehmen Vorfällen beschlossen hätten, gewisse Grenzen zu setzen. Es handle sich nicht um ein echtes Verbot, sondern lediglich um eine Empfehlung, lieber ohne Kinder zu kommen. „Wir haben festgestellt, dass es vor allem die Kinder italienischer Familien sind, die für Unruhe sorgen – vielleicht, weil ausländische Eltern strenger sind oder ihre Kinder besser daran gewöhnt sind, sich in Lokalen zu benehmen“, erklärte der Inhaber des Lokals, Nicola Spolaore, laut italienischen Medien. Kinder seien nicht das Problem. Die wahren Verantwortlichen seien die Eltern, „die oft schlecht erzogen sind“.<h3> Schild mit Kinderverbot sorgt für Aufsehen in Rom</h3> Für Aufsehen sorgt auch das Lokal „Fraschetta del Pesce“ in Rom. Die Lokalinhaber haben ein Schild mit Kinderverbot am Eingang des Lokals aufgehängt. „Aufgrund unangenehmer Vorfälle, die auf mangelnde Erziehung zurückzuführen sind, ist in diesem Lokal die Anwesenheit von Kindern unter fünf Jahren nicht gewünscht, ebenso wie der Zutritt mit Kinderwagen“, heißt es. Der Fall schlug sofort hohe Wellen und landete binnen weniger Stunden auf den Seiten der nationalen Presse.<BR /><BR />Seit einiger Zeit werben auch in Italien bestimmte Hotels und Restaurants gezielt mit einem „No-Bambini“-Ansatz. Die Zahl der kinderfreien Hotels und Restaurants nimmt auch in Italien zu: Sie ziehen oft eine wohlhabende Kundschaft an, die gegenüber Geschrei und Launen von Kleinkindern intolerant ist.<h3> Protal bietet Urlaub nur für Erwachsene</h3>Im Internet ist vor einigen Monaten ein Portal entstanden, das sich ausschließlich Bed & Breakfasts und Ferienwohnungen nur für Erwachsene widmet. „Möchten Sie sich auf einer Liege entspannen und ein Buch lesen - ganz ohne Geschrei? Wählen Sie ein kinderfreies Hotel und entdecken Sie die wahre Bedeutung von Entspannung“, lautet der Slogan.<BR /><BR />Die Debatte, ob Lokale Kinder ausschließen können, tobt in Italien. Rechtsanwalt Elia Ceriani erklärte gegenüber der Gastronomen-Zeitschrift „La Cucina Italiana“: „Kindern den Zutritt zu einem Restaurant zu verwehren, ist nicht legal. So wie ein Gastronom einem Kunden den Eintritt nicht aufgrund seiner Kleidung verweigern darf, darf er es auch nicht wegen des Alters tun.“ Dennoch geben viele Gastronomen auf ihren Internetseiten Regeln für den Zugang mit Kindern an - und setzen Altersgrenzen fest, unterhalb derer Kinder angeblich keinen Zutritt haben.<BR /><BR />Solche Hinweise betreffen oft Sterne-Restaurants oder allgemein sehr elegante Lokale, die für Kinder weniger geeignet sind. „Solche Angaben sind rechtlich nicht bindend. Hier geht es nicht um Rechtsfragen, sondern um Erziehung: Man sollte wissen, ob das eigene Kind in der Lage ist, sich in einem bestimmten Umfeld angemessen zu verhalten, ohne andere zu stören“, so der Anwalt.