Die Meinungen unter der Bevölkerung sind geteilt, ob die beiden 100-jährigen Bäume wirklich zu schlägern waren.<BR /><BR /><BR /><BR />von Hildegard Flor <BR /><BR />16 große Bäume zierten einst den Neumarktner Friedhof in der Bozner Straße. 15 davon waren Zürgelbäume (Celtis australis) und einer eine Bergulme. Zuletzt wurden 2 Bäume gefällt, was heftige Diskussionen ausgelöst hat.Der Schlägerungsaktion lag ein Gutachten zugrunde, das die Gemeinde und der Grünpflegebetrieb bei einem Diplomlandwirt in Auftrag gegeben hatten. Dieses ergab, dass die Bäume unstabil waren und somit eine Gefahr darstellten. Die Gemeinde wollte für etwaige Schadensfälle keine Verantwortung übernehmen. <BR /><BR />Tatsache ist, dass die beiden Bäume am Kronenansatz ein großes Loch aufwiesen. Es wurde in der Studie eine Rindenstärke von wenigen Zentimetern angegeben. Dies erwies sich als falsch. In Wirklichkeit waren die Wände weitaus stärker. <BR /><BR />Hört man sich unter den Friedhofbesuchern und Grabinhabern um, gibt es durchaus gegenseitige Meinungen. Das Fällen der Bäume gefällt nicht allen. „Schade um die beiden hundertjährigen Bäume“, sagen die einen, „jetzt bekommen unsere Gräber Sonne und es liegt kein Laub mehr herum,“ sagen die anderen. Das Laub der Zürgelbäume verrottet nicht und bleibt auch noch im Frühling liegen. Wieder andere möchten am liebsten alle Bäume weghaben.<BR /><BR />An den verbliebenen Zürgeln wurden Baumpflegemaßnahmen durchgeführt. Nun bleibt nur noch die Hoffnung, dass neue Bäume gepflanzt werden. Tatsache ist, dass die Marktgemeinde Neumarkt bis heute kein Baumkataster erstellen ließ. Ein vom ehemaligen Bürgermeister Alfred Vedovelli in Auftrag gegebenes Landschaftsinventar fiel mehr als dürftig aus. Dies bedeutet, dass es im Dorfbereich kaum noch naturbelassene Flächen gibt und somit keine Biodiversität möglich ist. In Zeiten von Klimawandel und drohendem Temperaturanstieg bestünde durchaus Handlungsbedarf. <BR /><BR />Der Zürgelbaum zählt zur Familie der Hanfgewächse; es ist ein Laubbaum, der eine beachtliche Höhe und ein hohes Alter erreichen kann. Der Beiname australis ist irreführend und hat nichts mit dem fünften Kontinent zu tun. Er bedeutet ganz einfach „aus südlicher Hemisphäre“. Sein Holz ist hell, hart und elastisch und wird manchmal auch beim Instrumentenbau verwendet. Seine dunklen, kleinkugeligen Früchte sind essbar. Er ist in Südeuropa, Nordafrika und der Türkei heimisch und gilt in Neumarkt als Metapher für die letzte Adresse jener, die ihre „letzte Ruhestätte unter den Zürgelbäumen“ finden. <BR /><BR />