Zur Pressekonferenz hatten der heutige SEL-Präsident Wolfram Sparber und sein Vize Giovanni Polonioli geladen, um die Medienvertreter über einige SEL-Verträge zu informieren: Unter anderem seien bei dem Arbeitsverhältnis, dass die SEL mit dem Innsbrucker Unternehmensberater Andreas Bernhard unterhalten hat, „Anomalien“ festgestellt worden, so Sparber am Dienstag (STOL hat berichtet).Andreas Bernhard nimmt zu den Aussagen nun Stellung – und verschickte am Donnerstag einen fünfseitigen Offenen Brief.Es sei ihm nicht mehr möglich, Stillschweigen zu bewahren, so Bernhard. Zudem sei er nicht gewillt, sich seinen ausgezeichneten Ruf „von einem nachweislich unerfahrenen Präsidenten der SEL AG“ kaputt machen zu lassen.In seiner Stellungnahme geht der Unternehmensberater zunächst auf seine ersten Kontakte mit der SEL ein: „Mein Erstkontakt zur SEL AG fand im Jahre 2007 im Rahmen eines Organisationsentwicklungsprojektes statt […].“Im Jänner 2011 sei dann der damalige Präsident Stocker an ihn herangetreten, um Modelle für die Teilung der Direktion zu skizzieren, so Bernhard. „Nach einer fachlichen Klärungs- und Diskussionsphase […] wurde mein Einstieg in die SEL AG als Betriebsdirektor vereinbart.“Zu dieser Position gebe es ein ab 1.6.2011 wirksames Organigramm, das im Unternehmen veröffentlicht und dem alten und neuen Verwaltungsrat bekannt gewesen sei, so Bernhard.Bernhard: Habe gesetzliche Sozialversicherung gefordertBernhard reagiert in seinem Schreiben auf die Aussage Sparbers, Bernhard sei im Dezember 2011 an ihn herangetreten und habe eine Festanstellung gefordert.„Es ist richtig, dass mein Arbeits- und Bestellungsvertrag so geregelt war, dass ich mit 1.6.2011 meine unbefristete Tätigkeit als Betriebsdirektor rechtswirksam aufnehme, die ersten 6 Monate gegen Rechnungslegung entlohnt werde, und dann spätestens mit Wirkung vom 1.12.20011 wie vertraglich im Mai 2011 vereinbart, automatisiert in ein Angestelltenverhältnis eintrete“, so Bernhard.„Demnach entspricht auch die Behauptung von Präsident Sparber nicht den Tatsachen, ich wäre zu ihm gekommen und hätte eine unbefristete Anstellung gefordert, da dafür überhaupt keine Notwendigkeit bestanden hat, da diese bereits rechtswirksam und ohnehin konkludent war“, schreibt Bernhard.Was Bernhard von Sparber allerdings zu Recht eingefordert habe, sei die für den Arbeitgeber verpflichtende Meldung zur gesetzlichen Sozialversicherung, der Sparber nicht nachgekommen sei, so Bernhard weiter.„Die Unterzeichnung des Arbeitsvertrages durch Sparber war von mir zu keinem Zeitpunkt gefordert, da die Rechtswirksamkeit dessen bereits vorlag, es ging einzig und allein um die in seiner Verpflichtung liegende Anmeldung zur Sozialversicherung, der Sparber nicht nachgekommen ist“, betont Bernhard und fährt fort: „Auch wenn Sparber in der Pressekonferenz behauptet, meinen Arbeitsvertrag nicht unterschrieben zu haben, so liegt dieser, von Sparber allseitig paraphiert und unterschrieben mit Rundstempel am 12.1.2012, dem Rekursakt am Arbeitsgericht Bozen auf.“Am 18. Januar 2012 sei er, Bernhard, dann fristlos entlassen worden. Die angeführten Gründe der Entlassung würden von allen von ihm konsultierten Rechts- und Arbeitsrechtsexperten als fadenscheinig beurteilt, so Bernhard.„Sparber hat vom ersten Tag an seine Ablehnung signalisiert“„Obwohl ich zum Zeitpunkt des Eintritts des neuen Verwaltungsrates die ranghöchste operative Führungskraft war, hat mir Präsident Sparber von der ersten Minute an, […] aus mir unerklärlichen Gründen, mit einer verletzenden Offenheit seine Ablehnung signalisiert, ohne sich jemals im offenen Dialog mit meiner Person, meiner Funktion oder Fachkompetenz auseinandergesetzt zu haben“, schreibt Bernhard weiter.„Dies hat mich umso mehr verwundert, da ja die Unerfahrenheit in unternehmerischen Führungsaufgaben dieser Dimension bei Sparber politisch als auch öffentlich bekannt war und politisch und medial so auch kommuniziert und im Unternehmen auch rasch offensichtlich wurde“, so Bernhard.Außerdem sei bekannt, dass sich die Direktoriumsposten in der SEL und in den Tochterunternehmen seit seiner Entlassung in einer noch nie dagewesenen Form ausweiteten, obwohl dazu nach seiner Sachkenntnis keine organisatorische Veranlassung bestehe, meint Bernhard.Zudem seien noch nie so viele Dienstautos der oberen Mittelklasse beschafft worden wie unter Sparbers Regentschaft.Bernhard will gehört werdenNoch nie in seinem Leben sei er von einem Staatsanwalt einvernommen worden, fügt Bernhard hinzu.Er gelte bisher „weder als Zeuge noch als Kronzeuge in irgendeiner Causa in irgendeinem Land dieser Erde“.Er ersuche, vom SEL-Untersuchungsausschuss gehört zu werden. Ebenso stehe er den Mitgliedern der Landesregierung und des Landtages sowie den Klubs der im Landtag vertretenen Parteien für eine Anhörung zur Verfügung, schließt Bernhard.stol