Heute erzählt sie, wie ein innovatives Pflegemodell ihrer Familie durch diese schwere Zeit geholfen hat. <BR /><BR />Sichtlich gerührt spricht Margareth Mur Heinz bei einer Pressekonferenz über ihr Leben, das sich vor rund zwei Jahren schlagartig veränderte: Ihr Mann und Vater der drei Kinder erhält die Schockdiagnose Glioblastom, ein bösartiger Hirntumor.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1193490_image" /></div> <h3> Familienzentrierte Pflege als umfassende Betreuung</h3>Nicht lange nach dem ersten Krankenhausaufenthalt kam das Konzept der familienzentrierten Pflege ins Spiel. „Unser Hausarzt sprach uns darauf an, ob wir uns vorstellen könnten, den Palliativdienst ins Haus zu holen“, erzählt Mur Heinz. Anfangs herrschte Unsicherheit, doch zwei Wochen später stand der Hauspflegedienst auch schon vor der Tür und der erste Schritt zur umfassenden Betreuung war gesetzt.<BR /><BR />Was als reine Pflegesituation begann, entwickelte sich schon bald zu einem freundschaftlichen Verhältnis zwischen Familie und Pflegekräften. „Die Betreuung war nicht nur auf meinen Mann fokussiert – wir als Familie wurden einbezogen, begleitet und unterstützt“, betont Mur Heinz. <BR /><BR />„Einmal ging ich Kaffee trinken. In dieser einen Stunde konnte ich für einen kurzen Augenblick die Krankheit vergessen und es herrschte Normalität“, so Mur Heinz. <BR /><BR />Zugleich plagten sie jedoch Schuldgefühle: Darf ich das überhaupt? Kann ich ihn alleine lassen? Die Pflegerin habe sie in diesem Moment bestärkt und daran erinnert, dass Angehörige sich selbst nicht vergessen dürften.<h3>Dienst half Familie durch schwere Zeiten</h3> „Der Dienst hat uns als Familie durch diese schwere Zeit getragen. Ohne die Unterstützung der Palliativärzte und Pfleger hätten wir das wohl nicht geschafft“, erklärt Mur Heinz. <BR /><BR />Bis heute, nach dem Tod ihres Mannes, steht Margareth Mur Heinz mit den Pflegern in Kontakt. Die familienzentrierte Pflege habe sie von Anfang an begleitet – und helfe ihr auch jetzt, wo es darum geht, mit der Trauer zu leben. <h3> Implementierung in allen 20 Sprengeln</h3>Chronisch krank – für 8.032 Menschen im Sprengel Unterland ist das bittere Realität und für ihre Familien der Beginn einer Ausnahmesituation. Genau hier setzt ein innovatives Pflegekonzept an, das nicht nur Patienten, sondern auch Angehörige miteinbezieht: die familienzentrierte Pflege.<BR /><BR /> Was vor acht Jahren als Pilotprojekt im Gesundheitssprengel Unterland begann, ist heute ein wegweisendes Projekt in der Hauspflege aller Sprengel Südtirols. Doch was steckt dahinter? Die familienzentrierte Pflege ist eine Implementierungsstrategie, die nicht nur Begleitung, Betreuung und Beratung umfasst, sondern auch Netzwerkfunktionen innerhalb des Gesundheitswesens übernimmt. <BR /><BR />Familien werden mit ihren Ressourcen eingebunden – wobei „Familie“ nicht zwingend Blutsverwandtschaft bedeutet, sondern alle nahestehenden Personen einschließt. Dem Start des Pilotprojekts im Unterland ging ein dreijähriger Spezialisierungslehrgang für Familien- und Gemeinschaftskrankenpflege an der Claudiana voraus. Die eigentliche Implementierung im Hauskrankenpflegedienst erfolgte über ein zweijähriges Weiterbildungskonzept. <BR /><BR />„Früher wurde die Familie wichtig, wenn die Krankenpflegerin nicht da war. Heute sehen wir Patienten und Familie als Einheit“, erklärt Pflegedirektorin Marianne Siller. Ziel sei es, eine Beziehung auf Augenhöhe zu schaffen. Warum die Zahl der Erkrankten stetig steigt, ist für den Generaldirektor des Südtiroler Sanitätsbetriebes Christian Kofler klar: „Der demografische Wandel spielt eine entscheidende Rolle, da die Menschen immer älter werden.“ <BR /><BR />Gleichzeitig würden auch Lebensgewohnheiten Risikofaktoren darstellen. Für Kofler steht daher fest: „Prävention ist das Um und Auf.“ Mittlerweile sind alle 20 Südtiroler Sprengel in das Konzept zur Implementierung der familienzentrierten Pflege involviert. In zwölf Sprengeln ist die Implementierung bereits abgeschlossen, vier befinden sich im zweiten Jahr, drei im ersten Jahr der Umsetzung. Die letzten beiden Sprengel – Lana und Don Bosco-Europa – starten im Herbst.