Die Monate in der Coronapandemie haben die Situation für viele Pflegende noch einmal deutlich verschärft. <BR /><BR />Tausende von Pflegebedürftigen und ihre Angehörigen warten derzeit auf ihre Einstufung – und in der Folge vielfach auch aufs dringend benötigte Pflegegeld. Ein halbes Jahr sind die Einstufungsteams durchschnittlich in Verzug.<BR /><BR />„Für Familien, die ihre Angehörigen zu Hause pflegen und auf dieses Geld angewiesen sind, um Pflegeleistungen kaufen zu können, ist das schlichtweg eine Katastrophe“, sagt Martina Ladurner, Vorsitzende des Verbandes der Seniorenwohnheime. Die Heime würde diese Verzögerung der Pflegeinstufungen zwar finanziell nicht betreffen. Aber für die Einschätzung des Personalaufwandes, der für die Betreuung eines Heimbewohners anfällt, sei die Einstufung natürlich auch für die Seniorenwohnheime wichtig, so Ladurner. <BR /><BR />Verzögerungen bei der Pflegeeinstufung hatte es bereits vor der Pandemie gegeben. Schon damals habe es nach Abgabe des Ansuchens 2 bis 3 Monate bis zur Einstufung gedauert. Corona hat die Probleme nun noch einmal deutlich verschärft. „Derzeit wartet man vom Ansuchen bis zur Einstufung im Durchschnitt an die 6 Monate“, bestätigt Soziallandesrätin Waltraud Deeg. „Das Pflegegeld wird aber nach der Einstufung rückwirkend ausgezahlt“, betont sie. <h3> Viele brauchen mehr Pflege</h3>Das hilft in vielen Fällen aber herzlich wenig, weiß Ladurner. Fakt ist nämlich, dass nach wiederholten mehrmonatigen coronabedingten Einstufungsstopps die Landesregierung im September 2020 beschlossen hatte, dass all jene, die um eine Ersteinstufung angesucht hatten, für 18 Monate automatisch in der ersten und somit niedersten Pflegestufe gereiht werden. Diese bedeutet, dass die Person täglich 2 bis 4 Stunden Pflege bedarf. <BR /><BR />Doch lange nicht jeder Pflegebedürftige, der in dieser Zeit von Amts wegen in die niedrigste Stufe gereiht worden ist, hat mit 2 bis 4 Stunden Pflege pro Tag genug. In vielen Fällen brauche es weit mehr. Dasselbe gilt auch für die Fällen von Wiedereinstufung, die jährlich zu Hunderten anfallen. Auch in diesen Fällen muss abgeklärt werden, ob und wenn ja wie sehr sich die Situation des Pflegebedürftigen verschlechtert hat. <BR /><BR /><embed id="dtext86-53866557_quote" /><BR /><BR />„Übersteigt der Pflegebedarf ein bestimmtes Maß, brauchen die pflegenden Familien unbedingt Hilfe – entweder in Form einer Badante oder durch den Hauspflegedienst“, weiß Ladurner. Hilfe, die man bezahlen muss. Finanziert wird die Pflegehilfe in den allermeisten Fällen vor allem durch das Pflegegeld, das nach erfolgter Einstufung ausbezahlt wird.<BR /><BR />Durch den Stau bei den Einstufungen müssen Familien jetzt aber monatelang auf das Geld warten. Im besten Fall wird die Pflegeleistung vorfinanziert. Doch in Zeiten explodierender Lebenshaltungskosten können sich das viele Familien gar nicht mehr leisten. „Da kommen jetzt viele Familien ans Limit“, sagt Ladurner.<h3> Wenig Personal im Einsatz</h3>Bei rund 6000 Ansuchen um Neueinstufung und Wiedereinstufungen pro Jahr sind während der vergangenen beiden Jahre rund 12.000 Einstufungen zusammengekommen. Eine Zahl, die auch bedingt durch die wiederholten Unterbrechungen des Dienstes einfach nicht mehr zeitnah zu bewältigen war, gibt Deeg unumwunden zu. „Hinzu kommt, dass uns immer mehr an Personal abhanden kommt“, sagt die Landesrätin. Von den geplanten 25 Einstufungsteams, bestehend aus einer Sozialbetreuerin und einer Krankenpflegerin, sind derzeit deutlich weniger im Einsatz. „Auch weil gar einige vom Pflegepersonal in die Sanität gewechselt ist“, so Deeg.<BR /><BR />Ein rasches Ende des Personalengpasses bei den Einstufungsteams ist derzeit nicht absehbar. Aus diesem Grund soll es vor allem bei den Wiedereinstufungen einige Änderungen geben, um die Teams zu entlasten und die derzeit langen Wartezeiten bei den Neueinstufungen zu reduzieren, so Deeg.<BR />